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FC Bayern: De Ligt kämpft um Zukunft – Tuchel mit überraschender Äußerung


Vom Abwehrchef aufs Abstellgleis
Er muss jetzt um seine Bayern-Zukunft kämpfen

Von Julian Buhl

Aktualisiert am 14.02.2024Lesedauer: 5 Min.
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Matthijs de Ligt bei seiner Rettungstat gegen PSG: Mittlerweile wird er bei den Bayern zunehmend verdrängt.Vergrößern des Bildes
Matthijs de Ligt bei seiner Rettungstat gegen PSG: Mittlerweile wird er bei den Bayern zunehmend verdrängt. (Quelle: Matthias Koch/imago images)

Vom einstigen Abwehrchef aufs Abstellgleis: Diese Entwicklung durchlebte Matthijs de Ligt beim FC Bayern. Sein Trainer widerspricht und setzt trotzdem nicht auf ihn.

Aus Rom berichtet Julian Buhl

Vitinha schoss und der Ball rollte genau auf das leere Tor des FC Bayern zu. Torhüter Yann Sommer, der zu lange gezögert und ihn am Elfmeterpunkt verloren hatte, war bereits geschlagen und konnte nur noch hinterherschauen. Alle warteten lediglich noch darauf, dass der Ball im Netz einschlug und der 1:0-Führungstreffer für Paris Saint-Germain damit Gewissheit sein würde. Nur einer nicht.

Während seine Teamkollegen bereits aufgegeben hatten und das drohende Unheil nur noch tatenlos kommen sahen, sprintete Matthijs de Ligt los. Und kurz vor der Torlinie konnte er den Ball tatsächlich noch weggrätschten. De Ligt ballte beide Fäuste und wurde zu Recht ähnlich ausgelassen gefeiert wie sonst eigentlich nur ein Torschütze.

Sommer wollte ihm als Dankeschön dafür, dass er seinen Fehler wiedergutgemacht hatte, sogar "einen Laster Schweizer Schokolade vor die Haustür stellen". Wer weiß, wie das Achtelfinalrückspiel gegen PSG, das die Bayern nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel am Ende mit 2:0 gewannen, ohne de Ligts spektakuläre Rettungstat verlaufen wäre.

Die Szene liegt erst knapp ein Jahr zurück und doch wirkt sie mittlerweile wie aus einer anderen Zeit. Damals war de Ligt noch unumstrittener Stammspieler unter Chefcoach Julian Nagelsmann, der ihn für 67 Millionen Euro von Juventus Turin als potenziellen Abwehrchef geholt hatte.

De Ligt nur Nummer 4? Tuchel widerspricht

Mittlerweile haben sich die Vorzeichen für de Ligt komplett verändert. Seine Entwicklung führte ihn vom einstigen Abwehrchef aufs Abstellgleis. Das Topspiel am Samstag in Leverkusen, das die Münchner mit 0:3 verloren, erlebte der Niederländer jedenfalls nur noch als Zuschauer von der Ersatzbank aus. Und das, obwohl sein Trainer Thomas Tuchel auf eine Dreierkette und damit auf gleich drei Innenverteidiger setzte.

Dayot Upamecano war nach seinem Muskelfaserriss erst drei Tage zuvor wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, Min-jae Kim erst am Mittwoch vom Asien-Cup zurückgekehrt. Trotzdem standen beide direkt in der Startelf. Im Zentrum der Abwehr bevorzugte Tuchel Winterneuzugang Eric Dier und dessen Qualitäten im Spielaufbau. De Ligt degradierte er damit sogar zur Nummer vier in Bayerns Defensiv-Hierarchie.

Dieser logischen Schlussfolgerung seiner Aufstellung widersprach Tuchel allerdings am Dienstagabend vor dem Duell mit Lazio (21 Uhr) bei seiner Pressekonferenz im luxuriösen Teamhotel Waldorf Astoria auf dem höchsten der sieben Hügel Roms. "Das sind Kategorien, die kann ich nicht teilen. Ich persönlich habe in meinem Büro keine Nummern und kein Ranking", sagte Tuchel.

"Matthijs ist einer von vier Innenverteidigern. Aber es gibt aktuell keine Nummer eins und keine Nummer vier. Alle kämpfen um die Plätze. Es ist auf dieser Position ein sehr intensiver Wettkampf jetzt noch mit Eric Dier. Jeder hat jede Woche die Chance zu spielen."

"Topfit": Auch hier widerspricht Tuchel de Ligt

Die Enttäuschung darüber, dass er sie bei dem wichtigen Spiel in Leverkusen nicht bekam, konnte de Ligt nach der Partie allerdings nicht verbergen. "Ich habe ja nicht gespielt", sagte der 24-Jährige, dessen eigener Anspruch eigentlich der eines Führungsspielers und Wortführers ist, als er dort in der Mixed Zone um ein Interview gebeten wurde. Im Vorbeigehen beantwortete er immerhin noch die Frage, ob er denn fit für das Topspiel gewesen sei, vielsagend mit einem Wort: "Topfit."

Auch das sah Tuchel offenbar anders. "Ich wollte kein Risiko eingehen. Matthijs hatte ein wenig Rückenprobleme. Er wurde behandelt vor dem Spiel", sagte der Chefcoach nun in Rom. "Dann habe ich entschieden, ihn nicht starten zu lassen." Er habe keine Auswechslung riskieren wollen, zumal er gewusst habe, dass Upamecano nach überstandener Verletzung nicht 90 Minuten durchhalten würde.

In Abwesenheit von Upamecano und Kim hatte de Ligt zuletzt noch an der Seite von Dier durchaus mit soliden Leistungen überzeugt und sich unter anderem mit einem Kopfballtor gegen Gladbach (3:1) für weitere Einsätze empfohlen.

"Eine normale Situation für Bayern München"

Obwohl die Abwehr in Leverkusen kollektiv versagte und sich alle drei Innenverteidiger – und allen voran Upamecano – spielentscheidende Fehler leisteten, ist im Achtelfinalhinspiel des FC Bayern am Mittwochabend bei Lazio Rom (21 Uhr) dennoch nicht unbedingt mit de Ligt in der Startelf zu rechnen. Maurizio Sarri hatte de Ligt 2019 damals als 19-Jährigen für 85,5 Millionen Euro aus Holland nach Italien geholt. Über seinen ehemaligen Coach, der nun Lazio trainiert, sagte de Ligt vor dem Wiedersehen im Rahmen des Duells in Rom voller Anerkennung der "Gazzeta dello Sport": "Mit ihm bin ich ein viel besserer Spieler geworden."

Was er wohl über die bisherige Zeit mit Tuchel sagen würde? Der ist nun sogar froh darüber, dass er zumindest in der Abwehr wieder Härtefall-Entscheidungen treffen muss. Und dort nicht mehr wie noch in der Hinrunde bisweilen mit Mittelfeldspieler Leon Goretzka improvisieren muss. "Jetzt sind das vier Spieler für zwei Positionen oder drei wie beim Spiel in Leverkusen nach der Rückkehr von Upa und Min-jae", sagte der 50-Jährige. "Das ist eine normale Situation für Bayern München, würde ich sagen, die wir jetzt viel zu wenig hatten."

Das fehlt Tuchel bei de Ligt

Dass Tuchel nicht der größte Fan von de Ligt ist, hatte sich bereits in den Phasen der Hinrunde angedeutet, die de Ligt nicht verletzt verpasst hatte. Dieser Trend setzt sich nun fort. Dem Vernehmen nach soll Tuchel mit seinen Qualitäten im Spielaufbau und seiner Geschwindigkeit nicht zufrieden sein.

De Ligt ist keiner, der punktgenaue Diagonalbälle über den halben Platz spielt. Sondern eher die einfachen Dinge erledigt und dabei über seine Mentalität sowie die kämpferische Komponente punktet. De Ligt habe "richtig Bock aufs Verteidigen", sagte Bundestrainer Nagelsmann mal über ihn. Keine schlechte Eigenschaft für einen Abwehrspieler.

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"Er hat einen schwierigen Moment. Aber er ist ein geborener Kämpfer", sagte Tuchel. "Er hat sich als Spieler bei Ajax Amsterdam, er hat sich bei Juventus durchgesetzt. Wir zählen auf ihn und brauchen ihn."

Verschärft Araújo die Konkurrenzsituation weiter?

Zuletzt waren allerdings trotzdem bereits Gerüchte über einen möglichen Abschied von de Ligt, der noch bis 2027 in München unter Vertrag steht, aufgekommen. Dem Vernehmen nach soll der Niederländer in der Winterpause ein Angebot von PSG abgelehnt haben. "Natürlich planen wir mit ihm, er ist unser Spieler, ein Topspieler und ein Topcharakter", sagte Tuchel zuletzt.

Gleichzeitig sollen Tuchel und die Bayern schon im Januar über eine Verpflichtung von Ronald Araújo vom FC Barcelona nachgedacht haben. Der Uruguayer, der wohl knapp 80 Millionen Euro Ablöse kosten würde, soll nun der Wunschkandidat für den Sommer sein. Araújo würde die Konkurrenzsituation auch für de Ligt weiter verschärfen. Klar ist jedenfalls: Der Niederländer kämpft ab sofort nicht nur um seinen Stammplatz, sondern auch um seine Zukunft beim FC Bayern.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort in Rom
  • Pressekonferenz mit Thomas Tuchel am 13. Februar in Rom
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