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WM 2014: DFB-Führungsspieler in der Pflicht


Jetzt muss etwas passieren
DFB-Führungsspieler in der Pflicht

Von t-online
21.07.2014Lesedauer: 4 Min.
Auf sie kommt es jetzt an: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira (v. li.) (Fotos: dpa, imago/Moritz Müller))Vergrößern des BildesAuf sie kommt es jetzt an: Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira (v. li.) (Fotos: dpa, imago/Moritz Müller)
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Aus Santo Andre (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg

"Basti, kommt doch bitte mal in meine WG. Der Fips kommt auch und Merte etwas später. Er ist mit Miro noch unterwegs zur Tanke eine Steige Heineken holen. Das kann einen Moment dauern, sie müssen die Fähre nehmen. Wir müssen reden." So würde man sich eine Einladung von Sami Khedira an Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose wünschen.

Und vielleicht hat sie ja in anderer Form tatsächlich stattgefunden, als die deutsche Nationalmannschaft tief in der Nacht vom Achtelfinal-Zittersieg gegen Algerien aus Porto Alegre im Campo Bahia angekommen war.

Verwunderung über Spiel-Philosophie

Denn spätestens nach der gruseligen ersten Halbzeit gegen die Nordafrikaner, die beinahe zum frühen WM-Kollaps geführt hätte, müsste eigentlich gewaltiger Redebedarf bestehen. Zumindest außerhalb des engsten DFB-Zirkels können nur noch wenige die Spiel-Philosophie des Bundestrainers nachvollziehen. Kaum vorstellbar, dass es intern anders aussehen soll.

Die öffentliche Debatte würde nur halb so emotional geführt, wenn Lahm in der Sechser-Rolle restlos überzeugen würde. Doch das tut er derzeit nicht. Sogar Innenminister Thomas de Maizière, der das Achtelfinale im Stadion gesehen hat, äußerte sich dazu: "Ich bin einer von 80 Millionen Bundestrainern. Ich würde Lahm rechts hinten spielen lassen. Das hat er gut gemacht."

Fragen über Fragen zum System

Nicht nur der Politiker stellt sich Fragen. Warum lässt Joachim Löw dennoch so spielen? Warum verzichtet er auf eine Doppelsechs, warum auf einen Mann hinter den Spitzen? Warum hält er an Philipp Lahm im Mittelfeld fest? Warum verzichtet der Bundestrainer auf gelernte Außenverteidiger? Vor dem Viertelfinale gegen Frankreich geht die große Angst um: Vercoacht Löw nach dem missglückten Halbfinale bei der EM 2012 gegen Italien auch die WM 2014 in Brasilien?

Bereits vor Turnierbeginn schrieb der "kicker" einen tiefblickenden Artikel über Löws Mission in Südamerika. "Der große Löw oder der ewige Jogi", titelte das Fachmagazin und schrieb: "Selbst Assistent Hansi Flick und Manager Oliver Bierhoff, seine engsten und langjährigen Wegbegleiter in den bald zehn DFB-Jahren, wirken mitunter gereizt ob der Unberechenbarkeit des Bundestrainers. Der, so heißt es aus seinem Umfeld, drohe allmählich die Bodenhaftung zu verlieren und in eine Parallelwelt abzugleiten."

Klose sitzt topfit auf der Bank

Mitunter kann man in Brasilien das Gefühl bekommen, dass es so weit ist. Gegen Algerien lief das Spiel von Anfang an komplett am deutschen Team vorbei, von außen kamen keinerlei Impulse, keine Umstellungen, nichts. Man rettete sich in die Pause. Dann allerdings erwies sich die Einwechslung von André Schürrle als richtige Maßnahme. Überhaupt zeigte die deutsche Mannschaft anschließend deutlich mehr Laufbereitschaft.

Der Chelsea-Star schmorte bisher meist auf der Ersatzbank. Dabei präsentierte er sich schon in der Vorbereitung in bärenstarker Verfassung. Er wäre der ideale Mann für die linke Seite. Thomas Müller könnte auf seiner gewohnten rechten Außenbahn agieren. Dann wäre ein Platz für Miroslav Klose im Sturmzentrum frei. "Ich fühle mich hundertprozentig fit", sagt der 36-Jährige.

Warum nicht Durm ins kalte Wasser schmeißen?

"Wir müssen unsere Torchancen konsequenter nutzen", forderte Löw vor dem Algerien-Spiel. Allerdings wären dann Spieler mit Abschlussqualitäten, die Klose wie kein anderer im DFB-Team besitzt, nicht ganz unwichtig. "Die Mischung derzeit ist nicht optimal. Da muss eine bessere Balance gefunden werden zwischen absoluten Stürmertypen und den verspielten Typen wie Mesut Özil, von denen wir viele im Team haben", sagte der ehemalige Weltklassetorhüter Oliver Kahn im ZDF.

Eine mögliche Aufstellung könnte so aussehen: Manuel Neuer im Tor. Erik Durm, Mats Hummels, Per Mertesacker oder Jerome Boateng und Lahm in der Viererkette. Khedira und Schweinsteiger auf der Doppelsechs, Toni Kroos hinter den Spitzen. Für ihn könnte auch Özil auf seiner Lieblingsposition ran, dann wäre Kroos frei für eine defensive Rolle im Mittelfeld, um Khedira und Schweinsteiger zu entlasten. Schürrle, Klose und Müller würden die Angriffslinie bilden.

Impuls muss von den Spielern ausgehen

Doch dafür müsste Löw seine eigens für diese WM entworfene Strategie komplett über den Haufen schmeißen und obendrein Durm ins kalte WM-Wasser werfen. Offenbar traut der Coach dem 22-Jährigen, der erst 19 Bundesligaspiele absolviert hat, nicht viel zu. Was jedoch herauskommen kann, wenn man jungen Nobodys das Vertrauen schenkt, müsste Löw eigentlich wissen. Bei der WM 2010 versetzten die international unbekannten Müller und Özil die Fußball-Welt in Erstaunen.

Der Impuls müsste also von den Spielern ausgehen. Für einige ist es die letzte Chance, den ganz großen Triumph zu landen. Sie sollten zumindest nichts unversucht lassen. Doch am Ende entscheidet immer der Erfolg. Wird Deutschland Weltmeister, dann kann auch Klose im Tor stehen und Roman Weidenfeller den Mittelfeld-Strategen geben.

Verantwortung gefragt

Egal wie sich Löw letztlich entscheidet, man kann ihm nur wünschen, dass es am Ende irgendwie zum Erfolg führt und dass er Führungsspieler an seiner Seite hat, die wirklich Verantwortung für das Große und Ganze übernehmen und deren Meinung beim Bundestrainer Gehör findet.

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