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Allergien erkennen: Hauttests können unzuverlässig sein


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Risiko falscher Ergebnisse
Warum Hauttests auf Allergien unzuverlässig sein können


27.11.2024Lesedauer: 4 Min.
AllergietestVergrößern des Bildes
Allergietest: Das Testergebnis allein erlaubt keine sichere Diagnose – zumal es unter bestimmten Umständen verfälscht sein kann. (Quelle: bluecinema/getty-images-bilder)

Hauttests zur Diagnose einer Allergie sind einfach und schnell durchführbar. Doch die Ergebnisse sind nicht immer zuverlässig. Was Patienten wissen müssen.

Hauttests werden eingesetzt, um herauszufinden, welcher Stoff eine allergische Reaktion auslöst. Hauttests bei Allergien haben den Vorteil, dass sie schnell durchführbar und unkompliziert sind. Daher sind sie oft die erste Untersuchung, die bei Verdacht auf eine Allergie durchgeführt wird. Doch die Ergebnisse können unter Umständen verfälscht sein.

Was ist ein Hauttest?

Mithilfe eines Hauttests bekommt der Dermatologe oder die Dermatologin erste Hinweise auf das Vorliegen einer Allergie. Hauttests werden meist an der Unterseite des Arms durchgeführt – seltener am Rücken. Es gibt verschiedene Hauttests.

Prick-Test: Allergen-Lösung wird auf die Haut getropft

Der sogenannte Prick-Test (Einstich-Test) ist der am häufigsten eingesetzte Hauttest zur Allergieerkennung. Beim Prick-Test tropft der Arzt eine Lösung mit dem potenziellen Allergen auf die Haut. Die spezielle Testlösung kann beispielsweise Gräser, Pollen, Tierhaare, Schimmelpilze oder Nahrungsmittelbestandteile enthalten. Dann wird mit einer Prick-Nadel oder Lanzette durch den Tropfen in die Haut gestochen, damit die Allergen-Lösung eindringen kann.

"Zur Test-Kontrolle bekommt der Patient außerdem ergänzend eine Kochsalzlösung auf die Haut, die keine allergische Reaktion hervorrufen kann, sowie eine Histamin-Lösung, die immer eine allergische Reaktion verursacht. Das verbessert die Auswertung des Tests und damit die Zuverlässigkeit des Testergebnisses", erklärt Dr. Uta Schlossberger, Allergologin und Dermatologin aus Köln.

Dr. Uta Schlossberger, Hautärztin
(Quelle: privat)

Zur Person

Dr. Uta Schlossberger ist Hautärztin und Allergologin mit eigener Praxis in Köln. Neben der Dermatologie und Venerologie gehören die Bereiche Allergologie, Lasermedizin, Ästhetische Dermatologie und Anti-Aging zu den Schwerpunkten der Fachärztin.

Prick-Test für Allergien vom Sofort-Typ

Reagiert die Haut nach fünf bis 20 Minuten mit Veränderungen wie Rötung, Juckreiz und Quaddelbildung, zeigt das eine allergische Reaktion an. Von der Größe der Quaddeln wird das Ausmaß der Reaktion abgeleitet. Quaddeln ab drei Millimetern Durchmesser zeigen eine erhöhte Allergiebereitschaft an.

"Der Pricktest eignet sich für Allergien vom Soforttyp, beispielsweise bei allergischem Schnupfen, einer Insektengiftallergie oder einer Nahrungsmittelallergie", sagt Schlossberger. "Für Allergien vom Spättyp, etwa eine Kontaktallergie, ist er nicht geeignet. Diese kann er nicht anzeigen."

Scratch-Test: Haut wird eingeritzt

Der Scratch-Test, auch Kratztest genannt, kommt dann zum Einsatz, wenn das Ergebnis des Prick-Tests nicht eindeutig ist. Beim Scratch-Test ritzt der Hautarzt die Haut zunächst an und reibt das Allergen anschließend über die Haut. Durch diesen Vorgang gelangt das mögliche Allergen tiefer in das Hautgewebe – was eine intensivere Hautreaktion provozieren soll. Der Scratch-Test wird beispielsweise eingesetzt, um eine Medikamenten-Allergie festzustellen.

"Dieser Test ist etwas weniger zuverlässig, da sich beim Scratch-Test nicht genau kontrollieren lässt, wie viel der allergieauslösenden Substanz tatsächlich in die Haut gelangt. Auch kann das Ergebnis unklar oder verfälscht sein, da es durch die Verletzung der Haut häufiger zu allergieunabhängigen Hautirritationen kommt", erklärt Schlossberger.

Intrakutantest: Allergie-Lösung wird in die Haut gespritzt

Der Intrakutantest läuft ähnlich ab wie der Prick-Test. Allerdings wird die Allergen-Lösung nicht auf die Haut getropft, sondern in die Haut gespritzt. Der Vorteil dieses Allergietests: Er erkennt auch schwächere allergische Reaktionen. "Diese Art von Hauttest ist empfindlicher und kann die Reaktion auf ein Allergen mit höherer Sicherheit nachweisen", sagt Schlossberger.

Vorsicht geboten ist bei der Einnahme von Betablockern: Manche Ärzte führen den Allergietest nicht bei Patienten durch, die Betablocker nehmen, da eine allergische Reaktion dann schwerwiegend sein kann.

Reibetest: Kommt bei starken Allergien zum Einsatz

Wird eine sehr starke allergische Hautreaktion vermutet, kann der Reibetest angewendet werden. Bei diesem bleibt die Haut unverletzt. Der verdächtige Stoff wird auf den Unterarm aufgebracht und verrieben. Meist zeigt die Haut nach etwa 20 Minuten eine Abwehrreaktion, wie Rötung, Juckreiz, Schwellung und Quaddeln, wenn das Immunsystem auf den Stoff reagiert.

Epikutantest: für Kontaktallergien

Der Epikutantest, auch Pflastertest genannt, wird dann eingesetzt, wenn der Verdacht auf eine Allergie des Spättyps besteht, etwa eine Kontaktallergie. Bei einer Kontaktallergie treten die Symptome erst einen halben bis drei Tage nach dem Kontakt auf. Für den Test nimmt der Hautarzt ein Pflaster mit den vermuteten Allergenen, etwa Latex, Nickel, Kobalt oder Duftstoffe, auf den Rücken des Patienten oder der Patientin. Während der Testphase dürfen Patienten nicht baden und sollten beim Duschen den Rücken aussparen. Auch Schwitzen sollten sie vermeiden. Ein feuchtes, abgelöstes oder verrutschtes Pflaster beeinträchtigt das Testergebnis.

"Nach dem Entfernen des Pflasters nach ein bis zwei Tagen sind weitere Nachuntersuchungen sinnvoll, denn: Manchmal reagiert die Haut erst deutlich später", sagt Schlossberger. "Ist die Haut starker Sonneneinstrahlung oder Solariumsbestrahlung ausgesetzt gewesen, sollte der Test verschoben werden. UV-Strahlung kann die allergische Hautreaktion abschwächen."

Was die Allergie-Hauttests verraten

Zeigt der Allergie-Hauttest keine Allergie an, bedeutet das nicht, dass keine Allergie vorliegt. Möglicherweise war der Anteil in der Testlösung zu gering oder das Allergen noch nicht dabei. Es kann manchmal notwendig sein, verdächtige Stoffe aus dem Alltag der Betroffenen zu testen. Das können bestimmte Kosmetika, Hautpflegeprodukte oder Arbeitsmaterialien sein.

Ebenso wichtig zu wissen ist auch: Positive Ergebnisse allein weisen keine Allergie nach. Erst die Kombination aus positivem Allergietest und entsprechenden zugehörigen Beschwerden, etwa bei Heuschnupfen, Niesen und tränenden, juckenden Augen, erlaubt die Allergie-Diagnose. Ebenso weist die Expertin darauf hin, dass ein Allergie-Hauttest zwar dabei hilft, die allergieauslösende Substanz ausfindig zu machen. Wie schwer die allergische Reaktion zukünftig sein wird, lässt sich nicht vorhersagen.

Wann die Ergebnisse von Hauttests verfälscht sein können

"Ein Hauttest zur Allergie-Diagnose sollte nur auf gesunder Haut erfolgen. Hauttests, die auf bestehenden Hautveränderungen durchgeführt werden, etwa auf einem Hautekzem, bedingt beispielsweise durch eine Neurodermitis, können eine Allergie nicht zuverlässig anzeigen", sagt Schlossberger. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antihistaminika, Antidepressiva, Kortison oder Immunsuppressiva kann den Allergietest verfälschen. Der Test macht erst nach einer mehrtägigen Einnahmepause Sinn.

Ebenso ist nicht auszuschließen, dass ein Test ein falsch-positives Ergebnis zeigt, also eine Allergie anzeigt, obwohl keine Allergie besteht. Das kann beispielsweise passieren, wenn die Haut generell zu Überempfindlichkeit und Reizungen neigt. Zur weiteren Abklärung bieten sich ergänzende Tests an, etwa ein allergenspezifischer Bluttest. Liegt eine Allergie vor, ist es am besten, das Allergen zu vermeiden.

"Die Hauttests sind immer nur ein Teil eines Puzzles. Das Puzzle besteht für uns aus dem Hauttest, aus einer Testung auf das Reagieren der Schleimhäute auf Allergene, Rhinomanometrie genannt, sowie dem Bluttest, dem sogenannten Radio-Allergo-Sorbent-Test, kurz RAST", erklärt Schlossberger. "Dieses Vorgehen machen wir standardmäßig bei Verdacht auf Typ-1-Allergien, also Allergien vom Soforttyp, um die Diagnose zu sichern."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • hno-aerzte-im-netz.de: "Allergie-Tests". Online-Information des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. (Abrufdatum: 13. November 2024)
  • gesundheitsinformation.de: "Welche Allergietests gibt es?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 31. Januar 2024)
  • gesundheitsinformation.de: "Kontaktallergie". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 12. Juli 2023)
  • msdmanuals.com: "Übersicht über allergische Reaktionen". Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für Patienten. (Stand: Oktober 2022)
  • gesundheit.gv.at: "Ekzeme". Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs. (Stand: 14. Januar 2020)
  • allergieinformationsdienst.de: "Hauttests zur Allergie-Diagnose". Online-Information des Allergie-Informationsdienstes am Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. (Stand: 28. Januar 2019)
  • allergieinformationsdienst.de: "Kontaktallergie – Was ist das?". Online-Information des Allergie-Informationsdienstes am Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. (Stand: 18. Dezember 2018)
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