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Luca: So funktioniert die Corona-App von Fanta-Vier-Star Smudo?


Cluster-Erkennung
So funktioniert die Corona-App Luca

Von Laura Stresing

Aktualisiert am 05.03.2021Lesedauer: 5 Min.
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Musiker Smudo demonstriert auf seinem Smartphone die Funktionsweise der App Luca: Die Veranstaltungsbranche setzt große Hoffnungen auf die App.Vergrößern des Bildes
Musiker Smudo demonstriert auf seinem Smartphone die Funktionsweise der App Luca: Die Veranstaltungsbranche setzt große Hoffnungen auf die App. (Quelle: Axel Heimken/dpa-bilder)

Ist Luca die bessere Corona-Warn-App? Nach einem Talkshow-Auftritt von Rapper Smudo ist die Begeisterung für das Konzept bei manchen groß. Wir erklären, was hinter der App steckt und was sie kann.

Es gibt einen neuen Stern am App-Himmel: Die Contact-Tracing-App "Luca" soll bei der Pandemiebekämpfung helfen. Und sie hat viele prominente Unterstützer – unter anderem den Musiker Smudo, der an der Entwicklung beteiligt war. Auch der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar lobte die App in einer Talkrunde von Anne Will in höchsten Tönen und warf der Bundesregierung vor, viel Geld für eine Corona-Warn-App ausgegeben zu haben, die bestimmte nützliche Funktionen immer noch vermissen lasse.

Der Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht: Noch am selben Abend brachen die Systeme hinter "Luca" offenbar unter dem Nutzeransturm zusammen. "Wow, wir sind überwältigt. Das waren etwas viele Downloads in sehr kurzer Zeit", meldeten sich die Macher auf Twitter zu Wort. Rund 350.000 Nutzer sollen nach der ARD-Sendung versucht haben, sich mit ihrer Handynummer für das System zu registrieren, sagten sie "Spiegel Online".

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Wie viele Menschen die App insgesamt nutzen, ist unbekannt. Doch es dürften deutlich weniger sein als bei der Corona-Warn-App, die immerhin fast 25 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Allerdings ist das Verhältnis der Deutschen zur offiziellen Pandemiebekämpfungs-App der Bundesregierung seit dem Launch merklich abgekühlt. Viele Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Dafür nimmt die Kritik zu. Die App von Telekom und SAP sei viel zu teuer, gemessen an dem, was sie leisten könne, heißt es oft.

Doch was genau macht "Luca" anders? Und kann das wirklich helfen, Infektionsketten zu durchbrechen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie funktioniert "Luca"?

Ziel der App ist es, eine "lückenlose" Kontaktverfolgung zu ermöglichen, auch wenn Restaurants oder Veranstaltungsorte wieder geöffnet sind. Die Idee: Nutzer sollen jeweils beim Betreten und Verlassen des Lokals einen QR-Code scannen. Dadurch werden der Zeitpunkt und die Dauer ihres Aufenthalts in verschlüsselter Form beim Veranstalter registriert.

Wird ein Besucher später positiv auf das Coronavirus getestet, können die anderen Nutzer ihre Check-in-Daten aus der App direkt an das zuständige Gesundheitsamt weiterleiten. Dieses kann die Luca-Nutzer, die alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren, dann ohne vorherigen "Papierkrieg" kontaktieren, Tests veranlassen oder Quarantäne-Anweisungen aussprechen.

Im Grunde erfüllt "Luca" also einen ähnlichen Zweck wie die Kontaktlisten, die Restaurant- und Kneipenbesucher im vergangenen Sommer vielerorts ausfüllen mussten. Die App hat dabei natürlich den Vorteil, weniger bürokratisch zu wirken. Smartphone-Nutzer haben zudem vermutlich weniger Hemmungen, ihre echten Kontaktdaten in der App zu hinterlegen.

Wie gut funktioniert das Konzept in der Praxis?

Bisher lässt sich Luca nur in wenigen Testregionen nutzen. Denn damit das Konzept aufgeht, müssen die Macher sowohl die Gesundheitsämter als auch Veranstalter vor Ort davon überzeugen, das gleiche System zu nutzen. Unter anderem auf Sylt, Amrum und Föhr, in Schwerin und Rostock sind die Gesundheitsämter bereits eingebunden.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zeigte sich ebenfalls offen für die Idee. "Wir brauchen neue Wege im Umgang mit der Pandemie", sagte Laschet am Dienstag vor Journalisten in Düsseldorf, nach einem Telefonat mit dem App-Botschafter Smudo.

Doch ob die digitale Anbindung der Luca-App an die Gesundheitsämter auch flächendeckend klappt, bleibt abzuwarten. Schon die geplante Einführung der Pandemie-Software Sormas stößt vielerorts auf Widerstand. Auf der Webseite der Luca-App können Nutzer per Postleitzahlsuche herausfinden, ob sie in ihrer Region in Gebrauch ist.

Wo ist der Unterschied zur Corona-Warn-App?

Der Fokus der Luca-App liegt darauf, sogenannte "Superspreading-Events" oder auch Infektions-Cluster zu erkennen, die meist im Zusammenhang mit Veranstaltungen auftreten, bei denen viele Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen.

Der Corona-Warn-App fehlt eine solche Funktion bisher, obwohl sie schon seit Längerem im Gespräch ist und von verschiedenen Experten gefordert wird. Bereits im Oktober schlug Linus Neumann vom Chaos Computer Club eine entsprechende Lösung per QR-Code vor, mit der sich die Corona-Warn-App erweitern ließe.

Die App Luca versucht etwas ähnliches für die Gastronomie umzusetzen – nur mit einem zentralistischen Ansatz und mit dem Unterschied, dass es sich um keine Open-Source-Anwendung handelt. Das heißt, anders als bei der Corona-Warn-App kann nicht einfach jeder den Quellcode einsehen und unabhängig überprüfen, wie es um das Thema Datenschutz und Sicherheit steht.

Was sagen Datenschützer dazu?

Datenschützer sehen grundsätzlich kein Problem mit dem Konzept von Luca. Gegenüber den offen einsehbaren Teilnehmer- oder Besucherlisten auf Papier wäre eine sichere App ja sogar ein Fortschritt.

Anders als bei der Corona-Warn-App müssen Nutzer allerdings bei der Registrierung ihren vollen Namen und ihre kompletten Kontaktdaten angeben – zunächst vor allem die Handynummer, die per SMS-Code überprüft wird. Im nächsten Schritt wird auch die Wohnadresse abgefragt. Solche Informationen werden bei der Corona-Warn-App gar nicht erst erhoben, weil sie für die Kernfunktionen der App keine Rolle spielen. Dieses Video erklärt, wie anonymes Kontakt-Tracing funktioniert.

Laut dem Betreiber werden die Kontaktdaten der Luca-Nutzer nur verschlüsselt gespeichert und übermittelt. Nur das Gesundheitsamt soll sie entschlüsseln können. Alle Check-in-Daten werden automatisch 30 Tage nach dem Besuch gelöscht. Langfristige Bewegungsprofile können also nicht angelegt werden.

Wer steckt hinter der App und wer bezahlt dafür?

Die Betreiberfirma nennt sich Culture4Life GmbH und hat ihren Sitz in Berlin. In der Rubrik "Über Uns" der Website erfährt man, dass sich dahinter ein Start-up namens Nexenio verbirgt, eine Ausgründung des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts, und die Hip-Hop-Gruppe "Die Fantastischen Vier".

Für die Nutzer, Händler, Restaurants und Veranstalter soll die App kostenlos bleiben. Das Geschäftsmodell des Start-ups sieht laut "t3n" vor, dass die Gesundheitsämter für die Nutzung des Systems bezahlen sollen – letztendlich also die öffentliche Hand. Dafür erhalten die Gesundheitsbehörden die Daten potenzieller Kontaktpersonen nach einem Superspreading-Event direkt zugespielt und sollen effizienter arbeiten können.

Ist Luca besser als die Corona-Warn-App?

Vor allem Gastronomie, Kunst- und Kulturbranche haben ein Interesse daran, dass die App zum Erfolg wird. Auch viele Bürger wünschen sich einfache Lösungen, die eine schrittweise Öffnung von Einzelhandel, Gastronomie und Kulturstätten möglich erscheinen lassen.

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Doch selbst eine gut funktionierende App kann keine Wunder bewirken, wenn das Infektionsgeschehen außer Kontrolle gerät und die Ansteckungsgefahr bei jeder Menschenansammlung ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen groß ist. Die Gesundheitsämter können weiterhin nur eine begrenzte Zahl an Kontakten abarbeiten und Tests veranlassen.

Wie schon bei der Corona-Warn-App wird es auch bei Luca darauf ankommen, wie viele Leute die App tatsächlich nutzen – und zwar so, wie es vorgesehen ist. Bei der Corona-Warn-App etwa hat sich gezeigt, dass viele Nutzer ihr positives Testergebnis für sich behalten, statt es in der App zu teilen und so die Warnung ihrer Kontakte zu ermöglichen. Das schmälert den Nutzen der App. Bei Luca müssen zudem nicht nur die Nutzer, sondern auch die Veranstalter und Gesundheitsämter mitspielen. Wo Regeln missachtet oder inkonsequent umgesetzt werden, kann die App wenig ausrichten.

Hinweis: In einer früheren Version wurde der Vorschlag von Linus Neumann für eine dezentrale Cluster-Erfassung und der Ansatz der Luca-App als vergleichbar dargestellt. Die Konzepte unterscheiden sich jedoch grundsätzlich voneinander.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa
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