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So ergeht es Westermann und van der Vaart beim FC Sevilla


Was machen Ex-HSV-Stars in Sevilla?
Westermann taumelt, van der Vaart weg vom Fenster

Von t-online
Aktualisiert am 25.04.2016Lesedauer: 5 Min.
Heiko Westermann (ganz links im Bild) spielt bei Betis Sevilla zumindest wieder. Rafael van der Vaart (rechts) steht nicht einmal mehr im Kader.Vergrößern des BildesHeiko Westermann (ganz links im Bild) spielt bei Betis Sevilla zumindest wieder. Rafael van der Vaart (rechts) steht nicht einmal mehr im Kader. (Quelle: Cordon Press/MIS/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Als "Ass im Ärmel" war er in der Presse angekündigt worden. Nach drei Spielen auf der Ersatzbank durfte Heiko Westermann wieder für Betis Sevilla auf den Platz. Nicht in irgendeinem Spiel. Im Derby beim Stadtrivalen Sevilla FC. Einem der hitzigsten Stadtduelle Europas. Dem Spiel des Jahres.

Jedenfalls für Betis, das anders als Pokalfinalist und Europa-League-Halbfinalist Sevilla schon länger keine anderen Highlights mehr erlebt. "Wir müssen anerkennen, dass wir zurzeit hintendran sind, und versuchen, den Abstand auf der Basis von Arbeit, Demut und Ruhe zu verkürzen“, sagte Betis-Keeper Antonio Adán nach der Partie. Da hatte seine Mannschaft das Derby mal wieder verloren, mit 0:2 (0:0).

Westermann war daran nicht ganz unschuldig. Beim Führungstreffer von Kevin Gameiro entwischte ihm der Franzose hinter seinem Rücken. Sevillas bester Angreifer traf per Kopf, was doppelt ironisch war, denn zum einen misst er nur 1,72 Meter. Und zum anderen war Westermann, 1,90 Meter, deshalb als Geheimwaffe ins Team gerückt, um Sevillas bekannte Stärke in der Luft zu annullieren.

Durchwachsener Tag für Westermann

Andererseits zeigte der 32-Jährige mehr Präsenz als viele seiner Mitspieler und ist gewiss nicht der erste Innenverteidiger, der diese Saison den variablen und enorm schnellen Gameiro nicht in den Griff bekam. In der ersten Halbzeit taumelte er einmal angesichts des Tempos seines Gegenspielers zu Boden, eingangs der zweiten Hälfte stoppte er ihn womöglich elfmeterreif, aber der Schiedsrichter ließ weiterspielen.

Im gegenüberliegenden Strafraum kam Westermann kurz darauf und noch beim Stand von 0:0 zu einer von Betis’ besten Chancen. Doch seine direkte Weiterverarbeitung eines verunglückten Schusses von Cejudo landete neben dem Tor.

Insgesamt also ein durchwachsener Tag im Stadion für den Ex-Nationalspieler. Aber immerhin: ein Tag im Stadion. Sein Teamkollege Rafael van der Vaart hat dieses Gefühl schon lange nicht mehr erlebt. Der Niederländer stand gegen Sevilla nicht auf dem Platz. Er saß nicht auf der Bank. Er war nicht mal im Kader. So wie immer.

Bei van der Vaart läuft es schlecht

Zwei ehemalige Spieler des Hamburger SV, zwei Neuzugänge von Betis im vergangenen Sommer. Zwei Auswanderer, zwei Diagnosen. Bei Westermann läuft es ganz okay, eher besser, als es sein am Ende eher komödiantischer Ruf in Deutschland hätte vermuten lassen. Bei van der Vaart läuft es schlecht, noch schlechter, als es seine ärgsten Kritiker hätten voraussehen können.

In Deutschland macht nur sein Liebesleben noch Schlagzeilen, in Spanien nicht mal das - und als Fußballer stand er nur am Anfang im Rampenlicht. Bei seiner Präsentation. Eine Traumehe sollte es werden: van der Vaart in Andalusien, der Heimat seiner Großeltern. Zu seiner Präsentation kamen sie aus dem 130 Kilometer entfernten, in der Provinz Cádiz gelegenen Küstenort Chiclana. Wie tausende Fans.

"Ich habe große Ambitionen, ich will um die Meisterschaft kämpfen, wenn es die Chance gibt, und in die holländische Nationalelf zurückkehren“, versprach ihnen der damals 32-Jährige. "Van der Vaart wie auch ich vermissen die Hymne der Champions League“, erklärte Sportdirektor Eduardo Macià. Beiden sprachen, wohl gemerkt, über einen Aufsteiger. Aber der Größenwahn gehört bei Betis irgendwie dazu.

"So ist der Fußball"

Anspruch und Wirklichkeit – selten sollten diese Pole der Existenz so weit auseinanderliegen wie in den folgenden Monaten. Betis verbrachte die komplette Saison in der zweiten Tabellenhälfte und in der Regel im Abstiegskampf, dem man erst zuletzt entkam. Und den erhofften Grundpfeiler des neuen Projekts, Rafael van der Vaart, gab es insgesamt nur 298 Minuten zu sehen. 178 davon in der Liga, die letzten am 9. Januar, bei einem 0:1 in Getafe, nach dem Trainer Pepe Mel entlassen wurde.

"Ich habe den absoluten Tiefpunkt meiner Karriere erreicht", gestand van der Vaart wenige Tage später. Es war ebenfalls ein Derby bei Sevilla, damals im Pokal, als ihm diese Erkenntnis kam. Kommen musste. Nach der Spielfeldinspizierung kehrte er in die Kabine zurück und fand dort kein Trikot für sich. So kommunizierte ihm der neue Trainer Juan Merino, dass er keine Rolle mehr spielte.

Was ist bloß passiert, mit van der Vaart in Sevilla? Diese Frage würde kürzlich in einem Interview auch Westermann gestellt. "Wie soll ich es sagen?", antwortete der Verteidiger ausweichend. "Ein Spieler kann perfekt in einem Klub sein, aber in einem anderen hat er kein Glück. So ist der Fußball." Der - und das Leben.

"Es hat einfach nicht funktioniert"

Gerüchte erzählen von nächtlichen Ausflügen, auch das Tohuwabohu mit seinen Frauen dürfte kaum geholfen haben. Einen belastbareren Hinweis gab Merino: "Ich selbst habe noch mit 37 in der ersten Liga gespielt, aber dafür muss man mehrere Kilo unter dem Idealgewicht liegen.“ Der Klub ließ angeblich einen speziellen Trainingsplan ausarbeiten, doch auch der brachte nicht das gewünschte Ergebnis.

"Es hat einfach nicht funktioniert", erkannte bald sein ursprünglicher Fürsprecher Macià und versuchte, den Königstransfer - geschätztes Jahresgehalt: drei Millionen Euro brutto - von der Payroll zu bekommen. Doch ob Griechenland oder die Türkei, ob die USA, Brasilien oder China: jeder mögliche Wechsel zerschlug sich. Van der Vaart möchte nicht zu weit weg, schon wegen seinem Sohn. Zwei weitere Jahre hat er noch Vertrag in Sevilla, und zumindest außerhalb des Fußballs sieht er Vorteile am Standort.

Nach langer Verletzungspause raus aus der Mannschaft

Westermann geht es in diesem Punkt ähnlich – er ist wohl nicht zuletzt froh, den nicht immer ganz freiwilligen Kult aus Hamburger Zeiten los zu sein. HW4 und so. Bei Betis trägt er die Nummer 17. Und für den Kult sind andere zuständig, der nach Hause zurückgekehrte Ex-Nationalspieler Joaquín etwa oder Lebensversicherung Rubén Castro, der mehr als die Hälfte der Ligatreffer von Betis erzielte (17 von 31).

Rundum glatt läuft es allerdings auch für den Deutschen nicht. Als er nach wenigen Spieltagen in die Startelf kam, erwies er sich zunächst als Stabilitätsfaktor. Wegen eines majestätischen Vorstoßes samt Torerfolg gegen Rayo Vallecano wurde er im Oktober sogar als "Kaiser Westermann" gefeiert.

Doch als er im letzten Spiel des Jahres 2015 in Barcelona das Unglück fertigbrachte, sich bei einem Eigentor auch noch zu verletzen, waren die Flitterwochen vorbei. Zweieinhalb Monate mit einer kurzen Unterbrechung musste er pausieren. Wieder zurück im Team, wurde plötzlich verstärkt verloren. Also rutschte er wieder aus der Mannschaft, bis zum Derby.

Dennoch: beim Versuch, mal wieder ein Lokalduell zu gewinnen, dürfte man ihn nächste Saison wiedersehen. Rafael van der Vaart hingegen wohl kaum. Aber vielleicht kann er wenigstens in der Nähe bleiben. "Ich habe meinem Großvater versprochen, meine Karriere bei Cádiz zu beenden", sagte er einmal. Einziges Problem an der Sache: Der Herzensverein seiner Familie spielt in der Dritten Liga.

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