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FC Bayern München: Bastian Schweinsteiger ruft Kritiker erneut auf den Plan


Bayern-Star meidet das Rampenlicht
Immer Ärger um Schweinsteiger! Warum eigentlich?

Von t-online
Aktualisiert am 30.09.2013Lesedauer: 6 Min.
Bastian Schweinsteiger ist das Aushängeschild des FC Bayern.Vergrößern des BildesBastian Schweinsteiger ist das Aushängeschild des FC Bayern. (Quelle: Actionpictures/imago-images-bilder)
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Von Thomas Tamberg

Die Schiebetür ging auf und Bastian Schweinsteiger betrat nach dem 1:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg die Mixed Zone. Beim Bau der Allianz Arena hatte man extra darauf geachtet, dass die Spieler beim Verlassen des Stadions an den Journalisten vorbei gehen müssen, um nicht wie früher im Olympiastadion klammheimlich durch einen Hinterausgang zu verschwinden.

Der linke Gang ist für den FC Bayern vorgesehen. Hier warten stets die zahlreichen Reporter, um Statements von Spielern und Verantwortlichen des Triple-Siegers zu bekommen. Der rechte Gang ist für die jeweiligen Gastmannschaften bestimmt. Hier stehen in der Regel höchstens eine Handvoll mitgereister Lokalreporter. Schweinsteiger wählte den Gäste-Ausgang und verließ kommentarlos das Stadion. Eine Szene mit Symbolcharakter.

Rummenigge: "Ich kann die Diskussion nicht verstehen"

Vor der Partie gegen die Niedersachsen verschaffte sich Karl-Heinz Rummenigge in Sachen Schweinsteiger Luft. Beim Vorstandsvorsitzenden hatte sich in den letzten Wochen offenbar mächtig Frust angesammelt. Im Vorwort des Bayern-Magazins sprach der Klubchef ein Machtwort. Wieder einmal. Der Mittelfeldspieler habe einen "erheblichen Anteil" am Triple-Erfolg und sei überhaupt das "personifizierte Mia san Mia", ließ er die Fußball-Welt wissen. Rummenigge ärgerte sich über die ständige Kritik am Bayern-Star, obwohl dieser seit Jahren konstant starke Leistung bringt. Ob sein Plädoyer in Sachen Schweinsteiger die Kritiker verstummen lässt? Wohl kaum.

Das dürfte auch der 58-Jährige wissen. Dennoch musste er offenbar mal Dampf ablassen und viel deutlicher als Rummenigge es getan hat, kann sich ein Klub kaum vor einen Spieler stellen. "Mich ärgert die ständige Kritik, das permanente Herummäkeln an Bastian Schweinsteiger. Das hat er nicht einmal ansatzweise verdient. Wir sprechen hier von einem Mann, der mit gerade mal 29 Jahren fast 100 Länderspiele hat, der uns dieses Jahr an vorderster Front zum Triple geführt hat und der erst vor wenigen Wochen zu Deutschlands Fußballer des Jahres gekürt wurde." Was verschiedene Experten damit bezwecken würden, "ihm diesen Respekt zu verweigern und ihn immer wieder infrage zu stellen, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Ich kann diese Diskussion nicht verstehen".

Fans lieben ihren Schweini

In der Tat ist es ein Phänomen, wie sehr Schweinsteiger immer wieder kritisiert wird. Dabei haben sich seine Trainer, sei es Joachim Löw, Louis van Gaal, Jupp Heynckes und jetzt auch Pep Guardiola stets eindeutig positioniert und immer wieder betont, wie wichtig und unersetzlich der Spieler für ihre Mannschaft ist. Sogar Sport-Vorstand Matthias Sammer ("Bastian ist für mich der beste Mittelfeldspieler der Welt") sah sich kürzlich genötigt, zum wiederholten Male eine Lanze für den Kicker zu brechen.

Auch bei den Fans genießt Schweinsteiger höchstes Ansehen, nicht nur bei den Bayern-Sympathisanten, sondern auch den Anhängern der deutschen Nationalmannschaft. Verkündet Stadionsprecher Stephan Lehmann in der Allianz Arena die Mannschaftsaufstellung, dann wird Schweinsteigers Name am lautesten gerufen und mit dem Zusatz "Fußballgott" versehen. In Frage gestellt wird Schweinsteiger nur von sogenannten "Experten" und Teilen der Medien. Aber warum?

Hat Schweinsteiger zwei Gesichter?

Der Abgang aus der Mixed Zone nach dem Wolfsburg-Spiel liefert die Erklärung. Es gibt zwei Schweinsteigers. Den emotionalen Leader, wie ihn Joachim Löw taufte, der intern alles für den Erfolg der Mannschaft unternimmt. Der kommuniziert, der sich den jüngeren Spielern annimmt, weil er aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr er von den Kahns, Effenbergs und Ballacks profitieren konnte und das gerne weitergeben möchte. Der sich aber auch den sensiblen Superstars wie Robben und Ribéry annimmt und so das ganze Team zusammenhält. Der sich nicht schont und in den Dienst der Mannschaft stellt, auch wenn er nicht richtig fit ist, so wie bei der EM 2012, wohlwissend, dass er bei einer schlechten Leistung sofort wieder in der Kritik steht.

Für van Bommel kann es nur einen geben

Bei Bayern und der Nationalmannschaft ist er daher seit Jahren der wahre Kapitän. Ex-Spielführer Mark van Bommel hat einmal gesagt, dass er sich nur Schweinsteiger als sein Nachfolger vorstellen könne, weil dieser für dieses Amt alles mitbringen würde und bei Mitspielern und Trainern höchste Anerkennung genießen würde.

Aber er bringt eben doch nicht alles mit, um die Kapitänsrolle perfekt auszufüllen. Denn es gibt noch den anderen Schweinsteiger. Den Misstrauischen, der am liebsten keine Interviews geben würde und wenn, dann nur an exklusive Personen seines Vertrauens. Wenn er dann doch reden muss, dann überlegt er lange, legt jedes Wort auf die Goldwaage, weil er weiß, wie der Boulevard funktioniert und keinen Wert darauf legt, die Schlagzeilen zu bestimmen. Daher ergänzt er sich auch so gut mit Philipp Lahm, der bei Bayern und beim DFB-Team die Binde am Arm trägt.

Chefchen-Debatte traf Schweinsteiger ins Mark

Lahm kann man nachts um drei wecken und ihn zu den Folgen der Klima-Erwärmung fragen, er würde eine politisch korrekte Antwort geben. Das ist nicht Schweinsteigers Ding. Die Öffentlichkeit würde in ihm gerne einen starken Leader sehen, der auch mal auf den Tisch haut. Freunde der Sonne. Aber der Mittelfeld-Star hat sich für einen anderen Weg entschieden. "Fehler gehören dazu. Wenn ich was falsch gemacht habe, habe ich auch die Watschn dafür bekommen", sagte er der "Abendzeitung" einmal in einem seltenen Interview, das seine Einstellung zum Profigeschäft sehr schön offenbarte.

"Man darf Fehler nur nicht zwei- oder dreimal machen"

Schweinsteigers Rückzug aus der Öffentlichkeit geht auf einem Streit mit einem Journalisten zurück, der ihn 2011 im Rahmen der Führungsspielerdebatte via "Sport Bild" ein "Chefchen" nannte, weil er und Lahm damals immer noch keinen internationalen Titel vorweisen konnten. Am folgenden Tag trafen Schweinsteiger und der Reporter an der Säbener Straße aufeinander und dem getroffenen Bayern-Star platzte im Vorfeld einer anberaumten Pressekonferenz im halb öffentlichen Raum der Kragen und beschimpfte den Pressemann mit "Arschloch" und "Pisser".

Journalistenverband forderte Entschuldigung

Im Anschluss daran forderten die "Bild“-Zeitung und sogar der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) eine Entschuldigung, die Bayern wiederum gaben eine Presseerklärung heraus und stellten sich demonstrativ vor ihren Spieler. Der Skandal war perfekt. Und Schweinsteiger, der früher gerne mit seiner Model-Freundin Sarah Brandner die bunten Blätter bedient hatte, traf eine Grundsatzentscheidung. Er würde fortan so wenig Interviews wie möglich geben.

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"Image, Anerkennung und Respekt sind mir nicht so wichtig in meinem Leben. Ich möchte glücklich sein, mit dem was ich mache, mit meinem Sport", sagte er später über seine Wirkung in der Öffentlichkeit. "Ich möchte Spaß haben mit meiner Mannschaft, dass wir einen Plan haben, dass wir erfolgreich sind. Ich verstelle mich nicht für irgendjemanden, das liegt nicht in meiner Natur."

Schweinsteiger so beliebt wie kaum ein anderer

Die Verweigerung, sich öffentlich mit seinen Kritikern auseinanderzusetzen und der Entschluss, möglichst nur über das Sportliche zu referieren, eröffnete natürlich den Spekulationen Tür und Tor. Denn Schweinsteiger ist in Deutschland unwahrscheinlich populär und das Aushängeschild des FC Bayern. Wer sich an ihm reibt, dem ist die Aufmerksamkeit sicher. Gegenüber der "Morgenpost" erklärte kürzlich Philipp Kufer, Fußball-Experte bei Sport+Markt, ein Unternehmen, das regelmäßig bei Fans die Beliebtheit von Fußball-Profis ermittelt, dass die Marke Schweinsteiger konstant auf Topniveau liege. Schweinsteiger, so Kupfer, stehe für sportliche Qualität, Vereinstreue und Glaubwürdigkeit. "Er ist für viele ein Spieler, den sie gern zum Kumpel hätten."

Privat ein Pfundskerl

Wer Schweinsteiger erlebt, wenn nicht gerade dutzende Kameras auf ihn gerichtet sind, weiß, dass diese Einschätzung ziemlich genau zutrifft. Wie unprätentiös er daherkommt, kann man schön bei seinem jüngsten Auftritt mit Co-Trainer Hermann Gerland in der Sendung "Mia san dran" sehen. Bewegt er sich medial im geschützten Raum des FC Bayern ist er locker, spontan, witzig. Eben ein richtiger Kumpel zum Gernhaben. Verlässt er diesen Bereich, wird er ernst, unnahbar, überlegt lieber zwei Mal, was er sagt und versucht überhaupt so wenig wie möglich preiszugeben.

Kaum war die erfolgreichste Saison in der Klubgeschichte mit dem Triple-Erfolg vorbei und mit Guardiola ein neuer Trainer im Amt, ging die Diskussion um seine Person gleich wieder los: "Wohin mit Schweinsteiger?", hieß es da und die Spekulationen, ob er seinen Stammplatz verlieren würde, sorgten für jede Menge verkaufte Zeitungen, Quote, Clicks. Auch t-online.de spekulierte mit.

Unter Guardiola unumstritten

Dabei war Schweinsteiger intern all die Jahre stets unumstritten und auch im Pep-System ist er eine feste Größe. Auch wenn er seinen Platz auf der Sechs los ist und etwas offensiver spielt. "Ich fühle mich in der Rolle sehr wohl", sagte Schweinsteiger nach dem Schalke-Spiel: "Ich kann mich da auch mal nach vorne einschalten. Für uns als Mannschaft ist es wichtig, dass jeder mehrere Positionen spielen kann." Dass er wieder einmal in Frage gestellt wurde, dazu wollte er sich nicht äußern.

Er will nach Möglichkeit auf solche Diskussionen gar nicht mehr eingehen. Nur hin und wieder platzt es dann wider seiner Überzeugung kurz aus ihm heraus. So wie Anfang 2013. Kaum machte Ilkay Gündogan gegen Frankreich in Abwesenheit des Bayern-Spielers ein starkes Länderspiel auf der Sechser-Position, sahen Olaf Thon und auch Günther Netzer bereits das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere dämmern.

"Die Leute sind es nicht wert, über sie zu sprechen", sagte Schweinsteiger damals in Richtung seiner prominenten Kritiker und man merkte ihm an, dass selbst diese Aussage ihm nur widerwillig über die Lippen kam. Nehmen die Spekulationen über Schweinsteiger mal wieder ein zu hohes Maß an Unerträglichkeit ein, schreiten daher andere ein, um ihn zu schützen. So wie Rummenigge im Vorfeld des Wolfsburg-Spiels.

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