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WM 2034 in Saudi-Arabien? "Die Uhr tickt für den DFB" | Fifa


Folgen auf die Worte auch Taten?
Jetzt zeigt sich, wie ernst es der DFB meint

MeinungVon Benjamin Zurmühl

31.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Bundestrainer Julian Nagelsmann (M.), DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Direktor Rudi Völler: Der Deutsche Fußballbund sieht eine mögliche WM-Vergabe an Saudi-Arabien kritisch. (Quelle: Thomas Boecker/DFB)

Einer WM in Saudi-Arabien steht praktisch nichts mehr im Wege. Auch der DFB bisher nicht. Dabei sah das vor nicht allzu langer Zeit noch anders aus.

Über die Fußball-WM in Katar wurde viel geredet. Menschenrechtsorganisationen bezeichneten sie als "WM der Schande", deutsche Fan-Gruppierungen riefen zum Boykott auf. Auch der DFB äußerte viel Kritik am Turnier, das im Winter 2022 stattfand.

Boykottieren wollten Verband und Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft aber nicht. "Generell bin ich der Meinung, dass wir für einen Boykott zehn Jahre zu spät dran sind. Die WM wurde nicht dieses Jahr vergeben, sondern ein paar Jahre zuvor", sagte Nationalspieler Joshua Kimmich im März 2021.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf ließ im September 2022 ähnliche Töne anklingen. "Diese WM-Vergabe hat dazu geführt, dass man insgesamt im Sport darüber nachdenkt, bevor ein Turnier vergeben wird", so der 62-Jährige beim Kongress für Menschenrechte des DFB. "Die Debatten, die wir jetzt führen, sind nicht vor der Vergabe geführt worden, sondern im Nachgang. (...) Es ist natürlich mühsamer, als wenn man vorher klare Kriterien anlegt, menschenrechtliche Standards definiert, die für uns unwiderruflich sind. Dann ist es leichter."

Neuendorf betonte seinerzeit: "Wir müssen darauf achten, wie solche Prozesse laufen, wie sie aufgesetzt werden – und das werde ich auf jeden Fall auch tun."

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Ein Jahr später ist davon noch nicht viel zu sehen. Eine WM 2034 in Saudi-Arabien scheint nur noch Formsache zu sein. Öffentlichen Widerstand gibt es kaum. Bisher auch nicht von Neuendorf. Dabei wäre genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem Akteure wie der DFB-Präsident oder Nationalspieler Kimmich ihren Worten auch Taten folgen lassen könnten.

Denn Saudi-Arabien ist bei der Frage nach Menschenrechten keinen Deut besser als Katar. Ganz im Gegenteil – die Lage ist in vielerlei Hinsicht noch kritischer als im Gastgeberland der Weltmeisterschaft des vergangenen Jahres.

Neuendorfs Stimme mit Folgen

Dass eine WM in Saudi-Arabien nur noch Formsache ist, hat zwei Gründe. Zum einen wäre da die XXL-Weltmeisterschaft in fünf Ländern auf drei Kontinenten im Jahr 2030. Mit dieser sorgte die Fifa um Präsident Gianni Infantino dafür, dass sich nur Länder aus Asien und den Ozeanien für das darauffolgende Turnier bewerben durften. Denn den Fifa-Regularien zufolge dürfen sich nur Nationen aus den Kontinenten bewerben, die keine der zwei vorherigen Weltmeisterschaften ausgetragen haben. Da das Turnier 2026 in Nord- und Mittelamerika stattfindet sowie die WM vier Jahre später in Südamerika, Afrika und Europa, blieben nur Asien und Ozeanien übrig.

Der zweite Grund: Saudi-Arabien ist der einzige Bewerber. Nur eine Stunde nach der Bekanntgabe der XXL-WM 2030 warf der Wüstenstaat seinen Hut in den Ring und erhielt auch die Rückendeckung des asiatischen Fußballverbands. Einzig Ozeanien hätte einen Kontrahenten hervorbringen können, tat es aber nicht. Am heutigen Dienstag verkündete Australien die einzig realistische Option des Verbands, dass man sich nicht für 2034 bewerben werde.

All das wurde durch die außergewöhnliche Weltmeisterschaft 2030 begünstigt, die der Fifa-Rat einstimmig beschloss. Teil des Fifa-Rats: Bernd Neuendorf. Schon bei der ersten Gelegenheit, auf die Folgen öffentlichkeitswirksam aufmerksam zu machen, blieb er inaktiv. Von seiner Ankündigung, auf die Entscheidungsprozesse genau zu achten, ist wenig zu sehen. Wohl auch, weil Deutschland die Fußball-WM der Frauen 2027 austragen will.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur und des Sportinformationsdienstes wollte er sich Anfang Oktober zu einer möglichen Austragung der WM 2034 in Saudi-Arabien nicht äußern.

Die Zeit läuft

Noch ist das Turnier aber nicht nach Saudi-Arabien vergeben. Die finale Entscheidung fällt am 17. Mai 2024 in Bangkok (Thailand). Beim dann stattfindenden Fifa-Kongress werden die Gastgeber für die Weltmeisterschaften 2030 und 2034 bekannt gegeben. Etwas mehr als ein halbes Jahr hat der DFB also Zeit, all das anzustoßen, für das man in den vergangenen Jahren laut eigener Aussage bei der WM in Katar zu spät dran war.

 
 
 
 
 
 
 

Die Boykott-Diskussion, die für die letzte WM laut dem heutigen Vizekapitän Joshua Kimmich zehn Jahre zu spät kam, kann der deutsche Fußball nun anstoßen. Die Debatten über Menschenrechte und Kriterien, die vor der Vergabe weniger mühsam sind als danach, sollten ab sofort stattfinden, wenn die DFB-Spitze ihre Worte ernst meint.

Die Uhr tickt.

Verwendete Quellen
  • youtube.com: "Löw und Kimmich kontern Kritik nach Shirt-Aktion | SID"
  • youtube.com: "LIVE 🔴 Kongress Menschenrechte"
  • news.sky.com: "World Cup 2034: Saudi Arabia launches official tournament bid after FIFA restricts competitors" (engl.)
  • demokratieindex.de: "Ranking der Länder anhand der Demokratiequalität"
  • kicker.de: "Neuendorf trägt WM-Vergabe trotz Bedenken mit: 'Müssen jetzt genau hinschauen'"
  • fifa.com: "Fifa-Rat ernennt die USA zum Ausrichter der neuen, vergrößerten Fifa Klub-Weltmeisterschaft"
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