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Messi und die Weltfußballer-Wahl: Veranstaltung hinterlässt "Beigeschmack"


Seltsame Weltfußballer-Wahl
Verwirrung, Unglaube und ein "schaler Beigeschmack"


16.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Wurde zum Weltfußballer gekürt: Lionel Messi.Vergrößern des Bildes
Wurde zum Weltfußballer gekürt: Lionel Messi. (Quelle: IMAGO/Wang Tiancong)

Lionel Messi ist erneut zum Weltfußballer gekürt worden. Die Wahl wurde jedoch zur Farce. Die Veranstaltung geizte zudem nicht mit unangenehmen Momenten.

Am Ende gewann der, der eigentlich immer gewinnt. Lionel Messi sicherte sich am Montagabend zum achten Mal in seiner Karriere den Titel als Fifa-Weltfußballer. Der Argentinier bleibt damit das Nonplusultra des Sports. Doch dass Messi den Titel in London dieses Mal einheimste, rief nicht nur vor Ort Verwirrung hervor.

Weltweit war mit einem anderen Sieger der Wahl für den besten Fußballer des Jahres 2023 gerechnet worden. Erling Haaland holte mit seinem Klub Manchester City nicht nur das Triple aus englischer Meisterschaft, FA Cup und Champions League. Der Norweger brach in der englischen Liga in seiner ersten Saison gleich den Torrekord, schoss im Kalenderjahr 2023 sagenhafte 50 Tore.

Doch für die Auszeichnung als Weltfußballer reichte das nicht, obwohl Messi bei Paris Saint-Germain keine überragende Rückrunde spielte und sich dann im Sommer in die vom Niveau her überschaubare amerikanische MLS verabschiedete. Der WM-Titel von "La Pulga" dürfte auch gar nicht mehr in die Wahl mit hineinspielen, gewann er den Pokal mit Argentinien doch schon im Dezember 2022. So sorgte die Ehrung des Argentiniers zu Kopfschütteln. Doch dafür gab es noch weitere Gründe.

Gleichstand: Trotzdem siegt Messi

Denn wie sich herausstellte, hatten Messi und Haaland am Ende die gleiche Punktzahl. Sowohl der 36-Jährige als auch sein 13 Jahre jüngeres Pendant kamen auf 48 Punkte. Dass Messi am Ende Weltfußballer wurde, lag an einem Teil der Wähler.

Die Stimmen setzen sich nämlich aus denen der Kapitäne der Nationalmannschaften, von Trainern, Pressevertretern und Fans zusammen. Jeder Wahlberechtigte entscheidet sich für die seiner Meinung nach drei besten Fußballer des Jahres.

Doch bei einem Gleichstand richtet sich das Augenmerk besonders auf die Wahl der Spielführer. Deren Erststimmen, also die Stimmen für den Spieler, den sie an die erste Stelle gesetzt haben, sind dann entscheidend. Hier lag Messi deutlich vor Haaland. England-Kapitän und Bayern-Star Harry Kane entschied sich zum Beispiel für den Argentinier.

Wenig Applaus für Messi

Dass das Ergebnis so ausfiel, konnte derweil kaum jemand verstehen. Das zeigte sich schon, als verkündet wurde, dass Messi und eben nicht Haaland die Auszeichnung erhalten würde. Der Applaus im Saal: verhalten.

Der Blick von Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola, der beide Stars schon trainiert hatte, sprach Bände. Der Spanier wirkte äußerst überrascht. Auch Erling Haalands Vater Alf-Inge zeigte eine recht eindeutige Reaktion. Als Messis Name verlesen wurde, sah es so aus, als würde der Ex-Fußballer die Augenbrauen heben.

Witz von Moderator Henry zündet nicht

Richtig unangenehm wurde es aber kurz danach. Denn der Preisträger war, wie auch Konkurrent Erling Haaland, gar nicht vor Ort. Und: Einen Videoeinspieler, wie er in solchen Fällen üblich ist, gab es auch nicht. Daraus ergab sich eine seltsame Situation auf der Bühne, bei der dann auch noch der Moderator und Ex-Fußballer Thierry Henry verbal danebengriff.

Der frühere Stürmerstar versuchte, die komische Stimmung zu überbrücken. Er nahm die Trophäe stellvertretend für Messi entgegen und sagte: "Ich habe zwei Gründe, sie zu nehmen. Erstens: Ich habe sie nie gewonnen, also behalte ich sie." Das entlockte dem Publikum nur vereinzelte Lacher.

Dann schob Henry an seine Co-Moderation Reshmin Chowdhury gerichtet nach: "Du bist Tottenham-Fan, richtig?" Stille im Saal. "Ihr bekommt eure Hände normalerweise nicht an Trophäen", sagte Henry dann. Im Publikum gab es ein paar Lacher und etwas Applaus für die Spitze der Arsenal-Legende gegen den Erzrivalen Tottenham. Doch richtig gute Stimmung kam nicht auf. Relativ zügig ging die Veranstaltung dann zur Wahl der Weltfußballerin über.

Internationale Presse verwundert, Norwegen tobt

Weltweit provozierten Veranstaltung und Wahl Verwirrung und Unglauben. Die internationale Presse wurde deutlich. "Eine surreale Ankündigung ... und ein Paukenschlag: Messi ist immer noch 'The Best'. Die Bilder der Fernsehübertragung waren befremdlich", schrieb beispielsweise die spanische "Marca". "Für den Rekordgewinner aus Argentinien ist es die achte Trophäe, allerdings hat die Kür doch einen schalen Beigeschmack", meinte der österreichische "Kurier".

Selbst in Argentinien war die Überraschung über den Messi-Sieg groß. "Aus Miami lächelte er in einer bizarren Situation: Er hat den Preis 'The Best' nach seiner Krönung bei der WM gewonnen und ohne in einer europäischen Liga zu spielen. Ein Preis als Zugabe", hieß es in der "Olé", die unumwunden zugab, dass "der Preis für Messi diesmal nicht erwartet worden" war.

Wütend war man vor allem in Haalands Heimat Norwegen. "Eine Behauptung, die nicht besonders kontrovers ist: Lionel Messi gehört nicht mehr zu den zehn besten Fußballspielern der Welt. Erling Braut Haaland aber schon", schrieb die führende Zeitung "Aftenposten" und ätzte noch gegen den Gewinner. "Und an dich, Messi: Sorry, aber genau diesen Preis hast du nicht verdient." Der ehemalige norwegische Profi Carl-Erik Torp tobte zudem beim norwegischen Fernsehsender NRK: "Ich würde sagen, das ist ein Skandal."

Matthäus deutlich: "Er darf nicht der Sieger sein"

Die Verwunderung über die Weltfußballer-Wahl erreichte dann auch Deutschland. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisierte die Entscheidung, Messi erneut den Titel zu geben. "Er darf dieses Mal nicht der Sieger sein", sagte der 62-Jährige beim Pay-TV-Sender Sky. "Ich finde, dass er der beste Fußballer der letzten 20 Jahre war, aber er hat mit Paris und Miami, wo er jetzt für einen Hype sorgt, keine großen Titel gewonnen."

"Wenn man nach den großen Erfolgen geht, führt kein Weg an Manchester City und – bei der Wahl des besten Spielers – an Erling Haaland vorbei", ergänze Matthäus. "Er hat mit ManCity die wichtigsten Titel geholt, seine Trefferquote war beeindruckend. Das sollte entscheidend sein, wenn man den besten und wichtigsten Spieler kürt – und der war Haaland."

Verwendete Quellen
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