Kampf um Millionen Schwarze Zahlen, schwarze Tage
Sicher dürfen wir enttäuscht sein. Verärgert auch. Aber machen wir uns nichts vor. Bei diesen schwarzen Tagen für den Sport mit Schlagzeilen um schwarze Kassen geht es doch letztlich um eins: schwarze Zahlen.
Der Profisport ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor geworden, Milliarden werden umgesetzt. Und am liebsten hätte jeder gern ein Stückchen vom großen Kuchen. Wenn es sein muss, mit unlauteren Mitteln ergattert. Dass dabei die Glaubwürdigkeit leidet, nehmen Macher wie Sportler in Kauf. Im gleichen Maße wie die Risikobereitschaft steigt, sinkt dabei die Hemmschwelle. Das haben die WM-Affäre rund um den DFB und der russische Leichtathletik-Skandal als jüngste Beispiele aufgezeigt.
Gefängnisstrafen statt Sperren
Der Profisport hat sich bei dieser Entwicklung kriminalisiert. Längst schrecken verbandsinterne Sperren nicht mehr ab. Da bedarf es größerer Geschütze. So ermitteln in vielen Fällen Steuerfahndung und Staatsanwaltschaften, Gefängnisstrafen drohen. Was folgt ist ein Reinigungsprozess. Wird es dadurch besser? Kurzzeitig, sicherlich. Die Gefahr, dass sich die alte Geschichte mit neuen Hauptdarstellern wiederholt, ist jedoch imminent. Traurig. Aber Realität.
Warum? Ganz einfach! Erfolgserlebnisse und Profit, möglichst groß sollen sie sein. Ob es der dopende Sportler ist, der sich durch bessere Ergebnisse bessere Einnahmen verspricht. Ob es der WM-Macher ist, der besticht, um Stimmen für sein Projekt zu ergaunern. Ob es der erkaufte Winterolympia-Zuschlag für einen Badeort ist. Irgendwie riecht das alles nach Betrug. Einem Vorgang, bei dem jemand absichtlich täuscht und sich damit einen materiellen Vorteil verschafft.
Tour in Düsseldorf, Formel 1 in der Wüste
Unter dem Strich geht es schlicht und ergreifend ums Geld. Und das lässt sich im Sport eben reichlich verdienen. Erst vor wenigen Tagen hat Düsseldorf sein Ja-Wort gegeben, sich für den Start der Tour de France 2017 zu bewerben. 6,2 Millionen Euro hat die Metropole am Rhein dafür als Ausgaben kalkuliert. Demgegenüber sollen Effekte für Gastronomie von 57 Millionen und ein Media-Wert von 30 Millionen Euro stehen. Hinzu käme der Imagegewinn, der nicht beziffert werde könne.
Noch vor wenigen Jahren hätte keine deutsche Stadt versucht, mit dem Radsport und seiner Dopinggeschichte für sich zu werben. Gewiss haben Tony Martin und seine Rennfahrer-Kollegen viel dafür getan, ihr Metier wieder glaubwürdiger zu machen. Die Aussichten auf ordentliche Einnahmen dürften die positive Entscheidung aber mehr beeinflusst haben. Wie auch anderswo.
Zur Saison 2002 in der Formel 1 zahlte das Unternehmen Wella geschätzte acht Millionen Euro, um sein Firmenlogo auf dem Heckflügel eines Toyota-Boliden präsentieren zu können. Der Kosmetikkonzern verschaffte sich so Einlass in einen elitären Kreis – auch für seine Kunden, die im Gegenzug die Handelsaktivitäten steigern sollten. Gibst du mir was, geb ich dir was. Eine Grundregel, auf die sich der Boss der Königsklasse des Motorsports bestens versteht. Warum würde Bernie Ecclestone sonst Rennen in der Wüste fahren lassen?
Umzug von A nach B
Es ist an der Zeit, den Profisport mit anderen Augen zu betrachten. Manches wird dadurch nachvollziehbarer. Ob es dadurch auch richtiger wird, muss jeder selbst für sich entscheiden. Aber Klubs, Verbände und Einzelsportler sind Unternehmen, die Geld verdienen wollen. Viel Geld am besten. Während im deutschen Fußball mehr und mehr Bundesligisten zu Kapitalgesellschaften werden, gehören in der National Football League der USA zum Beispiel 31 von 32 Teams einem reichen Unternehmer und Partnern.
Das Ziel des Eigners: Erfolg mit seinem "sportlichen" Unternehmen, um noch mehr Dollar in seine ohnehin schon prall gefüllten Kassen zu spülen. Funktioniert das nicht mehr nach Wunsch, werden neue Einnahmequellen erschlossen. Spiele werden fern der Heimat ausgetragen – etwa in London. Rentiert sich auch das nicht, wird das Team von Stadt A nach Stadt B verkauft. Und ein neuer Unternehmer versucht sein Glück, in der Finanzwelt des Sports schwarze Zahlen zu schreiben.