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Heilpraktiker werden: Das sind die Hürden, Pflichten und Chancen


Ausbildungsmöglichkeiten
Wie wird man Heilpraktiker?

Von t-online, jpa

06.06.2025 - 09:29 UhrLesedauer: 3 Min.
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Heilpraktiker behandeln oft mit Naturheilverfahren, Akupunktur oder Homöopathie. (Quelle: IMAGO / McPHOTO)
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Wer Heilpraktiker werden möchte, braucht keine klassische Ausbildung – aber viel Vorbereitung. Welche Voraussetzungen gelten?

Heilpraktiker sind in Deutschland berechtigt, eigenständig Heilkunde auszuüben, ohne dabei Arzt oder Ärztin zu sein. Ihr Schwerpunkt liegt häufig auf naturheilkundlichen, alternativen oder komplementärmedizinischen Verfahren – zum Beispiel Homöopathie, Akupunktur oder Pflanzenheilkunde.

Welche Voraussetzungen gelten?

Um Heilpraktiker werden zu können, müssen Bewerber einige grundlegende Bedingungen erfüllen:

  • Mindestalter: 25 Jahre
  • Mindestens Hauptschulabschluss
  • Nachweis der körperlichen und geistigen Eignung (in der Regel durch ärztliches Attest)
  • Polizeiliches Führungszeugnis ohne relevante Einträge
  • Deutsche Staatsangehörigkeit oder Aufenthaltserlaubnis

Es gibt keine bundesweit einheitliche Ausbildung, aber zahlreiche private Heilpraktikerschulen und Vorbereitungskurse – sowohl in Präsenz als auch online. Ein Besuch ist freiwillig, jedoch angesichts der umfangreichen Prüfung sehr empfehlenswert.

Wie läuft die Heilpraktikerprüfung ab?

Um praktizieren zu dürfen, müssen Bewerber die sogenannte amtsärztliche Überprüfung beim zuständigen Gesundheitsamt bestehen. Diese besteht aus:

  • einer schriftlichen Multiple-Choice-Prüfung (60 Fragen in 120 Minuten)
  • einer mündlich-praktischen Prüfung, in der medizinisches Wissen, diagnostische Fähigkeiten und rechtliche Kenntnisse abgefragt werden

Die Prüfung gilt als anspruchsvoll: Viele bestehen sie erst beim zweiten oder dritten Versuch. Es geht dabei weniger um naturheilkundliches Spezialwissen, sondern vor allem darum, Gefahren für die Volksgesundheit auszuschließen – also Krankheiten zu erkennen, die nicht in den Heilpraktikerbereich gehören.

Welche Fachrichtungen gibt es?

Es gibt zwei wesentliche Wege:

  • Großer Heilpraktiker: berechtigt zur umfassenden Heilkundeausübung (ausgenommen sind Tätigkeiten, die per Gesetz Ärzten vorbehalten sind)
  • Heilpraktiker für Psychotherapie: eingeschränkte Erlaubnis auf den Bereich psychischer Erkrankungen, zum Beispiel für Gesprächstherapien

Beide Varianten erfordern eine amtsärztliche Prüfung – die Inhalte unterscheiden sich jedoch stark. Auch der Umfang der Ausbildung und die Berufschancen variieren.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Da die Ausbildung nicht gesetzlich geregelt ist, hängt die Dauer vom gewählten Kursmodell ab:

  • Intensivkurse: circa 6 bis 12 Monate
  • Teilzeit-Ausbildung: circa 18 bis 36 Monate
  • Selbststudium: individuell, oft länger

Zusätzlich sollte genug Zeit für Prüfungsvorbereitung und Praktika eingeplant werden. Die meisten Schulen bieten begleitende Seminare zur Praxis, rechtlichen Grundlagen und Kommunikation an.

Welche gesetzlichen Regelungen müssen Heilpraktiker einhalten?

Für den verantwortungsvollen Beruf des Heilpraktikers gelten einige Regelungen und Einschränkungen. Dazu gehören vor allem:

  • Heilpraktiker unterliegen der Schweigepflicht und müssen ihre Tätigkeit dokumentieren.
  • Auch die Hygienevorschriften und das Infektionsschutzgesetz sind zwingend einzuhalten.
  • Anders als Ärzte dürfen Heilpraktiker keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen oder gesetzlich Versicherte über Krankenkassen abrechnen.

Welche Berufsaussichten gibt es?

Heilpraktiker arbeiten oft selbstständig in eigener Praxis. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten meist nicht, viele private anteilig. Die Nachfrage ist regional sehr unterschiedlich. Auch Kooperationen mit Ärzten oder Kliniken im komplementärmedizinischen Bereich sind möglich.

Wie viel verdient man als Heilpraktiker?

Der Verdienst von Heilpraktikern variiert stark – je nach Region, Spezialisierung, Patientenzahl und Praxisauslastung. Selbstständige Heilpraktiker setzen im Durchschnitt zwischen 2.000 und 4.500 Euro brutto pro Monat um.

Davon müssen jedoch alle laufenden Kosten wie Miete, Versicherung und Materialien bezahlt werden. Heilpraktiker für Psychotherapie verdienen häufig etwas weniger. Wer sich gut positioniert, ein großes Netzwerk aufbaut oder Zusatzangebote wie Kurse oder Seminare anbietet, kann seinen Verdienst entsprechend steigern.

Wie sinnvoll ist die Tätigkeit als Heilpraktiker?

Die Tätigkeit erfordert Verantwortungsbewusstsein, fundiertes Wissen und häufig unternehmerisches Geschick. Wer sich für ganzheitliche Ansätze interessiert und gern mit Menschen arbeitet, findet im Heilpraktikerberuf eine erfüllende Aufgabe.

Warum stehen Heilpraktiker in der Kritik?

Heilpraktiker stehen regelmäßig in der Kritik, weil sie ohne medizinisches Studium Heilkunde ausüben dürfen. Fachverbände und Mediziner bemängeln, dass es keine einheitliche, staatlich geregelte Ausbildung gibt und die amtsärztliche Überprüfung nicht mit einem medizinischen Examen vergleichbar sei.

Kritisiert wird außerdem, dass manche Heilpraktiker pseudowissenschaftliche Methoden anwenden oder irreführende Heilversprechen geben. Das Bundesgesundheitsministerium prüft deshalb seit Jahren mögliche Reformen zur besseren Kontrolle und Qualitätssicherung des Berufsstands.

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Welche Alternative gibt es zur amtsärztlichen Prüfung?

Wer sich auf psychologische Beratung, Coaching oder Naturheilkunde ohne Heilkundeerlaubnis konzentrieren möchte, kann auch entsprechende zertifizierte Weiterbildungen absolvieren – ohne amtsärztliche Prüfung. Allerdings dürfen in diesen Fällen keine Diagnosen gestellt oder Behandlungen im medizinischen Sinn durchgeführt werden.

Heilpraktiker werden – ein Berufsweg mit Verantwortung

Der Weg zum Heilpraktiker führt über eine amtsärztliche Prüfung, nicht über ein klassisches Studium. Wer sich gut vorbereitet, medizinische Grundlagen erlernt und verantwortungsbewusst arbeitet, kann in diesem Beruf eine erfüllende Tätigkeit finden.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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