t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeUnterhaltungTV

ARD: "Hart aber fair" auf dem Prüfstand – wackelt Moderator Louis Klamroth?


ARD-Shows im Wandel
"Hart aber Fair" auf dem Prüfstand – wackelt Louis Klamroth?


29.05.2025 - 12:32 UhrLesedauer: 4 Min.
ARD-Moderator Louis Klamroth.Vergrößern des Bildes
ARD-Moderator Louis Klamroth. (Quelle: IMAGO/Uwe Koch)
News folgen

Die Personalie Louis Klamroth bleibt in der ARD mit vielen Fragezeichen verbunden. Bröckelt der Rückhalt für den mit hohen Erwartungen gestarteten Talkmaster?

Der Eindruck verfestigt sich momentan von Woche zu Woche: Ist "Hart aber Fair" ein Auslaufmodell im Ersten – oder warum ist der Polittalk seit Mitte Mai nicht mehr zu sehen?

"Der Montagabend im Ersten hat sich als verlässlicher Anker für politische Information etabliert – geprägt durch eine klare Programmstruktur aus Dokumentationen und Talkformaten", teilt die ARD auf Rückfrage von t-online mit, nur um dann anzufügen, dass sich die Show mit Louis Klamroth in einer "Sendepause" befinde und deshalb von der anderen ARD-Gesprächsrunde "Maischberger" ersetzt werde. Bis zur Sommerpause am 15. Juli ist das noch der Fall: Sandra Maischberger vertritt ihren Kollegen also insgesamt sechsmal – vom 19. Mai bis zum 14. Juli.

Zwar ist das nicht neu, die ARD hatte bereits im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass "Hart aber Fair" ab dem Jahr 2025 seltener im Ersten zu sehen sein wird – und dennoch bleibt beim Publikum der Eindruck hängen, Louis Klamroth sei mit "Hart aber Fair" längst nicht mehr erste Wahl. Zum Vergleich: Während Maischberger von der ARD für 67 Talks pro Jahr beauftragt wird, sind es bei Klamroth 20 Sendungen.

Ist Maischberger die bessere Klamroth?

Zumal Sandra Maischberger ihre Sache gut macht. Im April 2024 schlüpfte die 58-Jährige erstmals in die "Hart aber Fair"-Ersatzrolle und lockte zwischen 1,65 und 1,87 Millionen Menschen am Montagabend ins Erste.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch dieses Jahr ab: Maischberger am Montag – das funktioniert, wenn auch nicht immer deutlich besser als "Hart aber Fair". So schalteten am 19. Mai 1,76 Millionen Zuschauer "Maischberger" ein, eine Woche zuvor holte Louis Klamroth 1,75 Millionen.

Nur: Reicht es den Programmverantwortlichen, wenn der für ARD-Verhältnisse mit seinen 35 Jahren überdurchschnittlich junge Talkshow-Moderator ähnliche Reichweiten erzielt wie seine 23 Jahre ältere Kollegin? Besonders ein Aspekt spricht gegen ihn: Während Maischberger auch montags zu ihrer gewohnten Zeit um 22.50 Uhr startet, genießt Klamroth den Vorteil, stets schon um 21 Uhr auf Sendung zu gehen.

Ohnehin war der Name Klamroth nach der "Hart aber Fair"-Ära um Frank Plasberg mit der großen Hoffnung verbunden, ein jüngeres Publikum zu begeistern. Gerade deshalb sollte ein Transformationsprozess angestoßen werden: voller Fokus auf die Mediathek, jüngere Zielgruppenorientierung und eine Optik, die frisch und innovativ daherkommt. Zumindest Letzteres konnte mit der Neugestaltung von Sendungskonzept und Studiodesign sichtbar umgesetzt werden.

Die Programmchefin hegt hohe Erwartungen

Treibende Kraft hinter all den Veränderungen im Programm ist die Direktorin Christine Strobl. Seit sie ihr Amt im April 2021 von Volker Herres übernahm, strebt sie eine neue Ausrichtung an: Stabile Quoten im linearen Fernsehen sieht sie nur als eine Seite der Medaille – Erfolg definiert Strobl auch mit starken Zahlen im Online-Angebot der ARD. Um jeden Preis?

Fragt man beim Sender nach, heißt es: "Die Bilanz zeigt: Die politischen Talkformate der ARD ergänzen sich inhaltlich gut und erreichen im linearen Fernsehen ein verlässlich stabiles Publikum." Dann folgt das große "Aber", denn eine Sendersprecherin ergänzt: "Die zentrale Herausforderung bleibt jedoch, auch jüngere Zielgruppen für den politischen Diskurs zu gewinnen."

Restlos zufrieden scheinen die Verantwortlichen nicht zu sein. Hinter den Kulissen wird diskutiert. Das bestätigt die ARD-Sprecherin auf Nachfrage: "Deshalb wird derzeit intensiv über die Talkformate im Jahr 2026 gesprochen, die neben den linearen Sendungen verstärkt non-lineare Formate in den Blick nehmen sollen, um den politischen Diskurs in alle Zielgruppen zu bringen."

Wer "intensiv" und "gesprochen" in einem Atemzug nennt, verbreitet mit Blick auf die Zukunftsplanung wenig Optimismus. Rückt also der Abschied von Klamroths Polittalk näher? Für die zweite Jahreshälfte 2025 bleibt zunächst der Auftrag klar: "'Hart aber Fair' kehrt ab dem 15. September mit neuen Ausgaben am gewohnten Sendeplatz am Montag zurück", so die ARD.

"Hart aber Fair" vor ungewisser Zukunft

Für nächstes Jahr ist die Sache hingegen nicht so eindeutig. Eine Entscheidung gibt es bislang nicht. Stattdessen werden unterschiedliche Szenarien diskutiert – und eines davon scheint auch die Absetzung von "Hart aber Fair" für das lineare Fernsehprogramm der ARD zu sein. Als t-online den Sender damit konfrontiert und fragt, ob es ARD-Programmdirektorin Christine Strobl ist, die in dieser Hinsicht Druck macht und die Zukunft von "Hart aber Fair" infrage stellt, dementiert eine Sendersprecherin kurz und knapp: "Nein", das sei nicht der Fall.


Quotation Mark

Wir entwickeln unsere ARD-Formate kontinuierlich weiter und beschreiten dabei bereits neue, innovative Wege – auch abseits des Linearen.


ARD-Sendersprecherin


Louis Klamroth, der seit rund zwei Jahren "Hart aber Fair" mit seiner Firma Florida Factual selbst produziert, gab sich in der Vergangenheit stets selbstbewusst. Als er 2024 in einem Interview mit dem Magazin "Journalist" nach seinem Format gefragt wird, sagt er: "Es steht anders da, sieht anders aus und hat nach 22 Jahren neuen Schwung erhalten." Zwar sei der Modernisierungsprozess der Sendung "längst nicht vorbei, aber die doch leicht angestaubte Marke ist wiederbelebt".

Die Gesamtkosten für den verantwortlichen WDR von rund 6,6 Millionen Euro pro Jahr, also etwa 195.000 Euro pro Sendung, liegen dennoch höher als bei Klamroths Konkurrentin: "Maischberger" soll laut Medienrecherchen nur 140.000 Euro pro Folge kosten.

Empfohlener externer Inhalt
Youtube

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Bleibt die Frage, ob dem jungen Moderator der Erfolg in der Mediathek recht gibt? Ein Argument lieferte Klamroth kurz vor der Bundestagswahl: Da produzierte er die beiden Ausgaben von "Hart aber Fair 360" mit den Gästen Tino Chrupalla von der AfD sowie Robert Habeck von den Grünen. 25 Wählerinnen und Wählern stellten die Fragen und konnten mit einem Buzzer Dynamik in den Gesprächsverlauf bringen. Auf Nachfrage teilt die ARD mit: "mit jeweils rund 250.000 Abrufen" habe das Online-Konzept "gut funktioniert".

Auch in seiner Rolle als Moderator der "Wahlarena" habe Klamroth überzeugt, heißt es in der ARD. Eine Jobgarantie für ihn – aber nicht für "Hart aber Fair"? Es ist der letzte Satz, den der Sender als Antwort auf den t-online-Fragenkatalog mitschickt, der sich wie ein Ausblick liest, aber auch Aufschluss über die Zukunft des diskutierten Talkformats liefert: "Wir entwickeln unsere ARD-Formate kontinuierlich weiter und beschreiten dabei bereits neue, innovative Wege – auch abseits des Linearen", heißt es da vielsagend.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom