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Berti Vogts lobt Hansi Flick: Jérôme Boateng hätte viele Probleme bereitet


Fairplay im Fußball
Hansi Flick hat bei Boateng alles richtig gemacht

MeinungVon Berti Vogts

Aktualisiert am 08.10.2021Lesedauer: 3 Min.
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Jérôme Boateng im Trikot von Olympique Lyon: Für t-online-Kolumnist Berti Vogts handelt Bundestrainer Flick in der Personalie richtig.Vergrößern des Bildes
Jérôme Boateng im Trikot von Olympique Lyon: Für t-online-Kolumnist Berti Vogts handelt Bundestrainer Flick in der Personalie richtig. (Quelle: imago-images-bilder)

Ständige Spiel-Unterbrechungen und wildes Provozieren der Profis? Ein Verhalten, das sich ändern sollte. In der Bundesliga und beim DFB. Dort setzt Hansi Flick genau auf die richtigen Talente.

Weshalb sind so viele Bundesliga-Fußballer unfair? Diese Frage treibt mich in den vergangenen Tagen um.

Erst vor knapp zwei Wochen war ich das erste Mal seit langer Zeit wieder im Stadion, um mir die Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund anzuschauen – und war schockiert. Immer wieder wurde auf dem Feld von verschiedenen Spielern provoziert, gestikuliert und gemeckert. Und ich beobachtete das nicht nur in dieser Partie, sondern regelmäßig in der Bundesliga. Dagegen muss man dringend vorgehen. Denn dieses Verhalten wird sonst immer schlimmer. Was mich besonders stört, sind die andauernden Unterbrechungen wegen angeblicher Verletzungen. Meist lässt sich der Spieler kurz behandeln, steht dann aber wieder auf und läuft urplötzlich wie ein junges Reh über den Platz. Das finde ich schrecklich. Da müssen wir einen Riegel vorschieben.

Vogts fordert Veränderungen

Mein Vorschlag: Wer zweimal pro Partie vom Mannschaftsarzt behandelt wird, muss raus! Also ausgewechselt werden. Diese Regel hätte gleich zwei Vorteile.

Erstens: Man schützt die Profis, welche wirklich ernsthafte, gesundheitliche Probleme haben, aber wegen ihres Ehrgeizes trotzdem weiterspielen wollen.

Und zweitens: Man übt Druck auf die "Schwarzen Schafe" aus, die Behandlungspausen taktisch nutzen, um die Partie zu verschleppen oder einen anderen Nutzen aus ihren Schauspieleinlagen zu ziehen.

So viel zu dem, was mich in dieser Zeit besonders ärgert.

Kommen wir nun aber lieber zu einem anderen noch wichtigeren Thema: unserer Fußball-Nationalmannschaft. Das DFB-Team trifft an diesem Freitag in der WM-Qualifikation auf Rumänien und am kommenden Montag auf Nordmazedonien. Ich glaube, dass diese Partien herausfordernder werden als noch der Auftakt des neuen Bundestrainers Hansi Flick Anfang September. Damals gewann man die Spiele gegen Liechtenstein (2:0), Armenien (6:0) und Island (4:0).

"Früher hätten wir gesagt: Laufkundschaft"

Ich erinnere mich: Die anschließenden Reaktionen auf diese Ergebnisse gefielen mir überhaupt nicht. Fachmänner und Medien lobten den Trainer und seine Spieler für die tollen Leistungen. Aber seien wir doch mal ehrlich: das waren alles schwache Gegner. Früher hätten wir gesagt: Laufkundschaft. Auch wenn das heute politisch wahrscheinlich nicht mehr korrekt ist. Ich warne davor, diese neue Mannschaft zu sehr zu loben. Das ist gerade für die jungen Spieler, die noch nichts erreicht haben, gefährlich. Lasst das DFB-Team erst mal sechs oder sieben Partien bestreiten, dann können wir eine erste Zwischenbilanz ziehen. Vorher sollten wir bitte die Kirche im Dorf lassen.

Aber natürlich freue ich mich auf die kommenden beiden Spiele – und zwar besonders auf einen Spieler: Leverkusens Florian Wirtz.

"Wirtz hat mehr Potenzial als Sané und Werner"

Der 18-Jährige begeistert mich. Ich hoffe, dass Flick ihm viel Spielzeit gibt und ihn auch in den kommenden Monaten und Jahren weiter ausgiebig fördert. Denn dann kann Wirtz eine ganz große Karriere hinlegen. Ich finde, er hat noch mehr Potenzial als Nationalspieler wie Leroy Sané, Serge Gnabry oder Timo Werner.


Wirtz beeindruckt mich, weil er sich trotz seines jungen Alters in so vielen Zweikämpfen in der Bundesliga behauptet und dazu auch noch so viele Tore schießt. Dabei kommt ihm seine gesunde Portion Egoismus zugute. Und das meine ich nur positiv. Denn heutzutage wird einem das in den deutschen Fußballakademien viel zu häufig abtrainiert – dabei gibt es Spieler, die genau davon zehren müssen. Man stelle sich nur mal einen Zlatan Ibrahimovic ohne seinen Egoismus vor. Er wäre nicht der, der er heute ist.

Behält sich Wirtz seinen Ehrgeiz, die Spielfreude und eben diesen Egoismus bei, wird er schon bald ein ganz wichtiger Bestandteil der Nationalmannschaft sein.

Ein anderer Profi scheint hingegen nun endgültig zur DFB-Vergangenheit zu zählen. Denn Flick hat Lyon-Profi Jérôme Boateng auch dieses Mal nicht nominiert – und damit alles richtig gemacht. Ich möchte mich zu all dem, was über das Privatleben von Boateng berichtet wird, gar nicht äußern.


Klar ist aber: Eine Nominierung von Boateng hätte dem DFB viele Probleme bereitet. Der Spieler stünde die ganze Zeit im Fokus, fast jede Frage an ihn, den Trainer oder seine DFB-Kollegen würde sich auf sein Privatleben beziehen. Da bin ich mir sicher. Und das wiederum würde sich negativ auf die Konzentration einiger Spieler im Kader vor den beiden wichtigen Partien auswirken.

In meinen Augen macht Flick seinen Job aktuell sehr gut. Nun müssen wir aber abwarten, wie sich das Team sportlich unter ihm entwickelt. Ich gehe davon aus, dass wir aus den kommenden beiden Partien sechs Punkte holen, und hoffe, dass mein neuer Lieblingsspieler Wirtz den ein oder anderen Treffer dabei erzielt.

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