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Zwischenfazit der EM 2016: Kaum Tore, blasse Stars, Gewalt


Kaum Tore, blasse Stars, Gewalt
Zwischenfazit der EM: Wo bleibt das Spektakel?

Von t-online
Aktualisiert am 15.06.2016Lesedauer: 4 Min.
Thomas Müller schlägt gegen die Ukraine am Ball vorbei - Sinnbild des EM-Starts?Vergrößern des BildesThomas Müller schlägt gegen die Ukraine am Ball vorbei - Sinnbild des EM-Starts? (Quelle: Matthias Koch/imago-images-bilder)
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Der 1. Spieltag der EM 2016 in Frankreich ist gespielt, jedes Team hatte seinen ersten Turnierauftritt. Zeit für ein erstes Zwischenfazit - auch wenn dieses nicht durchweg positiv ausfällt.

Denn noch warten wir vergebens auf das erhoffte Spektakel. Bislang hat sich keine Mannschaft besonders mit Ruhm bekleckert, insbesondere die hochgehandelten Teams und Stars haben eher enttäuscht.

Auch und gerade abseits der Plätze bestimmten hässliche Bilder die Schlagzeilen. Doch die erste Euro-Bilanz beinhaltet auch positive Punkte.

Wann wird's mal wieder richtig torreich?

Schaut EM, haben sie gesagt. Es wird ein Spektakel, haben sie gesagt. Traumtore en masse, haben sie gesagt. Die Ergebnisse des 1. Spieltags auf einen Blick: 2:1, 0:1, 2:1, 1:1, 0:1, 1:0, 2:0, 1:0, 1:1, 0:2, 0:2, 1:1. Macht einen gähnenden Schnitt von 1,8 Tore pro Spiel.

Zum Vergleich: Bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine fielen insgesamt 2,45 Treffer pro Partie. Und selbst beim torärmsten Turnier mit mehr als vier Teilnehmern klingelte es im Schnitt mehr als zweimal pro Spiel (1,93 Treffer bei der EM 1980 in Italien).

Wer beim Fußball auch gern mal erfolgreiche Abschlüsse bestaunen möchte - und das sind nicht allzu wenige -, ist derzeit woander besser aufgehoben: Bei der Copa America Centenario, der Südamerikameisterschaft, fielen bislang satte 2,9 Treffer pro Partie.

Mauertaktik 2.0

An dem Tormangel in Frankreich sind die Teams schuld, die schlechten Guten und die guten Schlechten. Bitte? Gemeint ist: Auch die Außenseiterteams haben sich defensiv-taktisch stark weiterentwickelt.

Selbst die vermeintlich schwächste Elf ist in der Lage, mit einer zahlenmäßig stark besetzten Abwehr das Zentrum zu verdichten, gegnerische Angriffe nach außen zu leiten und so Gefahr vom eigenen Tor abzuhalten.

Gleichzeitig bringen es die vermeintlich spielstarken Topteams bisher nicht fertig, einen solch massiven Defensivverbund gezielt auszuhebeln. Bei kaum einer Mannschaft war im ersten Spiel offensiv ein roter Faden zu erkennen, vieles blieb Stückwerk, kontrollierte Angriffe waren die Ausnahme. Die Folge: kaum hochkarätige Chancen, wenige Tore.

Favoriten straucheln, Außenseiter begehren auf

So kommt es, dass vor allem die "Kleinen" den Fans ein staunendes "Oh, là, là" entlocken. Ungarn, Wales, Island und Co. trumpfen unerwartet auf und sorgen auch bei Sport-Kommentatoren für Entzücken.

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Den favorisierten Gegnern wird dagegen der letzte Nerv geraubt. Weder Frankreich, noch Spanien, noch die deutsche Nationalmannschaft konnten bei ihren Siegen überzeugen und mussten bis in die Schlussphase zittern. Mit-Favorit England kassierte den Last-Minute-Ausgleich. Und die Belgier, mal wieder als Geheimfavorit gehandelt, sahen überhaupt kein Land.

Nicht nur die Top-Teams, auch die Top-Stars konnten noch nicht sonderlich glänzen. Von Paul Pogba über Robert Lewandowski und Zlatan Ibrahimovic bis zu Kevin De Bruyne und Cristiano Ronaldo: Die bekanntesten Werbe-Gesichter schauen bislang eher betrübt drein.

Oldies but Goldies

Stattdessen begehren die rüstigen Fußball-Veteranen auf, die viele im Vorfeld aufs Altenteil abgeschoben sahen. Da wäre zum Beispiel Bastian Schweinsteiger. Was musste sich der DFB-Kaptiän in den letzten Wochen und Monaten alles anhören? Er sei zu alt, zu verletzungsanfällig, nicht fit, zu langsam, kein Spieler für eine EM. Doch fünf Minuten Teilzeitdienst haben Schweini gereicht, um sich in der Torschützenliste vor den CR7s, Zlatans und Lewas einzureihen.

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Im durchgestylten Fußball-Business ist auch Gabor Kiraly ein Anachronismus. In seiner ewig grauen Jogginghose stellte der mittlerweile 40 Jahre und 74 Tage alte Keeper einen neuen Altersrekord bei einer EM auf - und spielte souverän zu null.

Die Krönung des Oldie-Revivals sind aber die Italiener. Nachdem die heimischen Medien schon von der schwächsten "Squadra Azzurra" seit Jahrzehnten schrieben, kamen, sahen und siegten sie.

Mit der ältesten Startelf der EM-Historie (Schnitt: 31,5 Jahre) legte Italien einen der souveränsten Auftritte des 1. Spieltags hin und strafte die Kritiker Lügen - modisch sind die Azzurri ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

"Packing" statt Ballbesitz

Skepsis herrscht noch bei einer neueren Erscheinung: Was ist dieses "Packing"? Und liegt das südlich von Erding? Jaja, die neue Wunderstatistik sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Zur EM wurde die neuartige Messung fußballerischer Güte auf großer Bühne vorgestellt. Sie soll nichts weniger als die Fußball-Statistik revolutionieren.

Was vom anfänglichen Hype bleiben wird, muss die Zeit zeigen. Jedenfalls gibt es durchaus auch Kritikpunkte am "Packing", wie unsere Analyse aufzeigt. Alles in allem ist das Instrument aber eine willkommene Abwechslung im Daten-Wirrwarr und "Packing" schon jetzt ein Wort des Turniers.

Die Sicherheit ist nicht gewährleistet

Bis hierhin standen sportliche Belange im Fokus, doch leider rücken die eindrücklichsten Bilder aus Frankreich einen anderen Aspekt in den Mittelpunkt.

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Bei Aufeinandertreffen von englischen und russischen Fans in der Innenstadt von Marseille sowie im dortigen Stadion werden zahlreiche Menschen verletzt, ein Fan schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Auch deutsche Hooligans randalieren. In Lille, mit Reichsflagge, Pickelhauben und Hitler-Grüßen. Widerliche Szenen.

Die Krawalle lassen Zweifel am Sicherheitskonzept der Behörden aufkommen. Ebenso sorgt die juristische Aufarbeitung für Kopfschütteln. Doch für den größten Eklat sorgen manche russische Politiker und Funktionäre, die an den Gewaltexzessen der Chaoten nicht nur nichts Schlimmes finden können, sondern diese gar gutieren. Einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen.

Es geht zum Glück auch anders

Wie wir uns Fußball-Fans eigentlich wünschen, demonstrierten anschaulich und lautstark die Schlachtenbummler von der irischen Insel und aus dem hohen Norden. Wie die Isländer ihre Underdogs gegen Portugal angefeuert und besungen haben, war großes Kino.

Auch die Nordiren sind positiv aufgefallen, vor allem mit ihrem sensationellen Song für Stürmer Will Griggs, einem Cover von Galas 90er-Hit "Freed From Desire".

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Ein wenig den Glauben an die Menschheit wieder hergestellt haben nach den ekelhaften Krawallszenen aber vor allem Fangruppen, die sich trotz sportlicher Rivalität blendend verstanden. Seien es kroatische Anhänger, die singenden Türken applaudierten, oder Fans aus Irland und Schweden, die gemeinsam ABBA-Lieder schmetterten.

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EM-Elf des 1. Spieltags

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