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Münchens PS-Problem – Wie Raser die Straßen unsicher machen


Münchens PS-Problem – Wie Raser die Straßen unsicher machen

Von Patrick Mayer

04.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ein schnell fahrendes Auto (Symbolbild): In München kommt es immer wieder zu Unfällen wegen überhöhter Geschwindigkeit.Vergrößern des Bildes
Ein schnell fahrendes Auto (Symbolbild): In München kommt es immer wieder zu Unfällen wegen überhöhter Geschwindigkeit. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Gefährliche Protzerei, irre Verfolgungsjagden, Alkohol und Drogen: Immer wieder verursachen ungehemmte Raser mitten in München schwere Unfälle. Die Polizei geht entschieden dagegen vor. Doch die Leopoldstraße wird zum Problemfall.

Geradlinig liegt sie mitten in der bayerischen Landeshauptstadt. Zwischen dem Siegestor Ludwig I. und der Münchner Freiheit verläuft über mehr als drei Kilometer die prächtige Leopoldstraße.

Bars, Restaurants, Wirtshäuser, Boutiquen und Kaufhäuser säumen die Straße, dazwischen kleine Marktstandl und Eisdielen. Vom nahen Englischen Garten strömen abends die Menschen nicht nur in den warmen Monaten hierher. Die Schanigärten in den Parkbuchten, die Straßencafés sind dann berstend voll – wenn nicht gerade Corona-Krise ist.

Leopoldstraße wird regelrecht zur Rennstrecke

Die Leopoldstraße, die wie eine Ader zwischen Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und Schwabing verläuft, ist aber nicht nur durch Nachtschwärmer hochfrequentiert. Manchmal heult von Weitem laut ein Motor auf. Wenige Sekunden später fliegt ein Sportwagen oder eine wuchtige Limousine an den Schankflächen vorbei, nicht selten vollgepackt mit jungen Leuten.

Oder ein Motorradfahrer präsentiert die Lautstärke seines Auspuffrohrs einer Restaurantterrasse, auf der die Gäste erschrocken zusammenzucken. In diesen Momenten wird die "Leopold", wie die Münchner die teils vierspurige Straße nennen, zur Rennstrecke. München hat ein echtes PS-Problem. Vor allem im Sommer.

Polizeipräsidium beschwichtigt

Das Polizeipräsidium beschwichtigt auf Anfrage von t-online zwar und erklärt: "In München gibt es keine organisierte Tuner-, Poser- oder Raser-Szene. Illegale Rennen ergeben sich in der Regel spontan, direkt aus dem Verkehrsgeschehen." Und dennoch geht die Münchner Polizei entschieden und gezielt gegen Raser vor. Sogenannte Auto-Protzer sind wohl ein weit verbreitetes Phänomen.

Mitte August 2020 hatte es beispielsweise eine Großrazzia in Schwabing gegeben, bei der 35 Fahrzeuge kontrolliert wurden. Sie hatten britische Zulassungen, machten in der Millionenmetropole Station – und fielen wegen eines illegalen Straßenrennens auf.

Dass das PS-Problem größer ist, zeigt auch die Statistik der sogenannten Geschwindigkeitsunfälle und -verstöße in München. So stellte das Polizeipräsidium 2020 insgesamt 181.430 Geschwindigkeitsverstöße fest – in nur einem Jahr. 2.843 Mal waren die Fahrenden mehr als 31 km/h zu schnell. Die Polizei verzeichnete im selben Jahr im Stadtgebiet 41 Unfälle, die auf "die Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit" zurückzuführen waren.

Unfälle zwischen Maxvorstadt und Schwabing

Die Beispiele sind vielfältig: An einem frühen Freitagmorgen raste im Januar 2017 ein Mann in einem Leihwagen eines Carsharing-Anbieters mit bis zu 180 km/h durch die Innenstadt und krachte zwischen Leopoldstraße und Ungererstraße in eine Litfaßsäule. Allein am Pfingstwochenende 2020 stoppte die Polizei vier illegale Straßenrennen, unter anderem mit einem Quad an der Kreuzung Schleißheimer Straße und Frankfurter Ring.

Gerade die sehr lang gezogenen Straßen wie die "Leopold", die "Schleißheimer", die "Dachauer" und die "Landsberger" geraten immer wieder in den Fokus. Im Juni vergangenen Jahres krachte ein damals 19-Jähriger am Siegestor in den Gegenverkehr, weil er mit seinem 3er-BMW viel zu schnell unterwegs war. Zur Einordnung: An dieser Stelle sind viele Menschen mit Fahrrädern oder zu Fuß unterwegs, die Gebäude der Universität liegen um die Ecke.

Illegales Rennen zwischen Vater und Sohn auf "Feier-Banane"

Etwaige Gefahren für andere schrecken die Verkehrschaoten aber offenbar nicht ab. So lieferten sich Anfang August 2020 etwa ein Vater und sein Sohn ein illegales Straßenrennen auf der Sonnenstraße in der Ludwigsvorstadt. Ausgerechnet auf der "Feier-Banane", wie die Straße wegen der zahlreichen Clubs und Discotheken in der Innenstadt auch genannt wird.

Dabei ist die Verkehrslage wegen der Großbaustelle am Sendlinger Tor, mehrerer Ampeln und Spurwechseln sowie einer tückischen Kurve zwischen Karlsplatz, "Stachus" und Maximiliansplatz ohnehin kaum übersichtlich. Teils gefährlich. Die Polizei stoppte Vater und Sohnemann, stellte Strafanzeige gegen beide.

Trauriger Höhepunkt: Am 15. November 2019 fuhr ein 36-jähriger Raser einen 14-jährigen Jungen auf der Flucht vor der Polizei auf der Fürstenrieder Straße im Stadtteil Laim tot. Der Fall löste bundesweit Bestürzung aus. München hat ein echtes PS-Problem.

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