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Frauen-WM – DFB-Keeperin Schult genervt: "Wir sind die Versuchskaninchen"


Absurde Elfmeterregel
DFB-Keeperin Schult: "Kunstrasen war eine bescheuerte Idee"

  • Noah Platschko
Aus Rennes berichtet Noah Platschko

Aktualisiert am 25.06.2019Lesedauer: 3 Min.
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Bislang ohne Gegentor bei der WM: DFB-Torhüterin Almuth Schult.Vergrößern des Bildes
Bislang ohne Gegentor bei der WM: DFB-Torhüterin Almuth Schult. (Quelle: DeFodi/imago-images-bilder)

Die neue Elfmeterregel erhitzt die Gemüter. Die Fifa reagierte und änderte die Auslegung für das Elfmeterschießen. Almuth Schult ist trotzdem genervt – und hofft auf bessere Kommunikation.

Sie ist der Rückhalt der deutschen Mannschaft bislang. Vier Spiele, vier Siege, kein Gegentor. Dass die Bilanz der deutschen Mannschaft bislang so makellos ist, hat auch mit ihrer Torhüterin zu tun.

Vor der WM aufgrund ihrer Schulterverletzung noch das Sorgenkind im Kader, stellte sich die etatmäßige Nummer eins gleich zu Beginn des Turniers als sicherer Rückhalt der DFB-Frauen heraus. Und auch die Mannschaftskolleginnen wissen, dass sie sich auf ihre Torfrau verlassen können.


Nach dem Achtelfinale gegen Nigeria hatte t-online.de die Möglichkeit, mit der Keeperin des VfL Wolfsburg zu sprechen. Im Gespräch mit der 28-Jährigen ging es insbesondere um die absurde Elfmeterregel (t-online.de berichtete), um Anpassungsversuche im Training und darum, was sie der Fifa gerne sagen würde. Die Aussagen der Torhüterin im Wortlaut.

DFB-Torhüterin Almuth Schult über ...

... das beschlossene Aussetzen der gelben Karten beim Elfmeterschießen:

"Das ist nur die erste Entscheidung auf dem richtigen Weg. Es ist gut, dass man im Elfmeterschießen keine Angst mehr haben muss, mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen. Aber im Spiel gibt es ja immer noch diese Doppelbestrafung. Wir sind die Versuchskaninchen, bei der U21-EM gibt es die Regel noch nicht. Ich höre bislang nicht viele Stimmen, die sagen, dass die jetzige Regel eine gute ist."

... den durch die neue Turnierregel entstandenen Nachteil als Torhüterin beim Elfmeter:

"Man bekommt weniger Schwung, kann nur einen Sprung setzen. Als Frau ist das von der Athletik noch mal schwieriger. Natürlich werden die Bälle auch nicht so hart geschossen wie bei den Männern, aber das Tor ist schon recht groß. Ich glaube, es gibt wenige Torhüterinnen, die den Ball dann auch halten können, wenn der Ball richtig in die Ecke platziert wird. Es fehlt ein wenig der Beschleunigungsweg. Es ist ein Unterschied, ob man aus dem Stand lossprintet oder schon einen Schritt vorher anlaufen kann. Dann hat man eine andere Bewegung und Schnelligkeit. Dieser Schritt fällt jetzt weg."

... die Umstellung beim Trainieren von Elfmetern:

"Anfangs hätten im Training mehr als die Hälfte der Elfmeter wiederholt werden müssen, weil ich nicht mit mindestens einem Fuß auf der Linie war. Durch Training wurde es dann langsam besser. Wir haben uns als Ziel eine Quote von 90% gesetzt, bei denen ich auf der Linie bin. Das haben wir geschafft. Ich hoffe, dass ich das dann auch im Spiel umsetzen kann. Da ist es nochmal etwas anderes. Hoffentlich kommt es gar nicht dazu."

... ihren Wunsch an die Fifa:

"Ich hoffe, dass wir uns an einen Tisch setzen und diskutieren. Man sollte nicht über die Köpfe von Beteiligten hinweg entscheiden, sondern einen Konsens finden. Das ist wichtig. Dann hat man auch das Gefühl, dass man den Fußball besser macht. Und dass nicht in irgendeinem Büro etwas entschieden wird, nur um etwas Neues zu machen."

... ungünstige Entscheidungen in der Vergangenheit.

"Vor vier Jahren in Kanada mussten wir auf Kunstrasen spielen. Wann wurde denn mal eine Kunstrasen-WM ausgetragen? Das war nur bei den Frauen der Fall. Daraus wurden dann Schlüsse gezogen. Es ist schade, dass das jetzt schon wieder so ist. Ich weiß nicht, ob man das als Ehre betrachten kann. Das mit dem Kunstrasen war eine bescheuerte Idee und das mit den Elfmetern ist jetzt auch nicht viel besser."

... potentielle Änderungsmöglichkeiten:

"Ich hatte mir überlegt, hinter der Linie zu starten, um den Sprung auf die Linie zu machen und um den Geschwindigkeitsvorteil zu haben. Aber auch das wurde mir verboten. Vielleicht kann man das ändern, sodass die Torhüterin selbst entscheiden kann, ob sie hinter oder auf der Linie startet. Oder man sagt eben: Der Schiedsrichter auf dem Platz entscheidet es und der Videobeweis greift in solchen Fällen einfach nicht ein. Vielleicht wird’s auch irgendwann wie im Handball, dass noch eine dritte Linie einen Raum bildet, in dem sich der Torhüter dann bewegen darf. Es gibt so viele Möglichkeiten. Aber nochmal: Man sollte einfach mal eine Diskussion anregen."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Almuth Schult in der Mixed-Zone nach dem Achtelfinale
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