Was man in München für die Ukraine spenden kann

Seit Tag eins des Ukraine-Kriegs ist die Hilfsbereitschaft der Deutschen für die Opfer groß. Auch in München sammeln viele Geld oder Sachspenden für die Ukraine. Doch einiges von dem, was gespendet wird, ist schlicht unnütz.

Etwa so weit wie ein großes Klassenzimmer reicht der Raum im Hochparterre in der Arnulfstraße in die Tiefe. Vorne steht ein Pult, links stapeln sich Flaschen, etwas versteckt in der Ecke dahinter steht ein Bücherregal, überall im Raum reihen sich Kisten auf, einige von ihnen quillen über. Noch stehen die Sachen hier, wo vor der Tür die Straßenbahn rattert und am benachbarten Briefzentrum Postboten mit dem Fahrrad fahren. Bald sollen einige Spenden in die Ukraine, wo Bomben fallen.

Seit rund zwei Wochen tobt dort zwischen Lwiw und Donezk ein Krieg, nachdem Russland das Land angegriffen hat. Was zu tun ist, darüber streiten sich Öffentlichkeit und Politik, das Leid ist groß, die Anteilnahme im Westen auch. So wie hier ins Kulturzentrum Gorod in der Arnulfstraße bringen die Menschen an viele Orte ihre Spenden. Gut gemeint ist das sicher. Aber nicht immer gut. Das erzählen die Helferinnen und Helfer im Gespräch mit t-online.

Spenden für Ukraine aus München an verschiedenen Orten

Schon seit vergangener Woche hängt am Eingang des Kulturzentrums ein Schild: "Keine Kleider mehr!" Eine Passantin erzählt, der nahegelegene Drogeriemarkt sei leergekauft, Menschen bringen dort erstandene Ware zum Spenden hierher. Ein Mann mit zwei Plastiktüten betritt den Raum. Die Tüten sind gefüllt mit Medikamenten.

Gerade die werden aktuell besonders benötigt, anders als alte Klamotten aus dem Kleiderschrank, erzählen Helferinnen und Helfer an vielen Orten der Stadt. Was aktuell im Kulturzentrum genau fehlt, kann man uns dort nicht sagen. Für ein Gespräch sei keine Zeit, heißt es von den Verantwortlichen. Nicht selten sind Reporter über Absagen verärgert. Die Helfenden im Kulturzentrum aber versteht man: Auch für sie ist der Krieg ein Stressfaktor.

Geld spenden ist besser als Kleidung für Ukraine

"Sachspenden nehmen wir keine an", informiert eine Sprecherin des "Münchner Freiwillige - Wir helfen e.V.". Unterstützen könne man den Verein und die, denen er hilft, stattdessen mit Geldspenden. "Geld bringt am meisten. Mit Sachspenden hat man stattdessen oft Aufwand", sagt sie. "Und eventuell wird das Material dann nicht mal gebraucht."

Die Arbeit des Vereins konzentriere sich aktuell darauf, Wohnungen für Neuankömmlinge zu suchen. "Wir vermitteln und freuen uns über Möglichkeiten, Personen länger unterzubringen", sagt die Sprecherin. "Aber auch Betten für ein paar Nächte sind wichtig."

Von der Spendenbereitschaft der Münchnerinnen und Münchner ist sie angetan. Wie viel Geld bislang zusammengekommen sei, werde noch gar nicht erfasst. Aber klar ist: Rund 10.000 Personen in der Stadt helfen aktuell auf verschiedene Arten den Flüchtlingen. Das sind zwar viele, sagt der Verein. Aber noch nicht genug. "Es braucht jede Hand", sagt die Sprecherin. "Wir sind erst am Anfang."

Netzstrumpfhose und Stöckelschuhe für Moria

Anders als die Münchner Freiwilligen unterstützt die Caritas in München auch mit Sachspenden. Caroline Hartl ist Koordinatorin für die Ehrenamtlichen der Caritas, hat daher einen Blick darauf, wie die Spendenaktion läuft. Auch sie sagt: "Geld ist einfach universell einsetzbar. Damit kann man auch kurzfristig das kaufen, was aktuell gebraucht wird."

Als Helferin war sie bereits bei verschiedenen Aktionen beteiligt. "Viele spenden ihre Klamotten. Damit sind die Geflüchteten aber meist eh versorgt. Nur kurzfristig können bestimmte Kleidungsstücke eventuell mal stärker gebraucht werden", erklärt Hartl.

Für das Lager Moria, so erzählt Hartl, hätten Menschen teils Netzstrumpfhosen und Stöckelschuhe spenden wollen. In dem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos hatten bis zu einem Brand rund zehnmal so viele Menschen auf Lehm- und Sandboden gelebt, als dort eigentlich zugelassen gewesen wären. Für Laufsteggarderobe gab es dort keine Verwendung. "Aber so etwas hat uns bisher noch nicht erreicht, zum Glück", berichtet Hartl über die aktuelle Lage.

Ukraine: Besonders Medikamente werden gebraucht

Besonders nötig seien zurzeit Medikamente. Immer wieder erhielten sie Spenden von Apotheken, schildert Hartl. Aber auch Privatpersonen könnten spenden, wenn auch deutlich seltener: Annehmen könne man nur Packungen, die noch verschlossen und im Originalzustand sind. Zudem verändere sich von Tag zu Tag, welche Güter dringend gebraucht werden.

Genaueres dazu könne die gemeinnützige Hilfsorganisation Diakonia sagen, mit der die Caritas zusammenarbeite, schildert Hartl. Wer allerdings kurzfristig herausfinden will, was im Moment gebraucht wird, hat es schwer. In der Diakonia klingelt das Telefon ohne Unterlass, die Leitung ist fast durchgängig besetzt. Der Krieg ist auch hier eine Großlage.