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DFB-Team | Robin Gosens wählt nach Polen-Pleite drastische Worte: "Todernste Lage"


DFB-Elf verliert gegen Polen
"Todernste Lage" – Spieler wählt drastische Worte

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

17.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Robin Gosens: Der Inter-Profi war ein Lichtblick im deutschen Team.Vergrößern des Bildes
Robin Gosens: Der Inter-Profi war ein Lichtblick im deutschen Team. (Quelle: KACPER PEMPEL)

Auch gegen Polen gab es für die deutsche Mannschaft keinen Sieg. Deutschland scheint das Gewinnen verlernt zu haben. Doch es gibt Lichtblicke.

Es war ein letzter verzweifelter Versuch. Der nach vorne geeilte Antonio Rüdiger spielte noch einen kurzen Doppelpass mit Robin Gosens, ehe er in der letzten Minute der Nachspielzeit zur Flanke ansetzte. Ein hoher, langer Ball – ins Nichts. Unerreichbar für Mitspieler Marius Wolf segelte das Spielgerät ins Toraus.

Rüdiger hob die Arme – man wusste nicht so recht, ob aus Erschöpfung oder Frust – und entschuldigte sich bei seinem Mitspieler für die missglückte Vorlage. Kurz darauf war Schluss. 0:1-Niederlage in Polen, wieder kein Sieg, wieder ein enttäuschendes Ergebnis. Die letzte Aktion Rüdigers war ein Sinnbild des deutschen Spiels. Viel versucht, doch am Ende klappte wieder nichts.

Die deutsche Nationalmannschaft scheint das Gewinnen verlernt zu haben. In diesem Jahr gab es für das DFB-Team bislang erst einen Dreier zu bejubeln (2:0 gegen Peru), aus den letzten 15 Partien insgesamt gar nur vier. Entsprechend enttäuscht war auch der Bundestrainer nach dem erneuten Rückschlag. In der ersten Halbzeit sei seine Mannschaft "nicht so ins Spiel" gekommen, im zweiten Durchgang habe dann "das Quäntchen Glück gefehlt".

In der Tat standen nach den mehr als 90 gespielten Minuten 26 zu 2 Torschüsse für die deutsche Mannschaft zu Buche. Die Polen, die am kommenden Dienstag in der EM-Qualifikation in Moldau ran müssen, beschränkten sich unter ihrem als Defensivfanatiker bekannten Trainer Fernando Santos aufs Verteidigen. Nur einen Ball brachten die Gastgeber aufs Tor von Marc-André ter Stegen – und der war drin. Ein äußerst bitterer Abend auch für den deutschen Torhüter, der sich eigentlich für einen Stammplatz bei der EM empfehlen wollte.

Flick der neue Kafka?

So aber wartet die deutsche Mannschaft weiter auf ihren zweiten Sieg in 2023. In etwas weniger als einem Jahr eröffnet das DFB-Team die Heim-EM. Aktuell fehlt die Fantasie, wie der Bundestrainer sein Team bis zu diesem Großereignis wettbewerbsfähig bekommen möchte.

Sowohl im After-Match-Interview bei Moderatorin Esther Sedlaczek als auch auf der Pressekonferenz nach dem Spiel betonte Flick dermaßen oft, dass sich seine Mannschaft "in einem Prozess" befinde, man konnte fast anfangen zu glauben, Flick selbst habe das gleichnamige Werk von Franz Kafka geschrieben.

Schon am Dienstag gibt es allerdings die erneute Chance, Fortschritte in diesem Prozess erkennen zu lassen und einen Sieg einzufahren. Dann empfängt das DFB-Team in Gelsenkirchen Kolumbien (20.45 Uhr, im Liveticker bei t-online). Gegen die Südamerikaner wird auch einer spielen, der wohl als Hoffnungsträger herhalten muss inmitten einer verunsicherten Mannschaft: İlkay Gündoğan.

Der gebürtige Gelsenkirchener stieß am Mittwoch als frisch gebackener Triple-Gewinner zum DFB-Team. Gündoğan ist bei den Cityzens Kapitän, der verlängerte Arm von Cheftrainer Pep Guardiola – und zuletzt immer wieder der Mann für die wichtigen Tore, wie beispielsweise im FA-Cup-Finale gegen Stadtrivale Manchester United.

Gündogan und die Suche nach seiner Rolle

Flick weiß, was er an Gündoğan hat, auch wenn dieser im Nationalteam trotz langjähriger Erfahrung noch nicht so wirklich seine Rolle gefunden zu haben scheint. "Es tut uns gut, ihn bei uns zu haben. Er ist ein exzellenter Fußballer, ein sympathischer Mensch und Leader", so Flick über den 32-Jährigen. Eine grundsätzliche Startelf-Garantie wollte er dem Mittelfeldmann unter der Woche allerdings nicht aussprechen.

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Und auch Gündoğan wird die Probleme im deutschen Team nicht allein lösen können. Ob die individuellen Fehler (wie beim 3:3 gegen die Ukraine) oder die mangelnde Chancenverwertung wie gegen Polen. Angesichts der sich wiederholenden schlechten Resultate und Leistungen gibt es wenig, was Hoffnung auf Besserung macht. Gegen Polen gab es jedoch zumindest zwei weitere Lichtblicke.

Da wäre zum einen der junge Malick Thiaw, 21 Jahre alt, der gegen Polen sein Länderspieldebüt feierte. Und der Verteidiger vom AC Mailand machte seinen Job mehr als passabel. Thiaw gewann sechs seiner acht Zweikämpfe, eroberte etliche Bälle und kam selbst dreimal zum Torabschluss.

Beinahe wäre ihm sogar sein Debüttreffer gelungen, doch der überragend haltende Wojciech Szczesny war an diesem Tag unüberwindbar. Dennoch: Thiaw hielt Polens Superstar Robert Lewandowski stark in Schach und machte kaum Fehler – womit er in der Rolle des Abwehrchefs in der Dreierkette deutlich besser performte als Freiburgs Matthias Ginter wenige Tage zuvor.

Und da wäre Robin Gosens zu nennen. Wie Gündoğan stieß er erst am Mittwoch zur Mannschaft. Gegen Polen ersetzte er zur Pause Jonas Hofmann, spielte aber nicht wie der Gladbacher auf rechts, sondern nahm seine angestammte Position als Linksverteidiger ein. Mit Gosens entwickelte das deutsche Team prompt mehr Zug zum Tor und erarbeitete sich allein in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff mehrere hochkarätige Chancen.

Gosens drastische Worte: "Die Lage ist todernst"

Wie auch Thiaw konnte Gosens seine Chance nutzen. Dass Flick in dieser Abstellungsperiode eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette testen lässt, kommt dem 28-Jährigen zugute. In der bei der WM praktizierten Viererkette gab es für Gosens genauso wenig Platz wie im gesamten Kader. Ein Versäumnis, das möglicherweise auch der Bundestrainer mittlerweile eingesehen hat. Denn Gosens ist sichtlich ein Typ, der der Mannschaft guttut. Auf und neben dem Platz.

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"Wenn man verfolgt, was nach der WM passiert ist, dann kann ich mit meiner Spielzeit und dem, was ich auf den Platz gebracht habe, zufrieden sein", analysierte Gosens nach Abpfiff seine eigene Leistung – und unterstrich seine Ambitionen. "Ich werde voll angreifen, um auf den EM-Zug aufzuspringen", so der Inter-Profi, der abschließend äußerst drastische Worte bezogen auf den Zustand der Nationalmannschaft wählte.

"Die Lage ist todernst. Wir haben nächstes Jahr eine Heim-EM, das muss ein riesengroßes Fußballfest werden. Da brauchen wir das ganze Land hinter uns, um möglichst geil zu performen. Und das geht nur über Resultate."

Gündoğan, Thiaw, Gosens. Drei Spieler, die Hoffnung machen auf Besserung. Vielleicht schon gegen Kolumbien.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen im Warschauer Nationalstadion
  • Statistiken auf fotmob.com
  • Aussagen von Hansi Flick auf den DFB-Pressekonferenzen
  • Aussagen von Robin Gosens in der Mixed Zone
  • Eigene Recherche
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