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Berlusconi und Italiens Fußball: Wie er den Sport von Mailand bis Monza prägte


Silvio Berlusconi und der Fußball
"Einen Kleinbus mit Prostituierten"

Von t-online, wl

Aktualisiert am 13.06.2023Lesedauer: 4 Min.
imago 23326881Vergrößern des BildesSilvio Berlusconi: Besonders bei der AC Mailand machte er sich einen Namen. (Quelle: imago sportfotodienst)
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Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Der Politiker hinterließ auch im Sport seine Spuren – im großen Mailand, aber auch in dessen Vorort Monza.

Es war ein für ihn typisches Versprechen, das Silvio Berlusconi den Spielern der AC Monza auf der Weihnachtsfeier des Klubs im Dezember 2022 gab. "Ich habe den Jungs gesagt, jetzt spielt ihr gegen Milan, gegen Juve und so weiter", verkündete er vor der Mannschaft, Verantwortlichen und Sponsoren. "Wenn ihr es schafft, gegen eine dieser großen Mannschaften zu gewinnen, schicke ich euch in die Kabine einen Kleinbus mit Prostituierten."

Ob er den durchaus fragwürdigen Deal einhielt, ist nicht bekannt. Denn zumindest die Auswärtspartie bei Juventus Ende Januar 2023 konnte der Aufsteiger überraschend mit 2:0 für sich entscheiden. Mittlerweile ist das aber auch egal, denn sein Versprechen kann der Besitzer der AC Monza ohnehin nicht mehr einlösen. Silvio Berlusconi ist tot.

Italiens früherer Ministerpräsident verstarb am Montag im Alter von 86 Jahren in Mailand. Dort war der skandalträchtige Multimillionär nicht nur wegen seiner Politik bekannt, sondern vor allem wegen seiner tragenden Rolle für den Fußball.

Auf der Mailänder Erfolgswelle

Silvio Berlusconi und die AC Mailand, das war jahrelang ein scheinbar unzertrennliches Gespann. Zwischen 1986 und 2017 nannte der Medien-Mogul den italienischen Spitzenklub sein Eigen. Bis 2004 agierte er als Milans Präsident. Ein weiteres Mal von 2006 bis 2008. Unter seiner Führung gewann der Klub 2007 auch das letzte Mal die Champions League.

"Es gibt niemanden auf der Welt, der so tun kann, als könne er mit mir mithalten", soll Berlusconi mal über sich selbst gesagt haben. Zumindest in sportlicher Hinsicht hatte der oft als Prototyp eines Populisten bezeichnete Politiker damit nicht ganz unrecht. Denn Milan und Berlusconi: Das war vor allem sportlich eine Erfolgsgeschichte.

Unter ihm wanderten etliche Titel in die Vereinsvitrine der Mailänder. Allein die Meisterschaft in Italien gewann der Klub mit Berlusconi als Eigentümer satte acht Mal. Der Champions-League-Titel ging in dieser Zeit fünfmal in die Modemetropole. Spieler wie Paolo Maldini, Kaká, Clarence Seedorf oder Andrij Schewtschenko reiften dabei zu Weltstars und wurden zum Aushängeschild des Mailänder Klubs. Zum Aushängeschild von Berlusconis Klub.

Kakás Verkauf und das Ende der alten Liebe

Doch die Liebe zwischen Berlusconi und der AC Mailand hatte auch ihre Hürden zu überwinden. Und sie bröckelte immer mal wieder. So zum Beispiel 2009. Da verkaufte Berlusconi nämlich mit Kaká einen der, wenn nicht sogar den besten Spieler im ganzen Verein. Der Grund: Milan hatte mit riesigen finanziellen Problemen zu kämpfen. Für Kaká strich man rund 65 Millionen Euro von Real Madrid ein. Das kam bei den Fans nicht gut an, denn der Brasilianer wäre eigentlich gerne geblieben.

Derweil schien Berlusconi auch ganz generell das Interesse an seinem Spielzeug nach und nach zu verlieren. 2009 kam gar das Gerücht auf, Berlusconi wolle die AC Mailand verkaufen – und das auch noch an den libyschen Diktator Muammar el Gaddafi. Doch es kam anders.

Denn erst 2017 trennten sich die Wege endgültig. Da befand sich der Verein schon im finanziellen Fiasko und hatte seit Jahren nicht mehr international gespielt. Also legte das chinesische Investoren-Konsortium "Sino-Europe Sports Investment Management Changxing Co. Ltd." 740 Millionen Euro auf den Tisch von Berlusconis Firma "Fininvest". Die AC Mailand hatte einen neuen Besitzer, Berlusconi war Geschichte.

Die neue Liebe aus der dritten Liga

Doch was passiert mit einem Lebemann, der sich über Jahrzehnte seiner großen Liebe widmet und plötzlich ohne sie da steht? Richtig, er sucht sich eine neue. Und die fand Silvio Berlusconi im Fußball dann doch recht schnell.

Die Auserkorene war die AC Monza, im September 2018 noch italienischer Drittligist. Berlusconi kaufte den Klub gemeinsam mit Adriano Galliani, schon zu Mailänder Zeiten seine rechte Hand. Das Ziel: "Ich möchte Monza dazu bringen, Mailand im San Siro herauszufordern", so Berlusconi. Die neue Liebe sollte es also irgendwann mit der alten zu tun bekommen.

Und natürlich gelang auch das. Denn die AC Monza ist mittlerweile in der Serie A gelandet, Italiens höchster Spielklasse. Auch, weil Berlusconi in den vergangenen Jahren Millionengelder in den Verein pumpte.

An Selbstbewusstsein oder wahlweise Größenwahn hatte Berlusconi derweil auch in Monza nicht verloren. So sagte er nach dem erfolgreichen Aufstiegsspiel gegen Pisa im vergangenen Jahr: "Am Sonntag haben wir mit Monza Geschichte geschrieben – und jetzt wollen wir den 'Scudetto' und die Champions League."

Milan und Monza trauern

So weit gekommen ist es noch nicht. Die AC Monza hat die erste Serie-A-Saison der Vereinsgeschichte auf dem 11. Rang abgeschlossen. Doch Silvio Berlusconi wird weitere Spielzeiten seiner neuen Liebe nicht mehr verfolgen können.

Der Tod des früheren Politikers löste bei seinem Verein Bestürzung aus. "Für immer mit uns: Geschäftsführer Adriano Galliani und ganz Monza trauern angesichts des Todes von Silvio Berlusconi", hieß es auf der Webseite der AC Monza. "Er hinterlässt eine Lücke, die nie gefüllt werden kann. Wir danken Ihnen für alles, Herr Präsident."

Galliani selbst sagte: "Ich trauere um einen Freund, den Menschen, der mein Leben über 43 Jahre lang verändert hat." Die AC Mailand bekundete ebenfalls ihr Beileid. Auch ehemalige Spieler äußerten sich. "Wir verlieren ein Genie, einen visionären Träumer und vor allem ein Freund, der die Geschichte unseres Italiens geändert hat", schrieb beispielsweise Paolo Maldini.

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Hunderte Fans von Milan und Monza versammelten sich derweil vor Berlusconis Residenz in Arcore und legten Blumen vor dem Eingang nieder. So trafen Berlusconis zwei Lieben am Ende nicht nur auf dem Spielfeld aufeinander, sondern auch am Tag seines Todes.

Dass er beiden Vereinen, auch seinem Ex-Klub, nahesteht, das hatte er bereits im vergangenen Jahr betont. Nach dem Aufstieg mit Monza verkündete er, wie sehr er sich auf die Duelle mit Milan freuen würde. "Mein Herz schlägt dann sowohl für den einen als auch für den anderen Klub", so Berlusconi. Jetzt hat es ganz jedoch aufgehört zu schlagen. Und die Fußballwelt hat letztendlich eine ihrer kontroversesten Figuren verloren.

Verwendete Quellen
  • sportbild.de: "Kohle, Sprüche, Zlatan: So greift Berlusconi jetzt an"
  • zeit.de: "Berlusconi hat keinen Spaß mehr an seinem Spielzeug"
  • sueddeutsche.de: "Verkauft Berlusconi den AC Mailand an Gaddafi?"
  • rnd.de: "Wie Italiens Ex-Premierminister Silvio Berlusconi die AC Monza in die erste Liga führte"
  • eurosport.de: " Serie A: Berlusconi-Klub Monza steigt auf - Neuling will Meister werden und Champions League spielen"
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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