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Premier League: Nervenschlacht um die Liga-Krone


Verstolpert und ausgerutscht
Dramatische Nervenschlacht um Englands Liga-Krone

Von t-online
28.04.2014Lesedauer: 4 Min.
Erst den Ball verstolpert, dann ausgerutscht: Liverpools Pechvogel Steven Gerrard.Vergrößern des BildesErst den Ball verstolpert, dann ausgerutscht: Liverpools Pechvogel Steven Gerrard. (Quelle: BPI/imago-images-bilder)
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Aus England berichtet Marc L. Merten

Es hätte sein Tag werden sollen, seine Saison. Doch es wurde einer der schwärzesten Tage im Fußballerleben des Steven Gerrard. Sein katastrophaler Fehler in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gegen den FC Chelsea könnte dem FC Liverpool die Meisterschaft gekostet haben – und Gerrard die Krönung einer langen und beeindruckenden Karriere.

Seit 15 Jahren und 471 Premier-League-Spielen läuft der Mann mit der Nummer acht für die Reds auf. Nie hat der mittlerweile 33-Jährige in anderen Farben gespielt. Er ist Kapitän und Talisman, ein Held, wie es ihn kaum mehr anderswo in der Fußballwelt gibt. Mit Liverpool, dem Klub, den er so liebt wie die Fans ihn, hat Gerrard alles gewonnen, was es im Vereinsfußball zu gewinnen gibt: FA-Cup, League Cup, Community Shields, UEFA Cup, UEFA Super Cup, sogar die Champions League – doch nie die englische Meisterschaft. Das sollte sich in dieser Saison ändern. Doch dann kam die schicksalshafte Minute "45+2" gegen Chelsea am 27. April 2014.

Ball verstoppt, ausgerutscht, Titel futsch?

Ein einfacher Querpass seines Mitspielers Mamadou Sakho rollte Gerrard, dem letzten Mann in den eigenen Reihen, unter dem rechten Fuß durch. Beim Versuch seinen kapitalen Schnitzer noch irgendwie auszubügeln, rutschte er aus und landete auf dem Hosenboden. Die Fans an der legendären Anfield Road stöhnten auf, Chelsea-Stürmer Demba Ba zeigte sich unbarmherzig und traf mitten ins Herz der Reds. Anschließend ermauerten sich die Blues in bekannter José-Mourinho-Manier den Sieg, den der Brasilianer Willian in der Nachspielzeit zu einem 2:0 ausbaute. Und als wenig später auch noch Manchester City bei Crystal Palace gewann, stand fest: Der FC Liverpool kann nicht mehr aus eigener Kraft die Premier League gewinnen.

Elf Spiele in Folge hatte Liverpool zuvor gewonnen, und noch immer liegen die Reds zwei Spieltage vor Schluss mit 80 Punkten zwei Zähler vor Chelsea an der Tabellenspitze. Doch der große Titelfavorit kommt nun aus Manchester. City hat zwar erst 77 Punkte auf dem Konto, aber ein Spiel weniger als die beiden Konkurrenten. Dank des bei weitem besten Torverhältnisses muss ManCity also "nur noch" seine drei verbliebenen Spiele gewinnen. Dann stünde die Millionen-Truppe von Manuel Pellegrini zwei Jahre nach dem letzten Titelgewinn wieder ganz oben.

Hämische Fan-Gesänge gegen Gerrard

Und Liverpool? Ein Punkt gegen Chelsea hätte gereicht, um weiter alle Zügel in den Händen zu halten. Sie hatten es sich an der Anfield Road so schön ausgemalt: Nach Jahren der Enttäuschung war die erste Meisterschaft seit 1990 so nahe. Ausgerechnet in der Saison, in der sich die Hillsborough-Katastrophe zum 25. Mal jährte, hätte aus Trauer und dem Gedenken an die besondere Historie des Klubs ein Jubel werden können, der alles Dagewesene in den Schatten gestellt hätte. Stattdessen ertönten am Sonntag aus dem Chelsea-Fanblock hämische Gesänge: „Have you ever seen Gerrard win the league?”

Den Glauben an den Titel will man bei den Reds natürlich nicht verlieren. "Es ist noch ein langer Weg zu gehen", sagte Trainer Brendan Rodgers. Mit Spielen bei Crystal Palace und zuhause gegen Newcastle United hat seine Mannschaft ein machbares Restprogramm vor der Brust. City dagegen muss erst noch im Nachholspiel beim FC Everton bestehen, das im Kampf um Rang vier selbst jeden Punkt gebrauchen kann. Abschließend stehen zwei machbare Heimspiele an. Ein einziger Fehltritt der Citizens würde Liverpool wieder auf die Pole Position spülen.

"Aktuell sind wir noch Dritter, aber..."

Dass daran allerdings so keiner recht glauben mag, liegt auch an der Stärke, die City bei Crystal Place ausstrahlte. Angeführt von Mittelfeld-Lokomotive Yaya Touré überrollte Manchester seinen Gegner in der ersten Halbzeit. Touré galt zusammen mit Gerrard als einer der heißesten Anwärter auf den Award "Spieler des Jahres". Während Gerrard patzte, zeigte Touré in beeindruckender Manier, dass er diesen Titel ebenso verdient gehabt hätte wie der letztlich ausgezeichnete Luis Suarez – Liverpools 30-Tore-und-21-Vorlagen-Stürmer.

Während sich aber Liverpool am Ende der Saison womöglich nur mit solchen Trostpreisen wird schmücken dürfen, gehen Touré und seine Mitspieler selbstbewusst in den Schlussspurt. "Wir sind zurück im Titelrennen", twitterte der 30-Jährige nach dem Sieg. Trainer Pellegrini schloss sich seinem wichtigsten Spieler an. "Wir haben immer an uns geglaubt", sagte der Chilene, der erst seit dieser Saison das Zepter in Manchester schwingt. "Aktuell sind wir noch Dritter, aber wir sind nicht mehr abhängig von anderen Ergebnissen."

Absurdes Nervenspiel bis zum Schluss

Und Chelsea? Irgendwie hat es deren Trainer José Mourinho mit seinem ständigen Lamentieren und Schlechtreden geschafft, dass die Blues niemand mehr so recht auf dem Zettel hat. Auch nach dem Sieg in Liverpool, dem eine taktische Meisterleistung Mourinhos zugrunde lag, verneinte der Portugiese energisch, wieder zurück im Titelkampf zu sein. "Wir sind in gar nichts zurück. Wir sind eher Dritter als Erster." Es klingt fast absurd. Chelsea hat alle vier Spiele gegen Liverpool und City gewonnen und doch die geringsten Chancen auf den Meistertitel.

Trotzdem weiß jeder in Liverpool und Manchester, dass Chelsea sich nicht lange bitten lassen würde, sollten beide Konkurrenten patzen. Bis dahin jedoch wird das Spielchen weitergehen. Es mutet schon fast lächerlich an, dass Rodgers und Mourinho – zwei Spieltage vor Schluss immerhin auf Platz eins und zwei der Tabelle – verneinen, noch reelle Titelchancen zu haben. Der Kampf um die Meisterschaft in England ist längst zu einem Nervenspiel auf und neben dem Platz geworden. Ein Spiel, das Steven Gerrard zumindest vorerst verloren hat.

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