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Frauen-WM | Nadia Nadims Vater von Taliban getötet: Das ist ihre Geschichte


Dänische Nationalspielerin
Taliban töteten ihren Vater: das Schicksal von Nadia Nadim

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 23.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Nadia Nadim: Die dänische Nationalspielerin wurde in Afghanistan geboren.Vergrößern des Bildes
Nadia Nadim: Die dänische Nationalspielerin wurde in Afghanistan geboren. (Quelle: IMAGO/Natalie Mincher/SPP)

Wenn Dänemark am Samstag im ersten WM-Spiel auf China trifft, ist Nadia Nadim Teil des Kaders. Eine Frau mit einer einzigartigen Geschichte.

Für Nadia Nadim wäre ein Einsatz beim WM-Auftakt gegen China (ab 14 Uhr im Liveticker bei t-online) der 104. für Dänemark. Eine Zahl, die nur wenige Spielerinnen erreichen, könnte man meinen. Doch in der dänischen Rangliste sind tatsächlich noch 14 Spielerinnen vor ihr. An der Spitze thront Katrine Søndergaard Pedersen mit 210 Länderspielen. Ein Wert, den Nadia Nadim wohl kaum erreichen wird.

Doch auch ohne diesen Rekord ist die 35-Jährige die wohl auffälligste Spielerin im dänischen WM-Kader. Denn Nadim hat in ihrem Leben schon einige Schicksalsschläge verkraften müssen.

Geboren und aufgewachsen ist die Stürmerin in Afghanistan. Als sie zehn Jahre alt war, kontrollierten die Taliban das Land. Ihr Vater, ein General der afghanischen Armee, wurde von der radikal-islamistischen Gruppe zu einem Treffen einberufen, von dem er nie zurückkehrte. Sechs Monate später fand Nadims Mutter heraus, dass er in der Wüste hingerichtet worden war.

Die Mutter flüchtete mit ihren fünf Töchtern aus dem Land, in dem sie als Frauen wenig Perspektiven hatten, mithilfe von gefälschten Pässen über Pakistan und Italien nach Dänemark. Eigentlich war England ihr Ziel, da Nadims Mutter dort Verwandte hatte, doch so weit kamen sie nicht.

Erfolg auch in der besten Liga der Welt

Im Nachbarland Deutschlands wuchsen die fünf Töchter weiter auf. Ihre Mutter hatte gleich mehrere Jobs, um ihre Kinder versorgen zu können. Nadia Nadim spielte Fußball, was ihr in Afghanistan außerhalb des Privatgrundstücks noch verboten war. Sie wurde besser und besser, erhielt mit 18 Jahren die dänische Staatsbürgerschaft und wurde Nationalspielerin.

Sie spielte zunächst auf Klubebene in Dänemark, schaffte aber den Sprung in die zu dem Zeitpunkt beste Liga der Welt: der National Women's Soccer League in den USA. Nach mehreren Jahren in Nordamerika ging es anschließend weiter zu Manchester City und Paris Saint-Germain. Seit 2021 spielt sie wieder in den USA.

Auszeichnungen auch neben dem Platz

Nadim feierte als Sportlerin zwar einige Erfolge, wollte sich darauf aber nicht ausruhen. Sie machte sich einen Plan für die Zeit nach dem Fußball, studierte neben ihrer Karriere Medizin. Im Januar 2022 schaffte sie ihren Abschluss, darf sich sogar Dr. Nadia Nadim nennen, was sie auch stolz auf Instagram tut.

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Durch ihre Geschichte und ihre offene Art, über das Erlebte zu sprechen, wurde sie 2018 vom US-Magazin "Forbes" als eine der einflussreichsten Frauen im Sport betitelt.

Auch wenn ihre Karriere in den vergangenen Jahren steil nach oben zeigte, erlebte sie Ende 2022 einen weiteren schweren Schicksalsschlag. Ihre Mutter starb im November bei einem Autounfall. Nadim war zu dem Zeitpunkt Expertin für die Herren-WM beim britischen Sender ITV. Während der Übertragung eines Spiels verließ sie das Studio und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.

Ein schwerer Gegner zum Start

Trotz dieses großen Verlusts gab Nadim nicht auf, führte ihre Karriere fort. Auch für ihre Mutter. Am heutigen Samstag will sie mit Dänemark bei der WM in Australien und Neuseeland den Grundstein legen. Das erste Spiel wird gleich auch das wichtigste in der Gruppenphase. Denn die anderen Gegner, England und Haiti, sind entweder kaum zu schlagen (England) oder keine ernsthafte Konkurrenz auf den zweiten Platz (Haiti).

China hingegen ist in der Fifa-Weltrangliste nur einen Platz hinter Dänemark. Und während der chinesische Männerfußball den Erwartungen in den vergangenen Jahren nie gerecht wurde, sind die Frauen nicht zu unterschätzen. Doch eine Sache ist klar: Nadia Nadim wird auch vor dieser Herausforderung nicht zurückschrecken.

Verwendete Quellen
  • independent.co.uk: "Nadia Nadim, the Denmark international who escaped the Taliban to become a true football trailblazer" (engl.)
  • dbu.dk: "LANDSHOLDSSPILLERE (50 + KAMPE)" (dän.)
  • pdxmonthly.com: "Nadia Nadim Fled Afghanistan. Now She’s a Portland Thorns Forward and a Medical Student." (engl.)
  • forbes.com: "The Most Powerful Women In International Sports 2018" (engl.)
  • telegraph.co.uk: "ITV's Nadia Nadim learns of mother’s death during broadcast" (engl.)
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