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Donald Trump: US-Präsident crasht Chelseas Siegerparty bei der Klub-WM


US-Präsident verwundert
Trump crasht die Siegerparty


Aktualisiert am 14.07.2025 - 10:07 UhrLesedauer: 6 Min.
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Spieler des FC Chelsea zeigen sich verwundert. (Quelle: t-online)
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US-Präsident Donald Trump verblüfft mit seinem Auftritt bei der Siegerehrung der Klub-WM. Es ist nicht das Einzige, was rund um das Turnier diskutiert wird. Das Fazit fällt gemischt aus.

Aus New Jersey berichtet Julian Buhl

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Diese Rechnung hatte Gianni Infantino ohne Donald Trump gemacht. Nachdem der Fifa-Präsident gemeinsam mit dem US-Präsidenten die Siegertrophäe der Klub-WM an Reece James, den Kapitän des FC Chelsea, übergeben hatte, sollten die beiden die Bühne eigentlich den neuen Weltmeistern überlassen. So war es zumindest im Drehbuch der Siegerehrung vorgesehen.

Infantino trat also zur Seite und winkte auch Trump zu sich, seine Bewegungen wurden dabei immer hektischer. Denn Trump dachte nicht daran, am Höhepunkt der Klub-WM abzutreten – auf den gerade nicht nur die 81.118 Zuschauer im MetLife Stadium in New Jersey, sondern die ganze (Fußball-)Welt an den TV-Bildschirmen blickten.

Stattdessen blieb er einfach umringt von den Chelsea-Spielern stehen, die gerade im goldenen Konfettiregen die Trophäe in die Luft stemmten. Im Hintergrund schossen Feuer- und blaue Farbfontänen hoch. Trump wippte im Rhythmus der hüpfenden Spieler neben ihnen mit, klatschte Beifall und grinste zufrieden in die Kameras, die diese Bilder mit ihm mittendrin einfingen und in die Welt sendeten.

Buhrufe und Pfiffe gegen Trump

Dass Trump dabei derart aktiv mitmischte, verwunderte auch den Doppeltorschützen und Matchwinner des Endspiels gegen Paris Saint-Germain (3:0), Cole Palmer, als er anschließend im klimatisierten Zelt direkt neben der Arena bei der Pressekonferenz darauf angesprochen wurde. "Wir wussten, dass Trump hier ist, aber nicht, dass er auch auf dem Siegerpodest mit uns stehen würde. Das war etwas verwirrend", sagte Palmer.

Infantino kam schließlich noch einmal in die Jubeltraube zu Trump zurück und begleitete ihn dann vom Podium. Auf dem Weg dorthin über den Rasen des Spielfeldes war Trump wenige Minuten zuvor noch vom Großteil der Zuschauer ausgepfiffen und ausgebuht worden. Davon hatte er sich aber nicht aus seinem Konzept bringen lassen, ballte trotzdem seine Faust und winkte lächelnd in die Zuschauerränge.

Der Präsident der Vereinigten Staaten lieferte mit seinem Auftritt beim Finale jedenfalls zweifellos Bilder, die auch im Rückblick auf das gesamte Turnier in Erinnerung bleiben werden.

Dessen weltweite Wahrnehmung hatten Trump und Infantino ohnehin seit Monaten und speziell seit dem Start des neuen XXL-Turniers der Fifa am 14. Juni maßgeblich mitbestimmt. Das war in der Finalwoche in New York nun nicht anders, zu deren Beginn Infantino ein neues Büro der Fifa in der Weltmetropole eröffnete. Wo genau? Natürlich im Trump-Tower. Dort zog der mächtige Boss des Weltverbands am Tag vor dem Finale auch bereits sein Fazit zur Klub-WM.

"Fantastisch": Infantino bedankt sich bei Trump

Das fiel wenig überraschend rundum positiv aus. Von außen betrachtet muss man das Turnier im Rückblick aber differenzierter und teilweise auch sehr kritisch sehen. Infantino jedenfalls rechtfertigte auch die von ihm gesuchte Nähe zu Trump. Man könne nicht daran denken, so einen Wettbewerb zu organisieren ohne die absolute Unterstützung und das volle Engagement der jeweiligen Regierung, führte er aus: "Mein großer Dank geht darum an Präsident Trump und sein gesamtes Team. Sie waren fantastisch."

Turnier-Kritiker wie Jürgen Klopp versuchte er mit eindrucksvollen Besucherzahlen und Finanzerträgen zu widerlegen. Der deutsche Erfolgstrainer hatte die Klub-WM im neuen XXL-Format über einen Zeitraum von vier Wochen als "die schlechteste Idee, die jemals im Fußball umgesetzt wurde", bezeichnet. Angesprochen darauf sagte der Fifa-Boss nur: "Ich respektiere jeden und jedermanns Meinung."

Er selbst hat eine ganz andere zu seinem Herzensprojekt und sagte: "Die goldene Ära des Klub-Fußballs hat begonnen." Insgesamt 2,5 Millionen Zuschauer seien zu den 63 Spielen in die Stadien gekommen, das sei ein Schnitt von 40.000 pro Partie. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele Stadien teilweise auch nur zur Hälfte oder gar deutlich weniger gefüllt waren.

Den negativen Höhepunkt markierte dabei die Vorrundenpartie zwischen Mamelodi Sundowns und Ulsan HD, die gerade einmal 3.412 Menschen live im Stadion sehen wollten. Zudem nahm die Fifa deutliche Preisanpassungen vor und verkaufte die Tickets am Ende teilweise für weniger als die Hälfte des ursprünglich angesetzten Preises.

"Etwas geschaffen, das die Landkarte des Fußballs verändert"

Der laut Infantino "revolutionäre" TV-Vertrag mit dem Streamingdienst DAZN habe es 20 Milliarden Zuschauern weltweit ermöglicht, alle Spiele kostenfrei zu sehen. Möglich gemacht hatte das aber nur ein undurchsichtiger Deal mit dem Saudi-Arabischen Staatsfonds. Infantino tönte trotzdem: "Nennen Sie mir einen Wettbewerb im Klub-Fußball, der komplett kostenfrei empfangbar ist." 2,1 Milliarden US-Dollar Umsatz seien generiert worden, durchschnittlich 33 Millionen Dollar pro Spiel.

Das Preisgeld für die Teilnehmer, darunter der FC Bayern und Borussia Dortmund, betrug eine Milliarde Dollar. Alleine der Finalsieg am Sonntag brachte Chelsea Einnahmen von 40 Millionen Dollar ein. "Zusammen haben wir etwas Neues geschaffen, das die Landkarte des Fußballs verändert", sagte Infantino.

Südamerika feiert die Klub-WM, Europa bleibt skeptisch

Dabei kann man ihm kaum widersprechen. Allerdings wurde das neue Turnier in den vergangenen Wochen auch durchgehend von zahlreichen Nebengeräuschen begleitet. Während besonders die südamerikanischen Fans das Turnier mit großer Leidenschaft und Begeisterung auch vor Ort verfolgten, wurde es in Europa deutlich kritischer beäugt. Die Südamerikaner aber zelebrierten das Turnier förmlich und verwandelten die Stadien in Partymeilen.

Vor dem Finalstadion in New Jersey versammelten sich die Fans zum Beispiel bei allen dort ausgetragenen Partien bereits Stunden vor Anpfiff auf dem riesigen umliegenden Parkplatz. Dort wurden dann Grills aufgebaut, Fußbälle gekickt und zu meist lateinamerikanischen Rhythmen getanzt.

Das Wetter als Störfaktor bei der WM

Das Wetter und die hochsommerlichen Temperaturen von nahezu durchgehend über 30 und teilweise sogar über 40 Grad Celsius störten dabei nicht. Für das Turnier war es dennoch ein großer Faktor, der teilweise grenzwertige Rahmenbedingungen setzte. Bayerns Leon Goretzka sprach deshalb beispielsweise von einer "anderen Sportart", die man da betreibe. Spielverzögerungen aufgrund von drohender oder tatsächlicher Hitzegewitter riefen darüber hinaus großen Unmut hervor.

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Als passende Schlusspointe nahm ausgerechnet der Trainer, der sich am meisten echauffiert und sogar gesagt hatte, das Turnier würde schlicht am falschen Ort ausgetragen werden, mit seiner Mannschaft nun den Siegerpokal mit nach Hause. Nach dem Turniertriumph stimmte aber auch Chelseas Coach Enzo Maresca deutlich mildere Töne an. "Wir waren sehr glücklich, seitdem wir hier waren. Manche Dinge sind aber nicht normal bei diesem Turnier", sagte er. "Trotzdem sind wir stolz, hier gewesen zu sein bei diesem Wettbewerb und ihn gewonnen zu haben."

Maresca prophezeite dem eine große Zukunft und sagte: "Dieser Wettbewerb, der alle Vereine der Welt vereint, wird wichtiger werden als die Champions League." Infantino dürfte das gerne hören.

Die Probleme der Klub-WM spitzen sich bei der WM zu

Die Probleme, die die Klub-WM bereits offenbart hat, werden aber auch die WM im kommenden Jahr, die die USA gemeinsam mit Kanada und Mexiko ausrichten werden, weiter begleiten und sich wohl noch weiter zuspitzen. Das dürfte auch für Trumps aggressive Politik zum Beispiel in Sachen Zoll- und Einwanderungsfragen sowie das angespannte Verhältnis zu den anderen beiden Gastgeberländern gelten.

Die WM, die erstmals mit 48 Mannschaften ausgetragen wird, soll jedenfalls das nächste Turnier der Superlative werden. Trump und Infantino sind fest entschlossen, es zu nichts Geringerem zu machen. Trump sprach bereits vom "größten Sportereignis der Geschichte", das auch noch im "250. Jahrestag unseres Landes" stattfinden werde. Infantino kündigte mit Blick auf die XXL-WM vollmundig an: "Wir haben zehn Millionen Tickets zum Verkauf. Das ist wie drei Superbowls jeden Tag, einen Monat lang."

Das war nur der Anfang

An das Megasport- und Showevent des Superbowls erinnerte bereits das Finale der Klub-WM in vielen Bereichen, zum Beispiel mit den pompösen Pre-Match- und Halbzeitshows. Unter anderem war unmittelbar vor Anpfiff Robbie Williams in weißem Trainingsanzug mit goldenen Glitzerstreifen mit dem offiziellen Klub-WM-Song "Desire" aufgetreten. Nach dem Spiel wurde noch am Spielfeldrand dann der Name von Chelsea als erster Sieger in den goldenen Pokal eingraviert. All das passte ins Bild, wie sich Infantino seine goldene Ära des Klub-Fußballs vorstellt.

Die erste Klub-WM soll da nur der Anfang gewesen sein. Die nächste Auflage ist spätestens in vier Jahren geplant, möglicherweise kommt sie aber auch früher. Und beim nächsten Mal mit noch mehr Teilnehmern, die noch mehr Spiele und damit auch noch mehr Einnahmen garantieren würden. Länder, die sich darum bewerben wollen, das nächste Turnier auszurichten, soll es bereits einige geben, darunter etwa Brasilien.

Infantino spielt das natürlich in die Karten. Sein Plan mit der Klub-WM ist vor allem aus finanzieller Hinsicht aufgegangen. Spätestens seit der Siegerehrung weiß er aber auch, dass er sich mit Trump dabei einen komplett unberechenbaren Partner an seine Seite geholt hat, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt.

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Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort in New Jersey
  • Aussagen von Enzo Maresca und Cole Palmer bei der Pressekonferenz
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