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Frauen-EM: DFB-Team hat mit Sjoeke Nüsken eine neue Anführerin


"Es ist eigentlich aus ihr rausgeplatzt"
Deutschland hat eine neue Anführerin


Aktualisiert am 09.07.2025 - 16:12 UhrLesedauer: 4 Min.
Sjoeke Nüsken schreit ihre Freude heraus: Der Treffer der Mittelfeldakteurin brachte Deutschland zurück ins Spiel.Vergrößern des Bildes
Sjoeke Nüsken schreit ihre Freude heraus: Der Treffer der Mittelfeldakteurin brachte Deutschland zurück ins Spiel. (Quelle: Martin Meissner)
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Gegen Dänemark mussten die DFB-Frauen erstmals den Ausfall von Giulia Gwinn kompensieren. Das gelang – auch, weil eine Teamkollegin im entscheidenden Moment Verantwortung übernahm.

Noch am Montag wollte sich Bundestrainer Christian Wück nicht in die Karten schauen lassen. "Wir haben in Herzogenaurach zweimal Elfmeterschießen geübt. Fragen Sie mich nicht, warum. Wir haben's gemacht", sagte der 52-Jährige auf der Pressekonferenz der DFB-Frauen vor dem Spiel gegen Dänemark (2:1). Gefragt worden war er, wer denn künftig die Strafstöße von Stammschützin Giulia Gwinn übernehmen werde. Die Kapitänin hatte sich im ersten Gruppenspiel der Europameisterschaft in der Schweiz eine Innenbandverletzung zugezogen und fällt für den Rest des Turniers aus.

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Man habe sich damals aufgeschrieben, wer seine Versuche vom Elfmeterpunkt in der EM-Vorbereitung verwandelt habe – und wer nicht, betonte Wück. "Ich kann's Ihnen jetzt aus dem Kopf aber nicht sagen", gab sich der Coach zurückhaltend und ließ das Geheimnis um die künftige Elfmeterschützin ungelüftet.

Offenbar muss Sjoeke Nüsken aber treffsicher gewesen sein. Denn als Schiedsrichterin Catarina Campos am Dienstagabend in Basel beim Stand von 1:0 für die Däninnen zugunsten der deutschen Elf auf Elfmeter entschied, war es die 24-Jährige vom FC Chelsea, die sich den Ball schnappte und präzise zum Ausgleich vollstreckte. Spätestens in diesem Moment wurde klar: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat eine neue Chefin.

Gwinns Ausfall kann wohl doch aufgefangen werden

Dass sie im Falle des Falls zu einem Strafstoß antreten könnte, hatte Nüsken erst kurz vor der Partie erfahren, wie sie im Anschluss in einem ARD-Interview kundtat. Sie und Janina Minge, die von Gwinn die Kapitänsbinde übernommen hat, hätten auf einem Zettel für dieses Szenario gestanden. "Im Spiel haben wir einfach gesagt: Wir gucken, wer sich besser fühlt." Das war offensichtlich Nüsken.

Sie sei nach dem Elfmeterpfiff zu Minge gegangen und habe gesagt: "Ich nehme den jetzt, ich mach' den rein." Auf die übernommene Verantwortung folgte kurz darauf der Jubel – und die Erkenntnis, dass der Ausfall von Giulia Gwinn zwar schwer wiegt, aber womöglich doch aufgefangen werden kann.

Denn die Aufgaben der Starspielerin wurden erfolgreich auf mehrere Schultern verteilt. Minge, die neue Kapitänin, Nüsken, die neue Elfmeterschützin und Carlotta Wamser, die neue Rechtsverteidigerin: Sie alle machten gegen Dänemark deutlich, dass es im Zweifelsfall auch ohne die 26-jährige Bayern-Akteurin geht.

Vize-Kapitänin Nüsken "die naheliegendste Lösung"

Aus dem Dreiergespann sticht Nüsken aber auch in der Nachbetrachtung noch einmal hervor. Gerade, weil die ehemalige Frankfurterin in einem Schlüsselmoment von sich aus die Verantwortung für ihr Team übernahm. Aber auch, weil der Bundestrainer ihr diese genauso wie Minge bereits im Vorfeld der Partie noch einmal bewusst übertrug.

"Es gab zwei Gründe, die für mich ausschlaggebend waren", sagte Wück noch am Montag und sprach damit seine Wahl von Nüsken als neue Vizekapitänin an. Während der Ausfall von Gwinn Minge zur neuen Spielführerin machte, avancierte Nüsken parallel zu ihrer Stellvertreterin. "Das eine, und fast das Wichtigste: Ihr Auftreten auf dem Platz. Sie hat, seit ich die Mannschaft übernommen habe, sehr, sehr gute Leistungen gezeigt, hat auch neben dem Platz immer wieder gut kommuniziert", sagte Wück und lobte damit sowohl die sportlichen als auch die sozialen Kompetenzen der Mittelfeldspielerin.

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Der Bundestrainer hatte aber noch ein zweites Argument für seine Entscheidung pro Nüsken parat: ihr Streben nach höheren Aufgaben. Sie sei eine der ersten Spielerinnen gewesen, mit der er in der Hotellobby in Frankfurt gesprochen habe. "Da ging's schon um Verantwortung. Es ist eigentlich aus ihr herausgeplatzt, dass sie gerne den nächsten Step machen möchte, dass sie gerne Verantwortung übernehmen möchte." Die Kapitänsbinde brauche es dafür zwar nicht, erklärte Wück. Das habe Nüsken bewiesen. "Aber dadurch, dass wir jetzt eben diesen Fall haben, war sie die naheliegendste Lösung für mich."

Tennis-Talent Nüsken wollte lieber im Team spielen

Naheliegend ist die Lösung derweil auch, weil Nüsken sich selbst als absolute Teamspielerin sieht, wie sie im Vorfeld der Europameisterschaft verriet. Denn tatsächlich hätte die gebürtige Hammerin auch eine Weltkarriere in einer anderen Sportart verfolgen können. So galt sie bis zum Alter von elf Jahren als beste deutsche Tennisspielerin ihres Jahrgangs, triumphierte in ihrer Kindheit auch bei Turnieren, die sogar Steffi Graf, Boris Becker und Tommy Haas einst gewinnen konnten. Doch für den Traum vom Fußballprofi kehrte sie dem Tennissport in ihrer Jugend den Rücken – aus einem ganz bestimmten Grund.

"Ich habe mich für den Fußball entschieden, weil ich einfach ein Mensch bin, der gerne im Team spielt", sagte Nüsken kurz vor EM-Start. "Ich hatte damals echt Probleme, alleine auf dem Platz zu stehen, habe auch lieber Doppel gespielt als Einzel."

Klar wurde in diesem Moment: Das Miteinander ist Sjoeke Nüsken besonders wichtig. Keine Einzelgängerin zu sein, sondern lieber mit anderen gemeinsam am sportlichen Erfolg zu arbeiten. Auch das ist die Qualität einer Anführerin. Einer, die Deutschland am Ende womöglich bis zum EM-Titel tragen kann.

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