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FC Bayern: Nagelsmann besteht die Lewandowski-Probe


Nach Unruhe vorm Barcelona-Gipfel
Nagelsmann besteht die Lewandowski-Probe

Von Julian Buhl, Andreas Becker, München

Aktualisiert am 14.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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Bayern-Trainer Julian Nagelsmann: Schwere Aufgabe Barcelona gemeistert.Vergrößern des Bildes
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann: Schwere Aufgabe Barcelona gemeistert. (Quelle: IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel)

Nach drei Remis in der Liga stand Nagelsmann vor dem Barça-Kracher unter Druck. Er ging ins Risiko und ist nun der große Gewinner. Kahn überrascht.

Julian Nagelsmann hatte von der Champions-League-Robe längst in sein Wohlfühloutfit gewechselt. Statt in seinen grauen knöchelfreien Hosen war der Trainer des FC Bayern in kurzen Trainingsshorts und weit hochgezogenen weißen Tennissocken zur Pressekonferenz erschienen.

Wenig später lief er nach dem 2:0-Sieg gegen den FC Barcelona ebenso gekleidet und mit zwei Sporttaschen auf dem Rücken auch durch die Mixed Zone. "Servus", sagte er noch und grinste, bevor er das Stadion dann gegen Mitternacht verließ. Der 34-Jährige hatte dabei sichtlich gute Laune und die hatte er sich nach den vorangangenen 90 Minuten auch redlich verdient.

Während der ersten Halbzeit der umkämpften Partie gegen Barça und vor allem in deren Vorfeld war die Gefühlslage bei dem Bayern-Trainer noch eine komplett andere gewesen. Er wirkte genervt und angespannt.

Denn nach zuletzt drei Unentschieden in Folge und dem damit einhergehenden schlechtesten Bundesliga-Start des Rekordmeisters seit zwölf Jahren war Nagelsmann vor dem Barcelona-Kracher durchaus unter Druck geraten. Vermeintliche Kritikpunkte seiner eigenen Spieler an ihm und seinem Führungsstil wurden zumindest medial zum Thema gemacht.

Ob die nun zutreffen oder nicht – eine mögliche Niederlage gegen die Katalanen hätte die Stimmungslage definitiv weiter verschärft.

Richtungsweisendes Big-Point-Spiel für Nagelsmann

Mit dem Duell gegen Robert Lewandowski und die Katalanen hat Nagelsmann aber das erste ganz große und richtungsweisende Big-Point-Spiel der noch jungen Saison mit seinem Team für sich entschieden. Der Bayern-Coach hat die Lewandowski-Probe bestanden. Und daran hatte er auch entscheidenden Anteil.

Er entschied sich beispielsweise gegen Matthijs de Ligt und für Upamecano als direkten Gegenspieler Lewandowskis, obwohl der sich zuletzt mehrere Patzer geleistet hatte. Mit viel Geschick und auch ein wenig Glück schafften es der Franzose und sein Landsmann Lucas Hernández, gegen die starke Barça-Offensive um ihren ehemaligen Mitspieler ohne Gegentreffer zu bleiben.

Auch Noussair Mazraoui, den Nagelsmann schon nach 20 Minuten für den verletzten Benjamin Pavard ins Spiel brachte, bestand seine Feuertaufe in der Königsklasse mit Bravour. Immer wieder warf sich der Rechtsverteidiger in höchster Not noch entscheidend in die gefährlichen Abschlüsse von Lewandowski und Co. und empfahl sich dabei durchaus für höhere Aufgaben.

"Er ist ins kalte Wasser reingeworfen worden, konnte sich nicht mal warmmachen", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic auf t-online-Nachfrage: "Er hat das sehr gut gemacht. Das freut mich sehr für den Jungen."

Smart war auch die Einwechslung von Leon Goretzka für den gelb-vorbelasteten Marcel Sabitzer zum zweiten Durchgang. "Leon hat es super gemacht, hatte super Ballgewinne, gute Momente nach vorne. Von daher war der Wechsel gut und die richtige Entscheidung", analysierte Nagelsmann hinterher.

Auch mit seiner Pausenansprache traf er offenbar genau den richtigen Ton. "In der Halbzeit haben wir ein paar Szenen angeguckt, haben dann viel besser verteidigt, waren viel aggressiver, sind mit deutlich mehr Tempo angelaufen", erklärte er. "In der zweiten Halbzeit waren wir besser und haben wir die Effizienz gezeigt, die wir gegen Gladbach und Stuttgart haben vermissen lassen."

Nagelsmann löst das Rätsel Sané

Das galt auch für Hernández, der nach einer Ecke von Joshua Kimmich per Kopf zum 1:0 traf (50.). Der erfüllte damit einen von Nagelsmann erteilten Auftrag direkt, der erst am Freitag explizit mehr Torgefahr und Treffer nach Standardsituationen von Hernández eingefordert hatte.

Und auch im kniffligen Fall Leroy Sané, dessen Leistungsschwankungen den Bayern seit zwei Jahren ein Rätsel sind, scheint der Bayern-Coach vorerst die Lösung gefunden zu haben. Nach seiner Gala vergangene Woche bei Inter Mailand (2:0) war der Nationalspieler erneut ein entscheidender Faktor für Bayern.

Bei seinem Treffer zum 2:0 bewies er einmal mehr neben seiner hohen Geschwindigkeit auch seine technische Weltklasse. Mit seinem Flaschenwurf nach seiner Auswechselung sorgte Sané zunächst für Verwunderung. "Ich war nicht sauer wegen der Auswechslung", stellte er aber klar. Stattdessen habe er vielmehr mit sich und seiner Leistung gehadert.

"Heute war es okay, ich habe ein Tor geschossen, aber ich habe kein gutes Spiel gespielt. Deswegen musste die Flasche leiden." Auf der Bühne Champions League zeigte Sané, der auch viel mit nach hinten arbeitete, erneut, was in ihm steckt. Dass er sich damit trotzdem nicht zufriedengibt und endlich den lange vermissten Biss zeigt, dürfte Nagelsmann und den Bayern-Bossen gefallen.

Emotionale Kabinenansprache

Manuel Neuer, mit dem Nagelsmann schon in den vergangenen Tagen beim Training häufig und lange das Gespräch suchte, berichtete noch von einer emotionalen Kabinenansprache seines Trainers nach Abpfiff.

"Er hat gesagt, dass er zufrieden war mit unserer Leistung. Dass wir viel besser aus der Kabine gekommen sind in der zweiten Halbzeit", verriet der Bayern-Kapitän. Dort habe "man dann gesehen, dass wir unbedingt gewinnen wollten und dass wir die drei Punkte mehr holen wollten als Barcelona".

Oliver Kahn sah in dem zweiten Sieg im zweiten Königsklassenauftritt "natürlich das Optimum". Mit zwei Siegen gegen Außenseiter Pilsen könnten die Münchner, die im 30. (!) Vorrundenspiel in Folge ungeschlagen blieben, in ihrer eigentlich schweren Gruppe bereits den Achtelfinaleinzug klarmachen.

Auch Kahn spricht zur Mannschaft

Noch würden die Spieler ein bisschen Zeit brauchen, um sich im Zusammenspiel aneinander zu gewöhnen. "Aber ich bin total optimistisch", so der Vorstandsboss des FC Bayern, "es wird mit jedem Spiel immer besser funktionieren. International zeigt die Mannschaft, was in ihr steckt."

Zum aktuell großen Konkurrenzkampf sagte der ehemalige Torwart-Titan: "Wenn mal der andere spielt, muss man halt mal ins Bett beißen, das respektieren, weitermachen und auf seine Chance lauern."

Auch Kahn ging nach dem Spiel in die Kabine und ergriff dort das Wort. "Ich habe gerade zur Mannschaft gesagt: Natürlich ist der Sieg besonders viel wert, wenn wir jetzt auch nachziehen", verriet er, "und nachziehen heißt jetzt, in Augsburg gewinnen." Er hätte auch einfach sagen können: "Weiter, immer weiter!"

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic und Manuel Neuer
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