Kimmich trauert um Tim Lobinger "Er hat meine Karriere gerettet"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Joshua Kimmich trauert um seinen engen Freund und langjährigen Wegbegleiter Tim Lobinger. Der hat ihn geprägt, wie kein anderer. "Mein Motor, meine Motivation."
Am Dienstagabend trat Joshua Kimmich beim 1:0-Erfolg im Duell mit Paris Saint-Germain in der französischen Hauptstadt noch als unerschütterlicher Anführer des FC Bayern auf. Seinen großen kämpferischen Einsatz bekamen vor allem die beiden PSG-Superstars Lionel Messi und Neymar zu spüren – die nach hart, aber fair geführten Zweikämpfen jeweils unsanft auf dem Boden landeten.
Noch im Moment des Triumphs schwor Kimmich seine Mannschaft in der Kabine dann auf die nächste Partie am Samstag (15.30 Uhr im t-online-Liveticker) bei Borussia Mönchengladbach ein und beeindruckte damit sogar Oliver Kahn, den Erfinder der "Weiter-immer-weiter"-Mentalität, wie der auf dem anschließenden Mitternachtsbankett verriet.
Am Donnerstag ging es aber auch für den eigentlich von ständigem und unbändigem Ehrgeiz getriebenen Kimmich einfach nicht mehr weiter. Der 28-Jährige bat seinen Trainer Julian Nagelsmann um eine Pause und ließ sich beim Training an der Säbener Straße entschuldigen.
Kimmich: "Mein Antrieb, mein Motor und meine Motivation"
Kimmich war an einem Moment angekommen, an dem er nicht mehr konnte und viel mehr als nur eine Niederlage auf dem Fußballplatz akzeptieren musste. Der Grund: Der Tod seines engen Freundes und langjährigen Wegbegleiters Tim Lobinger, der im Alter von nur 50 Jahren nach einem Krebsleiden gestorben war.
Der frühere Stabhochspringer hatte jahrelang seiner Leukämie-Erkrankung getrotzt – mit Chemotherapien und einer Stammzelltransplantation. Vergeblich.
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"Es ist nicht einfach, in Worte zu fassen, was du für mich warst und bleibst. Ich habe dich mehr bewundert als jeden anderen", fasste Kimmich seine Trauer via Instagram in Worte: "Ich habe immer zu dir aufgesehen, weil du in allen Bereichen des Lebens eine Inspiration und ein Vorbild für mich bist. Du warst und bleibst mein Antrieb, mein Motor und meine Motivation."
Kimmich: "Tim Lobinger hat meine Karriere gerettet"
Kimmich hatte Lobinger 2013 bei dem damaligen Drittligisten RB Leipzig kennengelernt, wo der Ex-Stabhochspringer als Athletiktrainer arbeitete. Kimmich machten damals dauerhafte Probleme am Schambein zu schaffen. "Gerade in meiner Jugend, zwischen meinem 14. und 18., 19. Lebensjahr, nahm ich an keinem Training schmerzfrei teil", sagte er mal dem "Kicker".
Lobinger nahm sich Kimmich an und half ihm entscheidend dabei, die körperlichen Beschwerden zu überwinden. Die intensive Arbeit mit ihm "hat schlussendlich sogar meine Karriere gerettet, weil ich da wirklich die Basis geschaffen habe", sagt der Bayern-Star im Rückblick über diese Zeit.
Lobinger: "Es war Liebe auf den ersten Blick
Dass Kimmich "in meine Hände übergeben worden ist", sagte Lobinger später mal in einem Interview für seine Personal-Training-Company, die sich "Believe In Your Training" nennt, "das war ein Schicksalswink, eine tolle erste Begegnung und dann auch fast schon ein bisschen Liebe auf den ersten Blick".
Mit Kimmich hatte er einen Seelenverwandten getroffen. "So ist das halt bei manchen Sportlern, die ehrgeizig sind, die klug sind und einfach diesen ganz besonderen Esprit haben, den man nicht so oft in der Sportlerwelt findet."
"Ein ganz enges Band"
Das Verhältnis der beiden ist seitdem "sehr eng, sehr freundschaftlich" geblieben, wie es jemand aus Kimmichs nahem Umfeld im Gespräch mit t-online beschreibt. "Sie haben sich in Leipzig getroffen und in München dann wiedergefunden. Da ist ein ganz enges Band entstanden."
Nachdem Kimmich 2015 zum FC Bayern gewechselt war, traf er Lobinger wieder, der bis zuletzt dann ebenfalls in der bayerischen Landeshauptstadt lebte. Kimmich engagierte Lobinger als Personal Trainer und trainierte häufig in dessen Studio in München.
Kimmich überraschte Lobinger als Weihnachtsmann
Der Nationalspieler besuchte seinen Mentor bis zuletzt häufig, unzählige Male auch im Krankenhaus. Nachdem Lobinger im Mai 2017 die Blutkrebs-Diagnose erhalten hatte, überraschte Kimmich seinen Freund und dessen Liebste sogar mal als Weihnachtsmann verkleidet.
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"Jede einzelne Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit lässt mich nicht nur lächeln, sondern macht mich von ganzem Herzen glücklich", schrieb Kimmich seinem Freund als letzte Worte zum Abschied und versah seinen Beitrag mit dem Hashtag #Familie und einem Herz-Symbol: "Ich bin dir unendlich dankbar für alles. Deine Werte werden mich immer prägen und begleiten. Du wirst immer da sein!"
Das war Lobinger in Kimmichs Gedanken schon am Dienstag im Pariser Prinzenpark. Und er wird es auch wieder beim Rückspiel am 8. März in der Allianz Arena sein. Denn Kimmich weiß ganz genau, wem er seine Karriere sowie sein großes Kämpferherz zu verdanken hat. Neymar, Messi und auch Kylian Mbappé werden das mit Sicherheit wieder zu spüren bekommen.
- Eigene Beobachtungen
- Hintergrundgespräche
- biyt.de: Tim Lobinger & Joshua Kimmich: "Liebe auf den ersten Blick"
- sport1.de: "Tragische Geschichte eines Helden"