Sport Kroatien: Die Bundesliga-Connection will die EM rocken
Bundesliga goes EURO 2012: Unter diesem Motto könnte die kroatische Nationalmannschaft ihre Reise nach Polen und in die Ukraine antreten. Einige wichtige Stützpfeiler der Mannschaft und auch der Trainer sind dem geneigten deutschen Fußball-Fan wohl bekannt. Gespickt mit weiteren hochklassigen Spielern, sind nicht wenige Experten der Meinung, Kroatien habe das Potential, an einem guten Tag jede Top-Nation zu ärgern. So wie schon bei der EM 2008, als in der Vorrunde die DFB-Elf mit 1:2 strauchelte und um den Einzug ins Viertelfinale bangen musste.
Der Weg zur EM
Eigentlich hat Kroatien gar keine schlechte EM-Qualifikation gespielt. Ein Ausrutscher gegen Georgien (0:1) war dabei, und nur das in allen zehn Gruppenspielen ungeschlagene Griechenland stand dem Team von Slaven Bilic am Ende im Weg. So mussten die "Kockasti" – die Karierten – in die Relegation. Dort trafen sie auf die Türkei und schafften die Revanche für die im Elfmeterschießen erlittene Niederlage im Viertelfinale der EM 2008. In einer furiosen Partie spielten sie in Istanbul die Türkei an die Wand und machten mit dem 3:0 schon im Hinspiel alles klar. Im Rückspiel reichte dann ein torloses Unentschieden, um sich endgültig zu qualifizieren. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 hat sich Kroatien das vierte Mal im fünften Versuch für eine EM qualifiziert. (EM-Qualifikation Ergebnisse und Tabelle der Gruppe F)
Die Mannschaft
Die Qualifikation gelang mit einer Mannschaft, aus denen für den deutschen Beobachter mehrere Namen herausstechen. Im Sturm spielen u.a. Mario Mandzukic (VfL Wolfsburg), Ivica Olic (FC Bayern) und Mladen Petric (HSV). Im Mittefeld stehen u.a. Danijel Pranjic (FC Bayern), Ivan Rakitic (Ex-Schalke), Ivo Ilicevic (HSV) und Ivan Perisic (BVB), den Trainer Slaven Bilic für das größte Talent seines Landes hält, im Kader. Und in der Verteidigung läuft noch immer ein Mann auf, den man eigentlich schon im Ruhestand wähnen würde. Josip Simunic, bald 34 und mittlerweile bei Dinamo Zagreb unter Vertrag, ist noch immer Abwehrchef und organisiert mit Kapitän Dario Srna die Abwehr, der dieser nicht gerade statt hinten rechts im Mittelfeld aufläuft. Der eigentliche Star des Teams ist aber ein anderer, nämlich der Strippenzieher im Mittelfeld.
Der Star
Luka Modric von Tottenham Hotspur ist einer der begehrtesten Spieler der englischen Premier League, für den bereits Ablösesummen jenseits der 50 Millionen Euro seitens der Spurs abgewiesen wurden. Der 26-jährige Spielmacher ist ein brillanter Dribbler und Vorlagengeber, einzig die letzte Torgefahr geht von ihm nicht aus. Dennoch ist er für das Spiel der Kroaten nicht zu ersetzen, jeder Angriff läuft über den Rechtsfuß.
Der Trainer
Slaven Bilic ist der Rebell unter den Nationaltrainern bei der EM: der rauchende Mütze-zum-Anzug-Träger mit Ohrring. Verbunden mit seinen mitunter rüpelhaften Interviews wurde Bilic bereits als „östliche Halbwelt-Version von José Mourinho“ bezeichnet. Passenderweise ist er Gitarrist in einer Rockband: emotional in beiden Richtungen. Aber er ist auch fertig studierter Jurist und hat gelernt, seine Gefühlsausbrüche mehr unter Kontrolle zu haben. Seine Spieler sagen, Bilic sei durch das bittere Aus bei der EM 2008, nach dem er kurz vor der Entlassung stand, ein besserer Trainer geworden. Nicht mehr nur der reine Motivator, sondern ein Taktiker. Dennoch ist er in Kroatien umstritten. Nicht wenige erwarten, dass die EM 2012 sein letztes Turnier als Kroatien-Coach sein wird. Egal, wie es ausgeht.
