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Bankplatz gegen ManCity: So löst Tuchel sein Müller-Problem bei Bayern


Nach Bankplatz gegen City
So löst Tuchel sein Müller-Problem

Von Julian Buhl

Aktualisiert am 22.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Thomas Tuchel (r.) und Thomas Müller: Wie er mit dem Vizekapitän umgeht, wird auch bei dem neuen Trainer des FC Bayern genau beobachtet.Vergrößern des Bildes
Thomas Tuchel (r.) und Thomas Müller: Wie er mit dem Vizekapitän umgeht, wird auch bei dem neuen Trainer des FC Bayern genau beobachtet. (Quelle: IMAGO/ULMER)

Thomas Tuchel rechtfertigt sich für den Bankplatz von Thomas Müller gegen Manchester. Er gibt dabei Einblick in seine Zukunftsplanungen mit dem Vizekapitän.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Thomas Tuchel wollte das Problem nicht weglächeln. Der Trainer des FC Bayern musste aber dennoch grinsen, als er am Freitag bei seiner Pressekonferenz von t-online gefragt wurde, ob die Auswärtspartie am Samstag bei seinem Ex-Klub Mainz 05 denn ein Thomas-Müller-Spiel sei.

In den beiden Duellen gegen Manchester City im Viertelfinale der Champions League hatte Tuchel den Vizekapitän nämlich zuletzt nicht in seiner Startelf berücksichtigt. Das hatte er vor dem Rückspiel bei DAZN folgendermaßen begründet: "Ich hatte das Gefühl, gegen Man City ist es kein Thomas-Müller-Spiel."

Dass der 33-Jährige dann auch noch nach dem nach seinem Faustschlag begnadigten Sünder Sadio Mané eingewechselt wurde, wertete Dietmar Hamann als weiteren Affront gegenüber Müller. Der Ex-Profi blieb in seiner Sky-Kolumne in diesem martialischen Sprachbild und sagte: "Das war für mich ein Schlag ins Gesicht von Thomas Müller." Und noch mehr: "Ich würde sogar so weit gehen zu sagen: Unter Tuchel wird Thomas Müller nächste Saison kein Bayern-Spieler mehr sein."

Tuchel: "Ich bin großer Thomas-Müller-Fan"

Hat Müller, der schon seit seinem zehnten Lebensjahr für die Münchner spielt und dort längst zu einer Legende geworden ist, etwa tatsächlich plötzlich keine Zukunft mehr bei seinem Herzensklub? Tuchel reagierte gelassen auf diese von Hamann auch in seine Richtung formulierte Provokation.

"Ich bin großer Thomas-Müller-Fan", sagte er zu t-online. "Er hat diese Undefinierbarkeit in Weltklasse-Ausprägung, etwas ganz Besonderes." Trotzdem sei er der Meinung gewesen, dass die beiden Spiele gegen Pep Guardiolas City "in ihrer Charakteristik die einzigen beiden waren, die nicht hundertprozentig zu ihm passen. Ich würde sagen: Jedes andere Spiel ist ein Thomas-Müller-Spiel."

Intensives Gespräch zwischen Tuchel und Müller

Der Nationalspieler analysierte am Mittwochabend in der Allianz Arena zwar das Champions-League-Aus des Rekordmeisters, zu seinem Bankplatz wollte er sich aber nicht äußern. Von schlechter Stimmung im Training war in den vergangenen Tagen trotzdem nichts zu sehen und zu spüren. Im Gegenteil: Müller wirkte eher sogar besonders angestachelt und Tuchel suchte auf dem Platz ein intensives Gespräch mit ihm. Die beiden unterhielten sich minutenlang, scherzten und lachten miteinander.

"Ich habe mich wahnsinnig gefreut über seine Reaktion auf dem Trainingsplatz", sagte Tuchel. Ein Spieler "dieser Kategorie, Weltmeister und Champions-League-Sieger und Serien-Deutscher-Meister wird nie glücklich sein, wenn er nicht spielt".

Müllers Umgang damit nannte er "nicht nur professionell, sondern absolut vorbildlich. Er hat im Training Gas gegeben und die ganze Mannschaft mitgezogen, das beste Signal von allen gesendet. Ich war extrem beeindruckt."

Man konnte also davon ausgehen, dass Müller in Mainz in die Startelf zurückkehren würde – was am Samstagnachmittag dann auch der Fall war. Und auch davon, dass er – anders als von Hamann prognostiziert – auch über den Sommer hinaus weiterhin eine ganz wichtige Rolle bei Bayern einnehmen wird. Sein Vertrag läuft ohnehin noch bis 2024.

Effenberg: "Mir tut es weh, wenn Müller nicht spielt"

Effenberg weiter: "Er ist mit das Gesicht des FC Bayern. Die Frage ist allerdings, wie er mit seiner Rolle zurechtkommt und was seine Rolle ist." Andere Experten, andere Meinungen.

Tuchel kennt das Geschäft und sagte: "Wenn wir weiterbohren, dann finden Sie vielleicht einen Experten, der sagt, er spielt ganz sicher. Und noch einen, der ihn auf der Sechs oder Neun vorschlägt." Dieses Rad könne man endlos drehen. Tuchel stellte aber klar: "Im Kern ist er bei uns und es ist alles gut." Müller habe "eine harte Entscheidung gegen sich bekommen" und Tuchel selbst sei derjenige, "der am härtesten darunter leidet, ihm die mitteilen zu müssen. Aber das ist mein Job."

Tuchel: Respekt und Sonderbehandlung für Müller

Dem versuche er in solchen Fällen "mit Transparenz, Offenheit und Klarheit" nachzugehen. Er würde "nie erwarten, dass er das leicht nimmt, sie wollen alle spielen in der entscheidenden Phase", so Tuchel. "Es geht um Akzeptanz, Umgang und Respekt, wie wir das zusammen hinkriegen. Er hat seinen Teil großartig erfüllt."

Tuchel ist bewusst, dass er es da mit einem außergewöhnlichen Spieler zu tun hat und einer der letzten verbliebenen Klubikonen zu tun hat. "Deshalb verdient er auch meinen maximalen Respekt. Und wird die Entscheidung immer von mir persönlich hören, während jemand anderes vielleicht im Meeting davon erfährt", sagte Tuchel. "Das ist doch ganz klar. Deshalb verdient Thomas auch eine ganz besondere Behandlung auch von mir."

Kovac und Nagelsmann brechen van Gaals Gesetz

Dass die nicht zuletzt aufgrund Müllers außergewöhnlichem Standing innerhalb des Klubs auch notwendig ist, haben insbesondere schon seine beiden Vorgänger Niko Kovac und Julian Nagelsmann gemacht. Beide hatten zwischenzeitlich oder sogar dauerhaft ein von Müllers Entdecker Louis van Gaal verordnetes Gesetz gebrochen. Dessen Leitsatz lautete: "Müller spielt immer!"

Kovac hatte den Anführer der Mannschaft bereits 2019 zum Ersatzspieler und "Notnagel" degradiert. Ein halbes Jahr später war er längst entlassen und Bayern gewann mit Müller in der Startelf unter Hansi Flick die Champions League.

Auch bei Nagelsmann wurde jede Nicht-Berücksichtigung von Müller von allen Seiten ganz genau beäugt. Mannschaftsintern sorgte er für große Verwunderung, als er ausgerechnet den erfahrenen Müller Anfang des Jahres nach der Roten Karte für Dayot Upamecano in Gladbach nach nur 16 Minuten vom Feld nahm. Beim Achtelfinalhinspiel bei Paris Saint-Germain setzte Nagelsmann Müller ebenfalls auf die Bank.

Jetzt hat also Tuchel das Müller-Problem von seinen Vorgängern geerbt. Er verwies darauf, dass Müller in vier der bislang sechs Spiele unter seiner Regie von Beginn an gespielt habe. Mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer für den Weltmeister von 2014 ließ er keinen Zweifel daran, dass es auch in Zukunft noch viele Thomas-Müller-Spiele geben wird – außer es geht mal wieder gegen Guardiola und Manchester City.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Pressekonferenz mit Thomas Tuchel am 21. April
  • t-online-Kolumne von Stefan Effenberg
  • Sky-Kolumne von Dietmar Hamann am 21. April
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