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Kommt das günstigere Semesterticket für Nürnberg und Erlangen?


Diese neuen Regeln gelten bald
Studierende machen Druck: Fahren sie in Nürnberg und Erlangen bald günstiger?

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

Aktualisiert am 16.06.2022Lesedauer: 5 Min.
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Günstiger unterwegs: Mit 9-Euro-Monatstickets sollen Millionen Menschen im Juni, Juli und August Bus und Bahn nutzen können.Vergrößern des Bildes
Eine Frau wartet am Bahnhof (Symbolbild): Studierende aus Nürnberg und Erlangen wollen einen günstigeren Nahverkehr. (Quelle: Marijan Murat/dpa-bilder)

Kommt das 365-Euro-Ticket für Studierende? Zumindest kommt Bewegung in die Diskussion. Nürnberger und Erlanger Studierende machen Druck. Ihr Semesterticket gilt als eins der teuersten in Deutschland. Einen ersten Erfolg können sie vermelden – welche neuen Regeln bald für sie gelten.

"Der Frust ist sehr groß." Unter ihnen gebe es kaum ein Thema, das präsenter sei, erklärt Paulus Guter. Die Studierenden wollen endlich einen günstigeren Nahverkehr. 282 Euro pro Semester zahlt, wer rund um die Uhr in Nürnberg und Umgebung fahren will. Wie geht es weiter nach dem 9-Euro-Ticket?

Um den Bedarf zu verdeutlichen, hat der Arbeitskreis "Semesterticket" der Studierendenvertretungen eine Umfrage an den großen Hochschulen in Erlangen und Nürnberg durchgeführt. 15 Monate lang haben sie daran gearbeitet, erläutert Koordinator Guter bei der Präsentation der Ergebnisse, zu der Vertreter aus Politik, von Hochschulen und vom Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) geladen waren. Die Mitmachquote sei nie so hoch gewesen. Rund 50.000 Studierende wurden gefragt, 15.000 haben mitgemacht. Die Ergebnisse seien überraschend.

Ein Budget von unter 400 Euro – so wenig Geld haben demnach 63 Prozent der Befragten am Monatsanfang zum Leben zur Verfügung. Eine erschreckende Erkenntnis, meint Guter, der Elektrotechnikstudent an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist. Dass Studierende wenig Geld haben, sei klar. Dass sie so wenig zur Verfügung haben, sei überraschend. "Wir sind über jede Preisreduktion froh." Es komme auf jeden Euro an.

Die Umfrage zeige auch: Würde das Ticket weniger kosten, stiegen deutlich mehr auf Bus und Bahn um. "Bei einem Preis von 100 Euro würden mindestens 50 Prozent derjenigen ein Zusatzticket kaufen, die noch keins haben." Das berge riesiges Potenzial – auch für den Verkehrsbetrieb.

AK Semesterticket: 365-Euro-Ticket wäre die Lösung

Ein 365-Euro-Ticket für Studierende wäre die Lösung, so die Studenten. Am besten schon zum nächsten Wintersemester, nachdem das 9-Euro-Ticket im August ausgelaufen sein wird. Mathias M. Meyer, Geschäftsführer vom Studentenwerk Erlangen-Nürnberg, unterstützt die Forderung: "Es ist an der Zeit, dass wir das Ticket umgesetzt bekommen."

Bisher können in Nürnberg und Umgebung nur Auszubildende und Schüler für 1 Euro pro Tag mit den Öffentlichen fahren. Im Vergleich zu den Studierenden kostet sie das rund 200 Euro weniger im Jahr. Wieso schließt das Angebot Studierende aus? "Wir sehen wirklich keinen Grund, wieso nicht auch wir ein 365-Euro-Ticket bekommen sollten", sagt Ulma Herrera, ebenfalls Mitglied im Arbeitskreis. Ihr Einkommen sei ähnlich niedrig wie das der Azubis. Außerdem würde die Hochschullandschaft der Region gestärkt und ein wichtiger Beitrag zur Realisierung der Klimaziele geleistet.

Vergünstigter Nahverkehr für Studierende: VGN äußert sich

Was also spricht dagegen? Laut VGN sind das die Kosten. "Ohne Förderung durch den Freistaat und die Mittel der kommunalen Aufgabenträger" sei ein 365-Euro-Ticket für Studierende nicht umsetzbar, erklärt VGN-Geschäftsführerin Anja Steidl auf Nachfrage von t-online. Deshalb sei im ersten Schritt die Politik gefordert. Die müsse die "Einnahmeverluste in einer nicht unerheblichen Größenordnung" ausgleichen.

Wie sieht das zuständige Verkehrsministerium das? Hier heißt es auf Nachfrage, dass die Einführung des 365-Euro-Tickets ein wichtiges Ziel im Freistaat sei. So weit, so gut. Das sieht schließlich auch der bayerische Koalitionsvertrag vor, wie ein Blick auf Seite 48 zeigt (wenn auch die Zielgruppe nicht näher erläutert wird): "Für die großen Städte (…) wollen wir auf Dauer ein 365-Euro-Jahresticket einführen."

Verkehrsministerium: Schrittweise Umsetzung des 365-Euro-Tickets

Dessen Einführung soll laut Ministerium schrittweise umgesetzt werden. Zuerst waren nun die Schüler und Azubis dran. Für ihr Ticket trage der Freistaat zwei Drittel der entstehenden Mindereinnahmen. "Die Ausgleichszahlungen allein hierfür betrugen im Jahr 2021 über 60 Millionen Euro", heißt es. Bevor das Ticket auf andere Gruppen ausgeweitet werden könne, müssten die bisherigen Erfahrungen erst einmal evaluiert werden. Angesetzt sei dies auf Herbst/Winter 2023/2024. Erst nach der Evaluation will die Politik also über mögliche weitere Schritte entscheiden.

Der Traum vom 365-Euro-Ticket zum nächsten Wintersemester ist damit geplatzt. Für die Studenten ist erst mal keine weitere Entlastung nach dem 9-Euro-Ticket in Sicht. Dabei hätten Vertreter des Ministeriums ihnen Zustimmung zu einer Zwei-Drittel-Bezuschussung signalisiert, erklärt Guter.

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen treibt das Thema im Landtag voran. Sie hat im Mai den Antrag "Mobilität für junge Menschen" gestellt. Darin wird die Staatsregierung aufgefordert, das derzeitige Modell des 365-Euro-Tickets auf Studierende auszuweiten. Diese müssten in den großen Universitätsstädten bereits einen relevanten Teil ihres geringen Einkommens für die Wohnungsmiete einsetzen. Ausgerechnet sie seien vergessen worden. "Aufbauend beispielsweise auf der gewachsenen Struktur und dem Verteilungsmodell des Bayern-Tickets könnte auch ein bayernweites Semesterticket ausgestaltet werden."

Ein erster Erfolg: Neue Regeln für das Semesterticket im VGN

Obacht – wer das aktuelle Modell zum Nürnberger Semesterticket verstehen will, braucht volle Konzentration. Sogar der VGN schreibt auf seiner Webseite: "Viel Text, schon klar (…)!"

Das Semesterticket besteht aus zwei Karten: Einerseits gibt es eine Basiskarte, die alle Studierenden mit ihrem Studentenwerksbeitrag zahlen. Sie kostet 75 Euro und gilt werktags zwischen 19 und 6 Uhr, an Wochenenden wie Feiertagen. Andererseits gibt es noch die Zusatzkarte für 207 Euro (Stand: Sommersemester 2022). Für all diejenigen, die den gesamten Verkehrsverbund rund um die Uhr nutzen. Macht insgesamt 282 Euro. Die Zusatzfahrkarten haben laut Umfrage zuletzt rund 40 Prozent der Studierenden dazugekauft.

Es gebe einen ersten Erfolg, berichtet Guter. Nach vielen, vielen Verhandlungen passt der VGN die Ausschlusszeiten zum kommenden Wintersemester an. Sehr zur Freude der Studenten. Laut Umfrage haben sich viele gewünscht, schon früher mit der Basiskarte fahren zu können. Das dürfen sie nun auch: nämlich ab 18 Uhr und freitags schon ab 17 Uhr. Und es gibt eine Befreiungsmöglichkeit für Urlaubs- und Auslandssemester (abhängig von der Hochschule).

In Bamberg und Bayreuth ist Semesterticket deutlich günstiger

In Bamberg (43,80 Euro) und Bayreuth (64,03 Euro) ist das Semesterticket deutlich günstiger, es gilt in der jeweiligen Stadt. Den Betrag zahlen dort alle Studierenden – ob sie wollen oder nicht. Das Solidarmodell senkt den Preis. Ein solches würde in Nürnberg und Erlangen weniger infrage kommen, erklärt Guter, weil es wohl laut Umfrage keine Mehrheit finden würde. Grundsätzlich gibt es in Deutschland zwei Finanzierungsarten für Semestertickets: das Solidarmodell (wie in Bamberg) und das Sockelbetragsmodell (wie in Nürnberg).

Welche Form soll das 365-Euro-Ticket haben? Die Studierendenvertretungen hätten sich hierzu bislang nicht eindeutig positioniert, so Steidl vom VGN. Nichtsdestotrotz: Der VGN stehe der Einführung eines 365-Euro-Tickets offen gegenüber, heißt es – solange der entsprechende Ausgleich der Mindereinnahmen dauerhaft gesichert sei und das Modell den Regularien des Unternehmens entspreche.

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365-Euro-Ticket: In München geht’s voran

In München passiert derweil mehr. Dort hat eben erst der Wirtschaftsausschuss der Stadt einstimmig dafür votiert, Studierende bis 2023 in das 365-Euro-Ticket aufzunehmen, heißt es auf der Webseite "Semesterticket München". Aber eben auch nur unter der Bedingung, dass der Freistaat finanzielle Unterstützung leiste.

In Nürnberg dagegen hat der Stadtrat seine Bestrebungen für ein "365-Euro-Ticket für alle" im März für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, weil die Kosten zu hoch seien. Damit hätten nicht nur Studenten, sondern alle günstig fahren können. Ein Bürgerbegehren könnte es noch richten. Der Nürnberger Stadtrat tritt dazu Anfang Juli zu einer Sondersitzung zusammen, in der er über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden will.

Wie groß das Interesse an einem günstigeren Nahverkehr in der Region ist, hat sich im April gezeigt. Eine Technikpanne sorgte tagelang für Ausnahmezustände vor Erlanger und Nürnberger Ticketautomaten. Wegen eines internen Zahlendrehers kostete das Semesterticket nur 2,07 Euro statt 207 Euro.

Verwendete Quellen
  • Pressetermin vor Ort
  • Nachfrage bei VGN/VAG
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