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Jogi Löw über niedrige Zuschauerzahlen: "Das zieht wieder an"


Löw über Zuschauerschwund: "Das zieht wieder an"

Von dpa
Aktualisiert am 18.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Optimistisch, dass der Zuschauerschnitt wieder steigt: Bundestrainer Jogi Löw.Vergrößern des BildesOptimistisch, dass der Zuschauerschnitt wieder steigt: Bundestrainer Jogi Löw. (Quelle: Hartenfelser/imago-images-bilder)
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Viele Zuschauer und Fan-Klubs beklagen schon länger zu hohe Ticketpreise bei DFB-Spielen. Auch deshalb blieben beim Spiel in Gladbach viele Plätze leer. Den Bundestrainer lässt diese Kritik aber kalt.

Kaum Stimmung, weniger Zuschauer: Das DFB-Team bekommt in diesen Tagen trotz schon perfekter EM-Qualifikation die Zurückhaltung und die Kritik der Fans deutlich zu spüren. Bei den jüngsten Heimspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Argentinien (2:2) und Weißrussland (4:0) gab es große Lücken auf den Tribünen.

Die aktive Fanszene der Bundesligaklubs lehnt Länderspiele weiter grundsätzlich ab. Und auch die Preispolitik des Verbandes beim Ticket- und Trikotverkauf führt zu Klagen. "Die Kommerzialisierungsschraube im Profifußball ist eindeutig überdreht", sagte Rainer Vollmer von der Interessengemeinschaft der Fanorganisationen "Unsere Kurve". Das schließt die Nationalelf ein.

Löw: "Es ist wie immer die letzten Jahre"

"Der DFB ist so unbeliebt wie sonst was, das geht auch auf die Nationalmannschaft über", sagte Ina Kobuschinski, Vorsitzende des Eintracht Frankfurt Fanclubverbandes e.V., am Montag. Die Commerzbank Arena, wo die Eintracht-Fans in der Bundesliga und Europa League regelmäßig für eine Top-Stimmung sorgen, ist Schauplatz des EM-Qualifikationsspiels der DFB-Auswahl gegen Nordirland (20.45 Uhr/RTL). "Der DFB hat sich so weit von der Fan-Szene entfernt, das ist unglaublich", meinte Kobuschinski.

Joachim Löw sieht das Verhältnis der Fans zu seiner Mannschaft nicht abgekühlt, obwohl zuletzt nur 33 164 Fans in Mönchengladbach das 4:0 gegen Weißrussland live im Borussia-Park erleben wollten. "Es ist wie immer die letzten Jahre. Das zieht wieder an", sagte der Bundestrainer am Montag der Deutschen Presse-Agentur. In seiner Zeit beim DFB, die 2004 als Assistent begann und ab 2006 als Bundestrainer fortgesetzt wurde, habe es immer wieder Diskussionen über eine Distanz zwischen Team und Anhängern gegeben, bemerkte Löw am Montag in Frankfurt.

Feindbild "Die Mannschaft"

Die Gründe für die neue Debatte sind vielschichtig. Die aktive Fanszene habe "keinen Bock" mehr auf die Nationalmannschaft und auch auf Merchandising-Aktionen wie die Marke "Die Mannschaft", die 2015 präsentiert wurde, führte Fan-Vertreterin Kobuschinski an. Der Supporters Club von Borussia Mönchengladbach verwies auf seiner Homepage auf "die Zwangsmitgliedschaft im sogenannten Fan Club Nationalmannschaft, um Eintrittskarten zu erhalten". Damit würden langjährige Fans vor den Kopf gestoßen.

Der Fan Club Nationalmannschaft wurde 2003 gegründet und zählt inzwischen mehr als 50.000 Mitglieder. 30 Euro pro Jahr für eine Einzelmitgliedschaft, 22,50 Euro für eine Gruppenmitgliedschaft werden fällig. Nur über die beim DFB angesiedelte Organisation werden Tickets für Auswärtsspiele vergeben, auch um die Gefahr von Ausschreitungen deutscher Fan-Chaoten wie bei den Partien etwa in der Slowakei, Slowenien und Polen vor einigen Jahren zu minimieren.

"Besuch im Stadion können sich viele nicht mehr leisten"

Für Heimpartien bekommen Fan-Club-Mitglieder Tickets zu reduzierten Preisen ab 15 Euro. Die normalen Tickets für das kommende Nordirland-Spiel liegen bei 25 Euro (ermäßigt 18 Euro) bis 80 Euro (ermäßigt 60 Euro).

"Einen Besuch im Stadion können sich viele gar nicht mehr leisten – geschweige denn ein Trikot kaufen", beklagte Vollmer. Der Profifußball sei längst kein "Sport für Jedermann" mehr. Die neuen EM-Jerseys werden für bis zu 129,95 Euro vertrieben. Die Fan-Version gibt es für 89,95 Euro, Kinder-Ausstattungen sind günstiger. Für die Partie am Dienstag hat der DFB immerhin 8000 Karten für 10 Euro verkauft. Bisher sind 40.000 der 49 000 verfügbaren Tickets veräußert.

Im Sommer werde "Deutschland hinter der Mannschaft stehen"

2008 kamen im Durchschnitt 53.280 Fans zu den Heimspielen. 2013 wurde die 50.000-er Marke letztmals geknackt, allerdings ist die Zahl auch maßgeblich von der Größe der Stadien abhängig, in der das DFB-Team spielte. 2017 waren es 44.190 Fans pro Spiel, in diesem Jahr bisher 36.362. Löw sieht die Zahlen nicht als Indikator für ein abfallendes Interesse an der Nationalmannschaft. "Wir haben schon 2009 darüber geredet und 2013, da gab es genau die gleichen Themen. Das zieht wieder an, wenn ein Turnier ist im nächsten Sommer." Dann werde "ganz Deutschland wieder hinter der Mannschaft stehen", betonte Löw.

Auch Routinier Toni Kroos hat den Stimmungsabfall "gar nicht so extrem" wahrgenommen. Einen Grund für die Unzufriedenheit der Fans sieht der Weltmeister von 2014 noch immer im WM-Debakel des Vorjahres mit dem Aus in der Gruppenphase: "Man muss sich als Mannschaft zurückkämpfen, da sind wir mitten drin." Die Stimmung bei Länderspielen wirkte zuletzt merkwürdig gedämpft. Eine Blaskapelle auf der Tribüne und ein umgebauter Londoner Doppelstockbus als Fan-Anlaufpunkt können die echten Fan-Unterstützung nicht ersetzen.

Goretzka: Fußball soll "Volkssport für alle" bleiben

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hält dem deutlich gefühlten Liebesentzug entgegen: "Wir haben Analysen gemacht. Im internationalen Vergleich stehen wir vorne", sagte Bierhoff und verwies auf eine Stadion-Auslastung bei Heimspielen von über 90 Prozent. "Da wären die meisten Bundesligisten auch damit zufrieden."


"Man muss zusehen, dass der Fußball das bleibt, was er immer war, und zwar Volkssport für alle", hatte Nationalspieler Leon Goretzka jüngst angemahnt. Bierhoff sieht zumindest einige Alarmsignale: "Wir müssen uns im Fußball bewusst werden, dass die Zeiten nicht leichter werden." Man müsse mehr tun, um das ganze Niveau zu halten. "Der Kurs ist nach wie vor nicht fanfreundlich", sagt Vollmer von "Unsere Kurve". "So bekommt man nur noch den Zuschauer ins Stadion, der mal vorbeikommt – sich einmal so ein Spiel leistet."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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