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FC Bayern: Kritik an Leroy Sané wird lauter – berechtigt?


Nationalspieler in der Kritik
Was die Zahlen über Sanés Bayern-Zeit verraten

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 23.12.2020Lesedauer: 4 Min.
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Leroy Sané: Der Nationalspieler ist beim FC Bayern noch nicht explodiert.Vergrößern des Bildes
Leroy Sané: Der Nationalspieler ist beim FC Bayern noch nicht explodiert. (Quelle: ULMER Pressebildagentur/imago-images-bilder)

Seit Tagen wird über Leroy Sané und seine frühe Auswechslung gegen Bayer Leverkusen diskutiert. Die Kritik an dem Nationalspieler wird lauter. Doch ist diese wirklich berechtigt?

Wer in den letzten Tagen so manchem Ex-Bayer lauschte, könnte denken, Leroy Sané sei beim FC Bayern bereits endgültig gescheitert. Mehmet Scholl und Lothar Matthäus kritisierten den 24-Jährigen scharf. Von fehlendem Verständnis für den Verein und mangelnder Tauglichkeit für die erste Mannschaft war die Rede. Anlass war die Ein- und Auswechslung Sanés gegen Bayer Leverkusen am Samstag.

Seit diesem Sommer spielt der Außenstürmer für den deutschen Rekordmeister. Mitten in der Corona-Krise gab Bayern fast 50 Millionen Euro aus, um sich Sané zu sichern. Die Erwartungen waren hoch, schließlich arbeitete Sportvorstand Hasan Salihamidzic ein Jahr lang an dem Transfer. Eine wirkliche Leistungsexplosion gab es noch nicht.

Doch ist die aktuelle Kritik passend oder etwas überzogen? Ist Sané gar ein "Transfer-Flop", wie es gerade in sozialen Medien schon heißt?

Nur "unwichtige" Tore?

Wenn man sich die Statistiken anschaut, sieht man drei Tore und drei Torvorlagen nach elf Bundesliga-Spielen auf Sanés Konto. Dazu kommen zwei Treffer in vier Einsätzen in der Champions League. Kritiker erwähnen gerne, dass einige davon vermeintlich "unwichtig" gewesen seien und verweisen darauf, dass er beim 8:0 gegen Schalke war an den Treffern zum 4:0, 5:0 und 6:0 beteiligt war und beim 5:0 gegen Frankfurt das 4:0 erzielte.

Dabei hat Sané einige Schlüsseltore geschossen:

  1. In Salzburg traf er nur acht Minuten nach seiner Einwechslung zum 4:2 und sorgte damit für den K.o. der Österreicher. Das Spiel endete 6:2 für den FC Bayern.
  2. In Dortmund befreite er mit seinem Kontertor zum 3:1 die Münchner vom Druck des BVB. Auch hier wurde er kurz zuvor eingewechselt. Elf Minuten lang stand er nur auf dem Platz, bis der Ball im Netz zappelte.
  3. In Stuttgart bereitete er, abermals nach einer Einwechslung, das wichtige 3:1 durch Douglas Costa vor, was für den Endstand sorgte.

Davon zu reden, Sané sei nur an unwichtigen Toren beteiligt gewesen, ist also falsch. Dazu ist zu erkennen, wie wertvoll und effektiv der DFB-Star als Joker ist. Er braucht nicht viel Zeit, um in eine Partie reinzukommen. Und das, obwohl er beim FC Bayern meist als Rechtsaußen eingesetzt wird, während er bei Manchester City fast ausschließlich links spielte.

Dazu ist der reine Blick nur auf die Spiele mit Toren und Vorlagen zu wenig. Schließlich hat Sané durch die vielen Einwechslungen teilweise nur wenige Minuten spielen können.

In insgesamt 805 Minuten für den FC Bayern hat er acht Torbeteiligungen. Das sind also knapp eine pro 100 Minuten. Zum Vergleich: Serge Gnabry braucht diese Saison mehr als doppelt so lang (ca. 215min/Torbeteiligung). Auch Jadon Sancho (ca. 122min) oder Giovanni Reyna (ca. 145min) brauchen im Schnitt mehr Zeit. Dabei sind die Werte der BVB-Stars gut. Sie verdeutlichen also, wie effektiv Sané tatsächlich offensiv ist.

Was ebenfalls für Sané spricht

Der Zeitpunkt für Sané, zum FC Bayern zu kommen, war unglücklich. Denn das Jahr zuvor war schwierig. Der gebürtige Essener laborierte zuvor lange an einer Verletzung. Von August 2019 bis März 2020 hatte er mit einem Kreuzbandriss zu kämpfen. Als er wieder genesen war, kam die Corona-Krise. Viel Spielpraxis war also kaum möglich. Dabei ist die immens wichtig, um wieder Vertrauen in den eigenen Körper und das eigene Ballgefühl zu gewinnen.

Nach seinem Wechsel trainierte Sané Anfang Juli in München noch isoliert, stieg erst am 24. Juli ins Mannschaftstraining ein. Zwei Wochen später fand aber bereits das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea in der Champions League statt, in der Folge das Finalturnier in Lissabon. An den Spielen durfte Sané nicht teilnehmen, die Trainingseinheiten richteten sich nach der Vorbereitung auf diese Spiele in der Königsklasse, nicht nach der Integration Sanés.

Nach diesem Turnier gab es Urlaub für die Mannschaft, am 7. September ging es wieder los. Zu Beginn jedoch mit Cyber-Training. Erst ein paar Tage später ging es wieder auf den Platz. Es blieb also nur eine Woche Mannschaftstraining vor dem Saisonstart. Testspiele, um mit der Mannschaft auch in der Praxis warm zu werden und Automatismen einzustudieren, gab es nicht. Für Sané waren die ersten Bundesliga-Spiele für den FC Bayern seine "Testspiele".

Die aktuellen Probleme

Dass es nach dieser Vorbereitung dann also auch das ein oder andere Tief gibt, war zu erwarten. Ein solches durchlebt er aktuell. In den vergangenen Partien tat er sich schwer. Sané ließ die gewohnte Stärke im Dribbling vermissen, zeigte mangelnde Genauigkeit im Passspiel und auch die Defensivarbeit ließ zu wünschen übrig. Dazu kamen 27 Ballverluste in 90 Minuten gegen Wolfsburg und neun weitere in 36 Minuten gegen Leverkusen.

Den fehlenden Einsatz merkte auch Karl-Heinz Rummenigge an. Der Vorstandschef sagte im "Doppelpass" bei Sport1: "Er muss den nächsten Schritt machen, Leroy muss seinen Charakter an den FC Bayern anpassen. Dieser Charakter ist: Du verzeihst alles, aber Du musst den Eindruck machen, dass Du alles in die Waagschale wirfst, um als Sieger vom Platz zu gehen. Das wird er lernen müssen."

Kritik an den aktuellen Leistungen ist also berechtigt, da wird wohl auch Sané selbst nicht widersprechen. Doch daraus eine grundsätzliche Debatte über ihn und den FC Bayern zu machen, wäre noch zu früh. Denn Sané hat gerade offensiv, wie die Zahlen zeigen, gute Leistungen gezeigt. Wenn er in diese Auftritte noch mehr Konstanz reinbringt und die Grundwerte des Flick-Fußballs noch mehr verinnerlicht, steht einer Leistungsexplosion im Jahr 2021 nichts im Wege.

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