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Kolumne von Anja Rützel: Die Vereinigten Staaten von Schluck


Helden der Woche
Die Vereinigten Staaten von Schluck

Meinungt-online, Anja Rützel

04.01.2018Lesedauer: 2 Min.
Mallorca: Ein Eimer voller Sangria am Strand von Arenal.Vergrößern des BildesMallorca: Ein Eimer voller Sangria am Strand von Arenal. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa-bilder)
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Natürlich, die Verlockung ist riesig: Wenn einen die Verhältnisse immer nagender nerven, man sich – je nach Wohnort – über bräsige Regierungsbildungsverschleppung und fassungslos machendes Sandkastengebaren eines Weltmacht-Präsidenten grämt: Wäre es dann nicht eine herrliche Flucht aus all dem Schlamassel, einfach sein eigenes Mini-Land zu gründen und alle Unbill heiter winkend zurückzulassen?

Im klitzekleinen haben das zu Silvester acht Freunde aus Neuseeland praktiziert: Sie wollten sich nicht mit dem Alkoholverbot abfinden, das auf der neuseeländischen Coromandel-Halbinsel 2003 nach diversen aus dem Ruder gelaufenen Partys in Kraft trat. Seitdem darf hier nicht mehr an öffentlichen Plätzchen gepichelt werden, also auch nicht am Strand. Wer es trotzdem tut, riskiert eine Strafe von umgerechnet etwa 160 Euro.

Statt nun, wie es weniger kühne Geister vielleicht tun würden, verschämt Cola-Rum oder Limo-Korn in Softdrinkflaschen zu füllen oder Hochprozentiges in kleinen Flaschen um die Waden herum festzukleben, um die versteckten Ressourcen dann über ein Röhrenleitsystem durch das Hosenbein unauffällig auszunuckeln, haben die acht Outdoor-Feierwilligen kurzerhand ihren eigenen Winz-Staat ausgerufen.

Eine eigene Insel sollte Abhilfe schaffen

Während der Ebbe schaufelten die jungen Menschen am Silvesternachmittag in einer geeigneten Bucht in der Nähe von Tairua im Norden des Landes eine überdimensionierte Sandburg für Ausgewachsene: groß genug, um zwei Bänke und einen Klapptisch zu beherbergen. Die Flut schnitt dieses neu geschaffene Eiland dann vom Festland ab und entzog es somit auch der dort geltenden Gerichtsbarkeit. Das dachten zumindest die dann doch minimal naiven Staatengründer. Tatsächlich hätten sie ihre Insel dafür ein bisschen weiter ins Meer bauen müssen, denn die Hoheitsrechte des jeweiligen Festlandstaates ragen 12 Seemeilen (22 Kilometer) ins Wasser hinein.

Dass ihr Plan mit dem frisch gegründeten Trinkstaat nicht wirklich wasserdicht sein würde, hätten sie schon nach Lektüre der Schriften des englischen Dichters John Donne ahnen können, der bereits im 17. Jahrhundert schrieb: „Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes.“ Auch wenn Hugh Grant im Film „About a boy“ ein paar Jahrhunderte später gegenteiliges behaupten sollte. Die örtliche Polizei ließ die Silvester-Insulaner kulanterweise trotzdem gewähren. Wir anderen sollten fürs neue Jahr vielleicht in ein Gummiboot investieren, um die 22 Kilometer in die Unabhängigkeit zurücklegen zu können.

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