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RB Leipzig: Anwohner-Frust und Proteste wegen Parkchaos – selbst Diplomaten parken falsch


"Bußgelder sind denen völlig egal"
Riesiges Parkchaos bei RB Leipzig: Bürger protestieren

Von Andreas Raabe

Aktualisiert am 27.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Protest gegen Falschparker bei RB-Leipzig-Spielen am Dienstag: Sie stehen auf Wiesen, Gehwegen, Einmündungen und fahren sogar in die Parks hinein.Vergrößern des Bildes
Protest gegen Falschparker bei RB-Leipzig-Spielen am Dienstag: Sie stehen auf Wiesen, Gehwegen, Einmündungen und fahren sogar direkt in den Richard-Wagner-Hain. (Quelle: News5/Grube)

Tausende Fans des RB Leipzig parken regelmäßig den Bereich ums Stadion zu, fahren sogar mitten in Parkanlagen. Anwohner reagieren zunehmend ungehalten.

Wildwest im Osten der Republik: Bei Heimspielen des Bundesligisten RB Leipzig entsteht regelmäßig ein riesiges Parkchaos rund um das Stadion im Zentrum der Stadt. Hunderte, manchmal gar tausende Fußballfans parken ihre Autos illegal auf Gehwegen, Radstreifen, auf Rasenflächen, in Kreuzungen und selbst mitten in angrenzenden Parkanlagen.

Dagegen regt sich schon länger Protest vor allem von Anwohnern im Waldstraßenviertel und von Umweltschützern, die eine Zerstörung von Grünanlagen beklagen. Beim Champions-League-Spiel RB Leipzig gegen Real Madrid am Dienstagabend kam es zu offenen Protesten gegen die Autoflut.

Spieltag bei RB Leipzig: Mehr als 1.600 Falschparker festgestellt

Da das Problem seit Jahren bekannt ist, führte das Ordnungsamt der Stadt zum Spiel gegen Borussia Dortmund am 10. September eine Großkontrolle durch. Obwohl diese vorher in der Zeitung und im Radio groß angekündigt wurde, stellte die Stadt mehr als 1.600 falsch geparkte Autos fest, verteilte 872 Strafzettel und schleppte 30 Wagen ab.

Verschärft wird die Lage durch eine Eigenart des Erfolgsvereins: Während viele Leipziger Fußballfans lieber zu den Traditionsvereinen Lokomotive und Chemie Leipzig halten, strömen die Fangruppen von RB Leipzig zum großen Teil aus dem sächsischen Umland in die Stadt.

Die große Popularität des sogenannten "Brauseklubs" RB zieht zunehmend auch Besucher aus ganz Ostdeutschland nach Leipzig. Die kommen alle mit dem Auto herbeigefahren und sind zudem ortsunkundig. Park-and-ride-Angebote an den Stadtgrenzen werden größtenteils ignoriert.

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Die Lage des Stadions mitten in der Stadt, nahe dem Zentrum, tut das Übrige. Knapp 47.000 Zuschauerinnen und Zuschauer fasst das RB-Stadion, das auf den Wällen des alten Leipziger Zentralstadions errichtet wurde. Dort passten 100.000 Menschen hinein – allerdings kamen die nicht alle mit dem Auto zu den Spielen von Lokomotive Leipzig und der DDR-Nationalmannschaft.

Ein Diplomat räumt ein Schild beiseite und parkt auf dem Gehweg

Dies ist heutzutage anders. Am Dienstagabend, es ist das Spiel RB gegen Real Madrid, besteht der Bereich ums Stadion aus einem einzigen Stau. Autos stehen kreuz und quer geparkt, in Einmündungen, auf Rasenflächen.

An der Ecke Marschner- und Mainzer Straße hält ein Mini Cooper mit Diplomatenkennzeichen mitten auf der Straße an. Das Kennzeichen mit einer 71 nach der 0 weist ihn als Fahrzeug des diplomatischen Corps von Kuwait aus. Ein Mann steigt aus dem Wagen, räumt ein mobiles Verkehrsschild zur Seite und parkt sein Auto auf dem Gehweg.

Einen Strafzettel muss er nicht fürchten, schließlich genießt er weitgehende Immunität, abgeschleppt werden darf das Diplomatenauto auch nicht. Andere Falschparker zeigen sich aber auch wenig beeindruckt von der Aussicht auf ein Bußgeld.

Weiter hinten in Richtung Richard-Wagner-Hain, der großen Parkanlage am Elsterbecken, stehen etwa 20 Personen. Sie versperren Autofahrern den Weg in den Park, wo diese, wie in der Vergangenheit regelmäßig beobachtet, ihre Wagen abstellen wollen. Links und rechts verteilen zwei Ordnungsamt-Mitarbeiter Strafzettel in Massen, denn alle hier stehen im Parkverbot.

Grünen-Politiker: "40 oder 50 Euro Bußgeld sind denen völlig egal"

Auch einige Meter weiter, am Sportforum, versuchen Pkw-Lenker in den Park zu fahren. Dort hat sich eine kleine Versammlung des Umweltschutzbundes Ökolöwe und des Vereins Verkehrswende LE postiert und hindert die RB-Fans daran, in den Park zu fahren.

Der Grünen-Politiker Jürgen Kasek ist auch dabei. "40 oder 50 Euro Bußgeld sind denen völlig egal, das ist schon einkalkuliert", sagt er zu einem Reporter vor Ort. "Viele fahren hier rein nach dem Motto: Versuchen wir es mal", berichtet er. Kasek, der auch im Leipziger Stadtrat sitzt, fordert ein besseres Verkehrskonzept.

Doch eigentlich gibt es das schon. Die Stadt Leipzig, die Polizei und der Fußballklub RB informieren über freie Parkmöglichkeiten in der Nähe des Stadions. Die Stadt hat Park-and-ride-Plätze am Stadtrand eingerichtet, beispielsweise am großen Parkplatz am Völkerschlachtdenkmal. Dort kann man sein Auto abstellen und kostenfrei mit Shuttlebussen oder der Straßenbahn zum Stadion fahren.

Einige tun das auch, doch viele versuchen ihr Glück lieber mit dem Plan, nahe dem Stadion schon irgendwas zu finden, zur Not eben mitten auf der Wiese. "Während das Parkhaus am Zoo, knapp zwei Kilometer vom Stadion entfernt, fast leer war, standen wieder massenhaft Fahrzeuge am Stadion falsch", twittert Stadtrat Kasek am folgenden Tag entgeistert und fragt: "Warum stehen Menschen lieber im Stau und bezahlen Bußgeld?"

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Reporter vor Ort
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