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Felix Magath zu 1860 München: Was dran ist am Gerücht?


Machtkampf in München
Magath zu 1860? Was dran ist am Gerücht – und was nicht

Von t-online
Aktualisiert am 13.06.2015Lesedauer: 4 Min.
Felix Magath ist bei 1860 München im Gespräch.Vergrößern des BildesFelix Magath ist bei 1860 München im Gespräch. (Quelle: Colorsport/imago-images-bilder)
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Aus München berichtet Marc L. Merten

Beim TSV 1860 München herrscht dieser Tage trügerische Ruhe. Nach dem Last-Minute-Klassenerhalt trifft man nur wenige Menschen am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße an. Doch diejenigen, die kommen, diskutieren nur über ein Thema – offen oder hinter vorgehaltener Hand: Kommt er? Oder ist alles wieder nur Dampfplauderei? Der Name Felix Magath bewegt die Löwen – und hinterlässt ratlose Gesichter. Nur eines scheint klar: Sportchef Gerhard Poschner hat offenbar keine Zukunft mehr bei den Sechzigern.

Felix Magath wohnt nur wenige hundert Meter vom Löwen-Anwesen entfernt. Wer die Grünwalder Straße weiter südlich fährt, kommt an der Residenz des früheren doppelten Double-Trainers des FC Bayern vorbei. Ob er dort gerade mit einer Tasse Tee auf seiner Terrasse sitzt, die Zeitung liest und auf den entscheidenden Anruf wartet? Den Anruf, der ihm sagt: Felix, es ist alles klar, Poschner ist weg, Du kannst anfangen. Doch dass Magath zum TSV wechselt, ist eher unwahrscheinlich.

Protestmarsch der Fans - Verwaltungsrat contra Poschner

Aber der Reihe nach: Am vergangenen Mittwochabend hatte es zwei wichtige Treffen für 1860 gegeben. Auf dem Gelände eines Edel-Fans der Löwen trafen sich Sportchef Poschner und Aufsichtsrat Noor Basha mit ausgewählten Fans. Fans, die geplant hatten, am Samstag die trügerische Ruhe an der Grünwalder Straße zu stören. Mit einem Protestmarsch gegen den Geschäftsführer Sport, gegen jenen Poschner, der nun das Gespräch suchte, um ihnen seine Sicht der Dinge zu erklären. Eine wichtige Rolle dabei spielte auch Basha, seines Zeichens nicht nur Aufsichtsrat, sondern auch Cousin von Hasan Ismaik, dem jordanischen Investor, der 2011 den TSV 1860 vor dem Ruin bewahrt hatte und dem heute 60 Prozent der Löwen-Anteile gehören – bei 49 Prozent Stimmen, versteht sich. Aber dazu später mehr.

Während nun also Poschner und Basha versuchten, die Fans davon zu überzeugen, den Protestmarsch abzusagen und Verständnis für die sportlich so katastrophale Saison zu entwickeln, traf sich ein anderer Teil des weiß-blauen Chaosklubs zu einer nicht minder wichtigen Sitzung: Der Verwaltungsrat und das Präsidium kamen zusammen und berieten, na klar, über die Zukunft Poschners. Das Ergebnis war eindeutig: Keiner der Verwaltungsräte hat Lust, mit Poschner in die neue Saison zu gehen. Die Handlungsempfehlung an Präsident Gerhard Mayrhofer lautete daher, alle erdenklichen Maßnahmen zu ergreifen, um den Sportlichen Leiter loszuwerden.

Warum schmeißt der Klub Poschner nicht einfach raus?

Man möchte meinen: Aha, okay, der Verein hat entschieden – Poschner muss weg! Einzig: Auch drei Tage nach dem Misstrauensvotum ist der Sportchef noch immer da. Über die Gründe lässt sich spekulieren. Verbrieft ist, dass Präsidium und Poschner entgegen vieler Gerüchte weiter miteinander reden, eine Lösung nicht ausgeschlossen ist. Die könnte so aussehen: Poschner will beweisen, dass er aus seinen Fehlern der Vorsaison gelernt hat. Er könnte noch einmal eine Chance bekommen, endlich eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, die wieder in die oberen Tabellenregionen zurückkehrt. Schafft er das und stehen die Löwen bis zum Winter auf einem einstelligen Tabellenplatz, hat er seinen Kopf aus der Schlinge gezogen. Spielen die Weiß-Blauen erneut gegen den Abstieg, muss er gehen.

Aber auch Investor Hasan Ismaik hat einen entscheidenden Anteil daran, dass Poschner noch Sportchef ist. Ismaik und Basha stehen hinter dem 45-Jährigen und glauben daran, dass der ehemalige Profi des VfB Stuttgart und Borussia Dortmund das sportliche Blatt zum Guten wenden kann. Das Präsidium könnte Poschner zwar aufgrund der 50+1-Regel an Ismaik vorbei entlassen. Weil man aber die Konsequenzen fürchtet – die Rede ist von der angeblichen Drohung des Investors, Darlehen aufzukündigen und den Verein so an den Rand der Insolvenz zu führen –, traut man sich diesen Schritt bislang noch nicht.

"Hasan Ismaik denkt nicht daran, zu verkaufen"

Erpresst Hasan Ismaik also den Verein? Weil sich der Milliardär komplett aus der öffentlichen Diskussion raushält, ist auch das nur ein wildes Gerücht. Kein Gerücht dagegen ist, dass man von Vereinsseite seit Monaten nach einer Alternative sucht. Nach einem Münchner Unternehmen, das bereit ist, Ismaiks Anteile zu kaufen und selbst beim TSV einzusteigen. Und jetzt kommt wieder Felix Magath ins Spiel. Denn angeblich steht ein solcher Investor mittlerweile bereit. Und mit Magath der Wunschtrainer und -manager des neuen Investors und des Verwaltungsrats. Das große Problem an der Geschichte: Ismaik denkt aktuell nicht daran, seine Anteile zu verkaufen.

Also suchen Teile der Vereinsführung – in diesem Fall der Verwaltungsrat – nach einer weiteren Lösung. Diese könnte so aussehen: Das aktuelle Präsidium wird noch vor der bevorstehenden Mitgliederversammlung am 21. Juni zum Rücktritt bewegt und durch einen Notvorstand ersetzt. Dieser, gestellt vom Verwaltungsrat, entlässt Poschner – komme von Ismaiks Seite, was wolle – und ein Sponsor finanziert die Verpflichtung Magaths.

Welche Rolle spielt Günter Netzer?

Eines ist klar: Ismaik wird Magaths Verpflichtung nicht finanzieren. Beide hatten sich bereits vor über zwei Jahren kennen gelernt, doch der Jordanier war nicht gerade angetan vom Star-Trainer gewesen. Ergo müsste der Klub andere finanzielle Mittel finden, um diesen zu installieren. Dies könnte der potenzielle neue Investor sein, wenn dieser zu einer Vorleistung bereit wäre, ohne dass Ismaik seine Anteile bereits verkauft hätte. Denn selbst, wenn Ismaik einlenken und einem Eigentümer-Wechsel zustimmen würde, würde sich der Verkauf – bis er von der DFL genehmigt wäre – über Wochen hinstrecken. Zeit, die 1860 mit Blick auf Saisonvorbereitung und Kaderplanung nicht hat.

Ein anderer Geldgeber für den Star-Trainer könnte Vermarkter Infront sein. Dieser hatte den TSV für dessen Außendarstellung unlängst kritisiert – durch Executive Director Günter Netzer. Der wiederum kennt Magath aus gemeinsamen Zeiten beim HSV. Ein Schelm, der Böses dabei denkt...

Bei so einem undurchsichtigen Machtkampf, bei dem es längst nicht mehr rein ums Sportliche geht, verwundert es nicht, dass auch die Fan-Basis gespalten ist. Während sich ein Teil der Anhänger von Poschner und Basha überzeugen ließ, den Fan-Protest am Samstag abzusagen, wollten andere sich dennoch versammeln. Darunter auch prominente Vertreter wie Ex-Profi Thomas Miller, Meister-Löwe Peter Grosser oder der "König von Giesing" Karsten Wettberg. 1860 wäre nicht 1860, wenn neben den politischen Spielchen, Intrigen und Unzulänglichkeiten auf allen Ebenen auch noch ein anständiger Schuss Folklore mit dabei wäre.

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