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Kult-Spiel Fortnite: Hype, Faszination, Gefahr?


125 Millionen angemeldete Nutzer
Kult-Spiel Fortnite: Hype, Faszination, Gefahr?

Von Ali Vahid Roodsari

Aktualisiert am 11.07.2018Lesedauer: 5 Min.
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Fortnite auf der Electronic Entertainment Expo (E3): Das Spiel von Entwickler Epic Games verzeichnet 125 Millionen angemeldete Nutzer.Vergrößern des Bildes
Fortnite auf der Electronic Entertainment Expo (E3): Das Spiel von Entwickler Epic Games verzeichnet 125 Millionen angemeldete Nutzer. (Quelle: ZUMA Press/Ariana Ruiz/dpa-bilder)

Das Online-Spiel Fortnite verzeichnet 125 Millionen angemeldete Nutzer. 40 Millionen Spieler starten es mindestens einmal im Monat. Was ist Fortnite überhaupt, woher kommt der Hype und kann es für Kinder gefährlich sein?

125 Millionen: Das ist ungefähr die Einwohnerzahl von Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark zusammen. Und es ist auch die Gesamtzahl aller Menschen, die sich weltweit für das Online-Spiel "Fortnite" angemeldet haben. Das verkündete Entwickler Epic Games in einem Blog-Post.

Noch eine beeindruckende Zahl: Etwa 40 Millionen Nutzer spielen Fortnite mindestens einmal im Monat. Das Spiel gibt es für PC, Mac, Konsolen und iOS. Erst Anfang Juni erschien es kostenlos für die Nintendo Switch zum Download. Schon innerhalb weniger Tage luden zwei Millionen Switch-Besitzer das Spiel herunter.

Doch um Fortnite gibt es nicht nur gute Nachrichten. Beispielsweise berichtete die britische Zeitung "The Mirror" im Juni von einem neunjährigen Mädchen, das zehn Stunden am Tag vor Fortnite saß. Ihre Sucht war so stark, dass sie nicht einmal auf die Toilette ging. Das Mädchen kam in Behandlung. Das löste eine Diskussion über die Gefahr von Fortnite für Kinder aus.

Doch ist das Spiel wirklich für Kinder gefährlich? Worum geht in Fortnite überhaupt und warum fasziniert es bis zu 125 Millionen Spieler?

Was ist Fortnite?

Fortnite ist ein sogenannter Third-Person-Shooter. Es handelt sich hierbei, salopp gesagt, um ein Ballerspiel, bei dem sich die Kamera hinter dem Spielercharakter befindet.

Das Spiel gibt es in zwei Modi: Eine derzeit kostenpflichtige Variante mit dem sogenannten "Rette die Welt"-Modus. Hier müssen Spieler eine Basis errichten und Zombies bekämpfen. Der Modus soll aber angeblich 2018 noch kostenlos werden.

Fortnites Herzstück: der Battle-Royale-Modus

Wer einen der 125 Millionen Fortnite-Zocker aber nach dem Zombie-Modus fragt, wird vermutlich oft auf fragende Blicke stoßen. Denn die meisten Gamer kennen das Spiel als "Battle Royale". Der Modus findet sich in der kostenlosen Variante von Fortnite, die Epic Games zum Download anbietet.

Hier kämpfen bis zu 100 Spieler gegeneinander – wortwörtlich bis zum letzten Mann (oder Frau). Eine typische Partie verläuft folgendermaßen: Die Spieler springen aus einem sogenannten "Battle Bus" – einem Bus, der Dank eines Heißluftballons fliegt – auf eine Insel. In Städten, Dörfern und Häusern finden Spieler Waffen, Ausrüstungsgegenstände oder Rohstoffe, mit denen sie einfache Gebäude bauen können. Wie beispielsweise einen Turm oder Rampen.

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Ziel des Spiels: Als letzter auf der Insel überleben, beziehungsweise im Team-Modus die gegnerische Mannschaft ausschalten. Damit nicht jeder Spieler wie ein Leopard die ganze Runde über regungslos irgendwo lauert und auf Beute wartet, verkleinert sich das Spielfeld nach einer bestimmten Zeit kreisförmig. Wer außerhalb des Kreises ist, verliert dauerhaft Lebensenergie. Das Spielfeld verkleinert sich so lange, bis es für Spieler unmöglich ist, Gegner zu umgehen.

Warum ist Fortnite so beliebt?

100 Spieler, die auf einer Insel ums Überleben kämpfen – das ist keine neue Erfindung. Spätestens seit dem Spiel "PlayerUnknown's Battleground" (PUBG) ist Battle Royale in der Gaming-Welt etabliert. Das Spiel erschien als Test-Version im März 2017 und hat sich bisher um die 25 Millionen Mal verkauft.

Fortnite erschien im Juli 2017, ist aber deutlich populärer als PUBG. Laut Victoria Scholz, Redakteurin bei GIGA Games und Ewelina Walkenbach, Redakteurin bei Gamona, kann das verschiedene Gründe haben: "Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass Fortnite kostenlos ist", sagt Scholz. "Außerdem gibt es das Spiel auf nahezu allen Plattformen. Damit ist es eines der ersten Battle-Royale-Spiele, das auf Konsolen erschien."

Ein weiterer möglicher Grund: die Optik des Spiels. Während Konkurrent PUBG durch seine realistisch anmutende Grafik wohl eher ein erwachsenes Publikum anspricht, wirke Fortnite durch seinen Comic-Look für alle Altersgruppen ansprechend. Doch das ist nicht alles, sagt Redakteurin Walkenbach: "Die witzigen Emotes, wie Tänze, oder verschiedene Skins bieten die Option, den Charakter zu individualisieren", sagt Walkenbach. "Es werden zudem immer neue hinzugefügt, was die Leute am Ball hält."

Skins und Tänze für Geld

Bei Skins handelt es sich um eine Art virtuelle Kleidung, mit der Spieler Aussehen der Figur oder von Waffen anpassen können. Tänze sind ein beliebtes Gimmick in Fortnite und finden sich auch in der realen Welt: So vollführte beispielsweise Fußballspieler Antoine Griezmann in einem Testspiel zwischen Frankreich und Italien nach seinem Tor einen Tanz aus Fortnite.

Damit Spieler neue Skins und Tänze erhalten, müssen sie Aufgaben erfüllen. Beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Gegnern ausschalten. Wem das zu lange dauert, kann auch mit "V-Bucks" Gegenstände kaufen. V-Bucks sind eine Währung im Spiel, die Spieler gegen echtes Geld erwerben können. 1.000 V-Bucks kosten etwa zehn Euro.

Eine andere Möglichkeit: Einen sogenannten Battle-Pass kaufen. Damit lassen sich mehr und schneller Gegenstände freischalten als in der rein kostenlosen Version. Ein Battle-Pass kostet 950 V-Bucks.

Eine Gefahr für Kinder und Jugendliche?

Epic Games versucht, durch wöchentlich neue Herausforderungen Spieler zu halten und den Spaßfaktor zu erhöhen. Manche Spieler haben dabei so viel Spaß, dass sie gar nicht aufhören können zu zocken. Extremstes Beispiel ist das neunjährige Mädchen aus Großbritannien, das in Behandlung kam.


Fabian Karg sieht in so einem Fall die Verantwortung bei den Eltern. Karg ist Pädagoge und Mitarbeiter des Referats Jugendmedienschutz des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg. "Wenn ein neunjähriges Mädchen zehn Stunden am Tag Fortnite spielt, stellt sich eher die Frage, was Zuhause schief gelaufen ist", sagt Karg.

Laut dem Pädagogen ist exzessives Videospielen ein Indikator für viele Probleme. Diese können Zuhause auftreten, in der Schule, oder psychischen Ursprungs sein.

Eltern sollten Interesse zeigen

Tatsächlich hat die Weltgesundheitsorganisation WHO seit Juni Online-Spielsucht in ihren Katalog von Krankheiten aufgenommen. Um möglichen Gefahren vorzubeugen, rät Karg Eltern, sich mit Hobbys ihrer Kinder zu beschäftigen: "Man könnte beispielsweise zusammen Videos auf YouTube zu Fortnite anschauen und darüber sprechen", sagt der Pädagoge. "Das allerwichtigste: nicht einfach unbegründet ablehnen. Stattdessen sollten sich Eltern selber informieren und eine Meinung bilden."

Laut Karg sind Fortnite-Spieler vor allem von einer Sache fasziniert: "Menschen, beziehungsweise Kinder lieben den Wettbewerb", sagt Karg. "Im Battle-Royale-Modus können sie am Ende allein auf dem Siegertreppchen stehen. Das macht es reizvoll."

Im elektronischen Shop von Nintendo ist die kostenlose Version von Fortnite "ab 16" Jahre gekennzeichnet. Diese Zahl dient als Richtwert. Laut Karg sollten Eltern sich nicht nur auf solche Angaben verlassen, sondern selbst feststellen, ob das Spiel für den Nachwuchs geeignet ist. Aber er nennt auch Grenzen: "Junge Kinder, wie beispielsweise eine Neunjährige, haben in Fortnite nichts verloren."

Verwendete Quellen
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