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Kölner Moderator Ralph Caspers: "Schulnoten sind wirklich egal"


TV-Moderator spricht Klartext
Ralph Caspers: "Unser Schulsystem ist altmodisch"

  • Lena Kappei
InterviewVon Lena Kappei

Aktualisiert am 23.08.2021Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Ralph Caspers (Archivbild): "Ich weiß, dass ich von Nichts eine Ahnung habe."Vergrößern des Bildes
Ralph Caspers (Archivbild): "Ich weiß, dass ich von nichts eine Ahnung habe." (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Ralph Caspers ist in diesem Jahr Kölner Ehrenamtspate. Der Moderator einer Wissenssendung für Kinder hält selber wenig vom deutschen Schulsystem – und erzählt, was er seinen Kindern rät.

Er ist TV-Moderator ("Wissen macht Ah!"), Autor, Schauspieler und selbsternannter "Klugscheißer" – denn sich Wissen anzueignen und dieses vor allem an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, ist ihm ein wichtiges Anliegen. Dafür hat er bereits das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Nun ist Ralph Caspers, der auch schon "Brillenträger des Jahres" wurde, Ehrenamtspate für "Köln engagiert 2021". Am Sonntag wurde die Auszeichnung für ehrenamtlichen Einsatz für die Stadt zum 21. Mal verliehen – im Historischen Rathaus zu Köln und mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 13.000 Euro.

Herr Caspers, Sie sind in diesem Jahr Ehrenamtspate von "Köln engagiert" – was bedeutet Ihnen das und wie gehen Sie diese Patenschaft an?

Wenn es keine Menschen gäbe, die sich ehrenamtlich engagieren, würden wir uns alle wundern, wie viel in unserer Gesellschaft nicht mehr funktionieren würde. Ich finde es toll, dass es Leute gibt, die so was machen. Leider laufen Ehrenämter häufig nur unter dem Radar. Oft ist die Motivation einfach, anderen Menschen zu helfen und nicht, für seine Arbeit Lorbeeren zu bekommen.

Trotzdem finde ich die Anerkennung wichtig. Es ist gut, gesehen zu werden und es hat den Effekt, dass man Vorbild für andere sein kann. Denn ich glaube, es ist vielen Menschen gar nicht bewusst, wo sie sich überall für andere einsetzen können.

Wie wichtig ist Engagement für Sie persönlich?

Ich habe das Gefühl, dass ich mich meistens auf einer Metaebene engagiere. Wegen meiner Arbeit hab ich so einen unregelmäßigen Tagesablauf, dass ich für die meisten Projekte keine große Hilfe wäre, wenn ich vor Ort anwesend sein müsste – einfach weil ich nicht so einplanbar bin. Ich kann mich aber auf andere Weise einbringen. Ich kann versuchen, mit meiner Bekanntheit Aufmerksamkeit zu schaffen für Projekte, die sonst vielleicht keiner bemerken würde.

Sie haben für Ihr Engagement für Bildung bereits das Bundesverdienstkreuz bekommen.

Das hat mich ein bisschen überrascht, ehrlich gesagt.

Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Bildung an deutschen Schulen?

Schlecht. Ich finde es unglaublich, wie sehr Bildung von den Eltern abhängt. Und von dem Geld und der Zeit, die die Eltern mitgeben können. Wo viele Ressourcen in der Familie sind, haben die meisten Kinder kein Problem, eine gute Bildung zu bekommen.

Fehlt es aber an Geld und Zeit, macht sich das schnell in den Bildungschancen der Kinder bemerkbar. Ich finde, unser Schulsystem ist altmodisch. Man merkt einfach, dass es seinen Ursprung in der Industrialisierung hat.

Es gab damals ganz andere Erwartungen an das, was die Menschen lernen und können sollten. Aber wir haben doch nicht mehr den Anspruch an unsere Kinder, dass sie stumpfe Rädchen in einer großen Maschine sind. Unsere Schulbildung hinkt hinterher.

Sie sind selbst Vater von Kindern (13 bis 20 Jahre alt). Wie sind Sie die Schulzeit zu Hause angegangen?

Wir haben immer gesagt: Scheiß auf die Noten. Es ist wirklich egal, ob du eine Fünf oder eine Zwei hast. Das ist nicht das, was dich als Mensch ausmacht. Wir haben nie Ärger gemacht. Ich habe aber gemerkt, wie Kinder sich selbst unter Druck setzen, weil sie sich untereinander vergleichen. Deshalb wollten wir da immer den Druck rausnehmen. Das hat mal mehr, mal weniger gut geklappt.

Wie präsent in das Thema Bildung in Ihrem Alltag?

Meine Kinder haben mitbekommen, wie sehr mir meine Arbeit Spaß macht und dass ich immer etwas Neues gelernt habe. Das gehörte immer schon dazu. Auch, dass ich eigentlich von nichts eine Ahnung habe und versuche, alles herauszubekommen.

Sie sagten mal, Sie seien selbst ein eher schwieriges Kind gewesen. Wie kann man sich das vorstellen?

Ich war ein bisschen jähzornig und habe Sachen kaputt gemacht. Aber schwierig? Ich glaube, ich war besonders (lacht). Besonders anstrengend wahrscheinlich.

Wann sind Sie in Ihrer Jugend erstmals mit dem Thema Ehrenamt in Kontakt gekommen?

Das war in den USA während eines Highschool-Jahres, weil es da in der Schule ganz viele AGs gab, in denen sich Schülerinnen und Schüler für andere einsetzen konnten. Wir hatten einmal einen Tornado, da wurden sofort ganz viele Essenvorräte gesammelt für die Menschen, deren Häuser zerstört wurden.

Da habe ich uneigennütziges Verhalten erstmals ganz bewusst erlebt. Man hilft, weil es sich gehört. Weil jeder mal in die Situation gelangen kann, Hilfe zu brauchen.

Ist Deutschland gut aufgestellt, was Ehrenamt angeht?

Allein durch den Wettbewerb habe ich viele Projekte gesehen, in denen sich Menschen engagieren. Ich war außerdem UN-Botschafter für die Dekade der Artenvielfalt, da gab es auch zahlreiche ehrenamtliche Projekte. Die Arbeit ist sehr vielfältig, was schön zu sehen ist. Aber ich glaube, es ist noch ordentlich Luft nach oben. Es gibt in Deutschland noch so viel mehr, was man tun kann.

Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen?

Ich finde nach wie vor Bildung für Kinder und Jugendliche am wichtigsten. Wenn man Sachen beigebracht bekommen hat, hilft einem das das ganze Leben. Wenn man da aber zu kurz kommt, hechelt man immer hinterher. Das gefällt mir auch so gut an meiner Arbeit: dass ich zeigen kann – bis zu einem gewissen Grad –, wie die Welt funktioniert.

Sie sind vor allem als TV-Moderator bekannt. Kann man durch das Fernsehen wirklich schlauer werden?

Genau diese Frage habe ich mal Peter Lustig gestellt. Er sagte: "Fernsehen macht kluge Menschen klüger, und dumme Menschen dümmer." Das würde ich so unterstreichen.

Schauen Sie selber denn auch Fernsehen, um sich zu bilden?

Eigentlich gar nicht. Fernsehen ist ja in erster Linie ein Unterhaltungsmedium. Wenn was hängen bleibt, super. Aber ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal etwas bewusst eingeschaltet habe. Meine eigenen Sendungen schaue ich natürlich gerne (lacht). Ansonsten bin ich eher im Internet oder klassisch mit Büchern unterwegs. Und ich unterhalte mich gerne mit Menschen, die sich mit etwas besonders gut auskennen.

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Ist "Klugscheißer" für Sie eine Beleidigung oder ein Kompliment?

Ich habe das nie als Beleidigung empfunden. Das liegt wohl daran, dass ich mich selbst auch so nennen würde.

Wann haben Sie zuletzt etwas gelernt, was völlig neu für Sie war?

Erst kürzlich habe ich etwas über den freien Willen gelesen. Der ist nämlich gar nicht so selbstverständlich, wie man glauben mag. Da streiten Philosophen und Wissenschaftler, ich finde das sehr interessant. Damit beschäftige ich mich gerade.

Laut eigenen Angaben mögen Sie keine Hobbys, dafür aber auf der Couch liegen und an die Decke starren. Erklären Sie das bitte.

Hobbys sind schon nett – ich habe nur keine. Das ist ja etwas, was man hat, um den Stress und den Frust von der Arbeit zu kompensieren, um auch etwas Schönes im Leben zu haben. Ich habe einfach Glück mit meiner Arbeit, ich muss da nichts kompensieren. Ansonsten bin ich faul und hänge rum. Das mache ich wirklich gern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, mit deren Zusammenarbeit die Aktion "Köln Engagiert 2021" entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Ralph Caspers
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