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Das Zwischenzeugnis für Bayern-Coach Ancelotti


Noch viel Luft nach oben
Das Zwischenzeugnis für Bayern-Coach Ancelotti

Von t-online
22.12.2016Lesedauer: 3 Min.
Geht mit dem FC Bayern in seine erste Winterpause: Trainer Carlo Ancelotti.Vergrößern des BildesGeht mit dem FC Bayern in seine erste Winterpause: Trainer Carlo Ancelotti. (Quelle: Picture Point LE/imago-images-bilder)
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Von Mark Weidenfeller

Die Erleichterung in München war spürbar, als Streber Pep Guardiola im vergangenen Sommer seine Taschen zusammenpackte und in der ersten Reihe des FC Bayern Platz machte für seinen Nachfolger.

Mit dem neuen Klassensprecher Carlo Ancelotti sollte fortan die Stimmung beim Rekordmeister wieder ansteigen und zudem endlich wieder die ganz großen Erfolge eingefahren werden.

Die Hoffnungen aller Fans und Verantwortlichen waren groß. Die Fußstapfen des spanischen Konzepttrainers konnte der italienische Gefühls-Coach bislang aber noch nicht ganz ausfüllen. Nach dem ersten Halbjahr ist Zeit für ein Zwischenzeugnis. So viel vorneweg: Die Versetzung ist nicht gefährdet, ein Abschluss mit Auszeichnung ist allerdings auch nicht in Sicht.

Fach: Deutsch

Die Kommunikation ist im Fußball sowohl auf als auch neben dem Platz enorm wichtig. Guardiola nahm deshalb lange vor seinem Engagement in München Sprachunterricht und beherrschte die deutsche Sprache inklusive aller Floskeln schon früh – wie er gesagt hätte: sehr, sehr gut.

Auch Ancelotti organisierte sich einen Privatlehrer – ironischerweise einen Spanier – und paukte Deutsch. Sobald es ernst wird an der Säbener Straße, und das wurde es öfter als erhofft, wechselt er jedoch noch zum Englischen. Auf einer Vormittags-Pressekonferenz sagte er einst: "Wenn ich weiter Deutsch spreche, kommen wir pünktlich zum Abendessen. Wenn ich Englisch rede, schaffen wir es zum Mittagessen."

Note: 4

Fach: Mathe

Das kleine Einmaleins des Fußballs nennt sich Taktik. Guardiolas liebstes Kind stand ähnlich wie in den vergangenen Jahren auch in dieser Saison im Fokus vieler Diskussionen rund um die Allianz-Arena. Der Grund: Ancelotti beharrte lange Zeit auf dem von ihm bevorzugten 4-3-3-System. Der Erfolg für Münchner Verhältnisse damit: mäßig.

Erst beim Spiel in Mainz (3:1) switchten die Bayern wieder zu dem von den Spielern favorisierten 4-2-3-1 mit einer offensiven Dreierreihe hinter der einzigen Spitze Robert Lewandowski um. Seitdem lief und läuft es wieder rund. "Wir können beide Systeme spielen, aber die Spieler fühlen sich mit dem 4-2-3-1 am wohlsten", analysierte Ancelotti, der sich in dieser Disziplin letztlich zumindest lernwillig zeigte.

Note: 3

Fach: Kunst

Handelsübliche Siege reichen dem verwöhnten Münchner Publikum oft nicht aus. Etwas Kunst muss schon dabei sein, wenn sich die Schickeria gegen eine Vernissage und für den Stadionbesuch entscheidet. Für volle Zufriedenheit sorgten die Bayern in der Hinrunde allerdings nur höchst selten, die schön anzusehende Dominanz inklusive Tiki-Taka-Ballstafetten der vergangenen Jahre haben in ihrer Häufigkeit nachgelassen. Die frechen Bengel aus Leipzig oder Dortmund sorgten für deutlich mehr Zirkusmomente als der Rekordmeister.

Gut für Ancelotti und die Bayern, dass zumindest das Aufeinandertreffen mit den aufstrebenden RB-Jungspunden (3:0) am letzten Spieltag vor der Winterpause zu einer Demonstration der bayrischen Macht wurde und die Fans mit einem guten Gefühl Weihnachten feiern können.

Note: 2-3

Theater AG

Auf der großen Bühne Champions League fühlt sich der FC Bayern eigentlich am wohlsten und zeigte in der Vergangenheit oft die beeindruckendsten Auftritte. Unter Ancelotti leisteten sich die bayrischen Hochklasse-Profis in der Hinrunde jedoch ungewohnte Patzer auf dem internationalen Parkett.

Niederlagen bei Atlético Madrid und in Rostow, am Ende nur Rang zwei in der Tabelle. Das passt nicht zum Selbstverständnis der Bayern, die auch in diesem Jahr mit dem Ziel des Titelgewinns angetreten sind. In der Rückrunde muss also deutlich mehr kommen, sonst fällt der Vorhang schon weit vor der Prime Time.

Note: 4

Sozialverhalten

Der gemütliche Italiener Ancelotti ist ein angenehmer Typ. Er legt sich nicht mit Schiedsrichtern an, lässt seine Spieler oft an der berühmten langen Leine und nimmt sich selbst nicht über die Maße ernst. Die Menschlichkeit ist zurückkehrt an die Säbener Straße, Ancelotti hat sich gut in der Bayern-Familie integriert.

Note: 2

Gesamt-Performance

Platz eins in der Bundesliga, in der Champions League im Achtelfinale, im Pokal ebenfalls noch dabei. Die harten Fakten sprechen für Ancelotti und seine Arbeit beim FC Bayern. Von einer Ernennung in die Hall of Fame ist der 57-Jährige jedoch noch weit entfernt. Insgesamt drei Pflichtspiel-Niederlagen in sechs Monaten sind für bayrische Verhältnisse zu viel. Als Pep Guardiola in seiner ersten Saison zum dritten Mal verlor, waren die Bayern bereits sicher Meister.

Der Vergleich mit seinem Vorgänger ist zwar nicht immer gerecht, die Handschrift von Ancelotti ist aber bei weitem noch nicht so deutlich zu erkennen wie der Einfluss von Guardiola in den Jahren zuvor.

Auf Ancelotti wartet in den nächsten Wochen und Monaten noch jede Menge Arbeit, ehe im zweiten Halbjahr die ersten richtig harten Prüfungen anstehen. Sollte er diese bestehen, steht einem guten Abschluss nichts im Wege. Bei einem frühen Scheitern in der Champions League oder weiteren Niederlagen in der Bundesliga droht jedoch schnell ein blauer Brief.

Abschlussnote: 3

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