t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballWM

WM 2018 – Gruppe D im Check: Argentinien hat absolute Hammergruppe erwischt


t-online.de-WM-Check, Gruppe D
Argentinien hat die absolute Hammergruppe erwischt

MeinungVon Lutz Pfannenstiel

Aktualisiert am 17.06.2018Lesedauer: 4 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Zwei Kroaten, ein Argentinier: Für Lutz Pfannenstiel (r.) sind Luka Modric (l.) und Ivan Rakitic (2. l. r.) neben Lionel Messi die besten Spieler der Gruppe D.Vergrößern des Bildes
Zwei Kroaten, ein Argentinier: Für Lutz Pfannenstiel (r.) sind Luka Modric (l.) und Ivan Rakitic (2. l. r.) neben Lionel Messi die besten Spieler der Gruppe D. (Quelle: imago-images-bilder)

Heute greift Vize-Weltmeister Argentinien mit Lionel Messi ins Turnier ein. In der Vorrunde geht es gegen Island, Nigeria und Kroatien. Für unseren Experten Lutz Pfannenstiel die mit Abstand interessante Gruppe – weil komplett unterschiedliche Fußballkulturen aufeinandertreffen.

Bei der Weltmeisterschaft in Russland wird es international. 32 Mannschaften von sechs Kontinenten wetteifern um den Titel. Dabei kann man schnell den Überblick verlieren. Lutz Pfannenstiel war als Profi auf allen Erdteilen aktiv – und kennt die internationale Fußballwelt wie kaum ein Zweiter. Für t-online.de nimmt der Torwart-Weltenbummler alle WM-Starter unter die Lupe. Heute: Gruppe D mit Argentinien, Nigeria, Island und Kroatien.

Argentinien

Auf dem Papier gehört Argentinien als Vize-Weltmeister zu den Favoriten – allein wegen Superstar Lionel Messi (FC Barcelona). Ich habe die Gauchos in den vergangenen Monaten allerdings einige Male im Stadion gesehen und den Eindruck: Es stimmt einfach nicht im Team. Die Offensive – ein Traum: neben Messi laufen Weltklasseleute wie Gonzalo Higuain (Juventus Turin), Sergio Agüero (Manchester City), Angel di Maria (Paris St. Germain) oder Paulo Dybala (Juventus) auf. Dieser Angriffswucht steht allerdings eine maximal durchschnittliche Defensive gegenüber.

Dort gibt es außer Nicolas Otamendi (ManCity) keinen Spieler von internationaler Klasse. Im Tor steht mit Willy Caballero nur der Ersatztorwart des FC Chelsea. Und es fehlt dem Team an Geschwindigkeit. Wenn dann auch noch Messi fehlt, kommt eine unterirdische Leistung wie beim 1:6 im Testspiel im März in Spanien zustande. Daraus müssen sie lernen, sonst wird es bei der WM schwierig.

Der Star

Ohne Lionel Messi geht nichts bei den Südamerikanern. Auf den fünfmaligen Weltfußballer ist in der Offensive alles zugeschnitten. Mit einem Dreierpack im entscheidenden Spiel gegen Ecuador rettete er Argentinien quasi im Alleingang die zwischenzeitlich in Gefahr geratene WM-Qualifikation.

Prognose

Argentinien gehört dieses Mal nicht zu den Favoriten. Die K.o.-Runde werden sie erreichen. Danach wird es schwierig. Allerdings sind die Argentinier auch bei vergangenen Großereignissen im Laufe des Turniers gewachsen.

Kroatien

Kroatien kann an guten Tagen jeden schlagen, ist aber etwas launisch. Dank der Mittelfeldsolisten Luka Modric (Real Madrid) und Ivan Rakitic (FC Barcelona) sind die Kroaten spielerisch auf einem außergewöhnlichen Niveau. Wenn sie richtig ins Rollen kommen, kombinieren sie jeden Gegner schwindlig. Dazu kommen mit dem Ex-Bayern Mario Mandzukic (Juventus), Andrej Kramaric (1899 Hoffenheim) und Ivan Perisic (Inter Mailand) europäische Top-Stürmer.

Trotz dieser Namen ruft das Team nicht immer das Maximale ab. Oft wirkt vor allem das Umschaltspiel etwas behäbig. In der Qualifikation wurden sie hinter Island nur Zweiter. Eine Schwachstelle ist die Abwehr. Die Innenverteidiger Dejan Lovren (FC Liverpool), der immer für einen Bock gut ist, und Vedran Corluka (Lokomotive Moskau) sind relativ langsam.

Der Star

Wie bei Real Madrid zieht Luka Modric auch in der Nationalmannschaft die Strippen in der Mittelfeldzentrale. Er ist der Taktgeber, seine Pässe sind ein Gedicht. Mit Real Madrid gewann er viermal die Champions League.

Prognose

Kroatien streitet sich in dieser offenen Gruppe mit Nigeria um den zweiten Platz. Im Achtelfinale wird es dann voraussichtlich gegen Frankreich gehen. Da ist dann wahrscheinlich Schluss.

Nigeria

Trainer Gernot Rohr ist ein guter Freund von mir. Deshalb war ich vor der WM fünf Tage im Trainingslager der Nigerianer und habe mit Spielern und Betreuern gesprochen. Mein Eindruck: Es herrscht eine wahnsinnige Euphorie. Seit Gernot 2016 nach der verpassten Qualifikation für die Afrikameisterschaft übernommen hat, hat er in ein unheimlich angespanntes Umfeld Ruhe – fast schon Harmonie – gebracht. Ein bisschen so wie Jupp Heynckes beim FC Bayern. Die Mannschaft geht fast schon freundschaftlich miteinander um und hat wahnsinnig viel Spaß.

Das ist auch das Credo auf dem Platz: Da geht es mit wahnsinnigem Tempo nach vorne, oft werden Eins-gegen-Eins-Situationen gesucht und generell gilt es, spielerische Lösungen zu finden. Was die Nigerianer für eine Power entwickeln können, zeigt unter anderem ein 4:2 im November gegen Argentinien, bei dem sie zwischenzeitlich 0:2 zurücklagen.

Die größte Problemzone ist das Tor: Stammkeeper Carl Ikeme (Wolverhampton) kann wegen einer Leukämie-Erkrankung tragischerweise nicht zur WM fahren. Nun ruhen die Hoffnungen auf dem erst 19-jährige Francis Uzoho, der meistens in der zweiten Mannschaft von Deportivo de La Coruna spielt.

Der Star

Ankerpunkt im jüngsten Team des Turniers ist Routinier John Obi Mikel. Der frühere Chelsea-Star spielt mit 31 Jahren mittlerweile bei Tianjin Teda in China und hält den Laden im zentralen Mittelfeld zusammen.

Prognose

Auf dem Papier ist Nigeria schwächer als beispielsweise Kroatien. Dennoch ist dem Team in der Vorrunde alles zuzutrauen.

Island

Kein WM-Starter ist so von Standards abhängig wie Island. Bei Ecken und Freistößen in Strafraumnähe sind die Wikinger brandgefährlich. Dazu kommen superweite Einwürfe – beispielsweise von Kapitän Aron Gunnarsson (Cardiff City) – die man so von keinem anderen Team sieht. Sie sind körperlich stark, solide, robust und eine taktisch bis ins Detail ausgefeilte Mannschaft. Trainer Heimir Hallgrimsson setzt auf ein enges 4-4-2 mit ganz wenig Platz zwischen den Ketten. Deshalb lassen die Isländer sehr wenige Chancen zu. Außerdem haben sie einen ausgeprägten Teamgeist.

All das ist aber auch nötig, denn technisch sind die Nordländer arg limitiert. Bis auf den Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson (FC Everton) gibt es keinen wirklich kreativen Spieler. Das ist allerdings auch kein Wunder, denn mit nur etwa 340.000 Einwohnern ist Island das kleinste Land, das jemals an einer WM teilgenommen hat.

Loading...
Loading...
Loading...

Der Star

Gylfi Sigurdsson, ein enger Freund von mir, ist der spielerische Kopf des Teams. Nimmt man ihn aus dem Spiel, hat Island fast keine Chancen. Bei Standards ist er ein echter Zauberer und hat einen hammerharten Schuss. Wenn Gylfi durchzieht, wächst da kein Gras mehr.

Prognose

Für Island ist die erstmalige WM-Qualifikation schon ein Riesenerfolg. An die EM mit dem sensationellen Viertelfinaleinzug werden sie allerdings nicht anknüpfen können und in der Vorrunde ausscheiden.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website