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Frauen-WM – "Matildas": Darum trägt dieser Australien-Star immer Handschuhe


Nicht wegen des Wetters
Darum trägt dieser Fußballstar immer Handschuhe

Von Christoph Cöln

Aktualisiert am 20.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Mary Fowler nach dem verlorenen Halbfinale gegen England in Sydney.Vergrößern des Bildes
Mary Fowler nach dem verlorenen Halbfinale gegen England in Sydney. (Quelle: IMAGO/Kim Price)

Mary Fowler steht für eine neue Generation Fußballerinnen. Sie ist eine der Stützen der "Matildas". Nun verriet sie den Grund für eine ungewöhnliche Eigenart.

Australien ist trotz der bitteren Tränen nach dem verlorenen Halbfinale gegen England immer noch im "Matilda"-Fieber. "Sie haben unsere Herzen im Sturm erobert", schreibt etwa die australische Tageszeitung "Daily Telegraph" am Samstagmorgen. Es ist der Tag, an dem das WM-Märchen der australischen Fußballfrauen ein versöhnliches Ende finden soll. Im Spiel um Platz drei (10 Uhr MESZ, im t-online-Liveticker) will das Team von Trainer Tony Gustavsson das Turnier mit einem Erfolgserlebnis abschließen.

Davon gab es bislang schon einige im Laufe der vergangenen vier Wochen. Kaum jemand hatte den Gastgeberinnen das Erreichen des Halbfinales zugetraut, und eine, die dafür verantwortlich war, dass die "Matildas" so erfolgreich spielen, ist Mary Fowler. Die 20-jährige Stürmerin hat bereits eine beachtliche Karriere hinter sich. Geboren und aufgewachsen in Cairns, der Metropole in Australiens tropischem Norden, begann sie früh mit dem Fußball. Im Alter von 15 Jahren debütierte sie für die Frauennationalmannschaft, mit 17 wechselte sie nach Europa, zunächst nach Frankreich zu Montpellier HSC, dann zu den Frauen von Manchester City.

Fowler gilt als eines der größten Talente im Weltfußball. Auffällig bei dieser WM war, dass die 20-Jährige auf dem Platz stets schwarze Handschuhe trägt. Aber nicht wegen des Wetters im zum Teil winterlich trüben Australien, wie sich herausstellte. Sondern wegen einer kuriosen Eigenart. "Ich habe das noch niemanden vorher erzählt", erzählte Fowler vor einigen Tagen im Interview mit dem Sender Optus Sport. "Es ist eine dumme Sache. Ganz ehrlich, ich trage die Handschuhe nur deswegen, weil ich sonst hibbelig werde."

"Als wäre sie schon hundert Jahre dabei"

Offenbar leidet Fowler unter einer körperbezogenen Verhaltensstörung, ausgelöst wird diese durch nervliche Anspannung oder Angstzustände. Sie verleitet Betroffene dazu, an ihren Fingern zu zupfen, Nägel zu kauen oder sich auf die Lippen zu beißen. Diese Form der Zwangsstörung kann viele Erscheinungsformen annehmen. Bei Fowler ist es offenbar das Herumfummeln an ihren Händen. "Normalerweise, wenn ich trainiere, habe ich einen Ring an, aber während des Matches darf man keinen Schmuck tragen, also trage ich die Handschuhe. Ich fummele die ganze Zeit an ihnen herum", sagte Fowler in bemerkenswerter Offenheit.

Das Berühren von Körperteilen kann bei einer körperbezogenen repetitiven Störung beruhigend wirken. Es scheint ihr bislang geholfen zu haben. Im alles entscheidenden Gruppenspiel gegen Olympiasieger Kanada traf Fowler, und auch im epischen Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Frankreich behielt die jüngste Spielerin im WM-Kader der Matildas die Nerven und verwandelte. "Mary Fowler ist eine der wunderbarsten Spielerinnen in unserem Team. Sie ist erst 20 Jahre alt, aber mental spielt sie so, als wäre sie schon 30 und seit hundert Jahren dabei", sagte Superstar Sam Kerr nach dem Spiel gegen Frankreich vor Reportern.

Was Fowler wohl ebenso zu ihrer erstaunlichen Reife hilft, ist ihr kritischer Blick auf sich selbst und ihren Beruf. Ihre Familie sei ein wichtiger Bezugspunkt für sie, ihre Eltern, Großeltern und Geschwister holten sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und gäben ihr wichtige Impulse, sagte sie in einer Dokumentation des australischen Senders Channel7. Auch habe sie vor dem Turnier angefangen, Tagebuch zu schreiben. "Ich habe mal die vergangenen fünf Jahre aufgeschrieben", sagte sie bei Optus Sport, "damit ich besser einschätzen kann, was ich geleistet habe und wo ich eigentlich stehe".

Im kleinen Finale geht es für das Team um viel

Fowler repräsentiert einen modernen Typus Fußballerin: selbstreflektiert, kritisch, authentisch und allem Anschein nach ohne Allüren. "Es ist nicht besonders schwer, in diesem Team selbstbewusst zu sein", sagte sie etwa nach dem Frankreich-Spiel in Brisbane. "Die anderen machen es mir leicht, sie sind so stark und geben mir Selbstvertrauen."

Ihre Handschuhe helfen ihr am Samstag im Spiel gegen Schweden wohl auch wieder ein bisschen dabei, die Nerven zu behalten. Die Matildas wollen das kleine Finale unbedingt gewinnen. "Es bedeutet so viel für uns, denn wir wollen hier nicht mit leeren Händen nach Hause gehen", sagte Fowler im Interview mit der Fifa.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtung im Stadion und Gespräch mit Mary Fowler.
  • Youtube.com: „Fifa: Fowler: We need to focus on the next game | FIFA Women's World Cup™ Post Match Interview" (englisch)
  • Smh.com.au: “Relive every shot: How the penalty shootout between the Matildas and France played out“ (englisch)
  • Sport.optus.com.au: “Why Matildas striker Mary Fowler plays in gloves“ (englisch)
  • Msdmanuals.com: “Körperbezogene repetitive Verhaltensstörungen“
  • Newsletter "The Daily Telegraph" vom 19. August 2023
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