Blutdruck im Alter Warum niedrige Werte gefährlicher sein können als zu hohe

Viele ältere Menschen sorgen sich vor Bluthochdruck. Doch die wenigsten wissen: Ein zu niedriger Blutdruck kann sogar riskanter sein.
Kreislaufprobleme, Schwindel und Stürze: Wer im Alter einen zu niedrigen Blutdruck hat, lebt nicht automatisch gesünder. Im Gegenteil – Mediziner warnen, dass ein dauerhaft niedriger Blutdruck für ältere Menschen ernste Folgen haben kann. Wie Sie das Risiko minimieren und welche Blutdruckwerte als optimal im Alter gelten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Unterschätzte Gefahr: Hypotonie im Alter
In jungen Jahren gilt ein niedriger Blutdruck (medizinisch: Hypotonie) oft als Zeichen für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Doch mit zunehmendem Alter verändert sich diese Einschätzung. Denn ältere Menschen reagieren deutlich empfindlicher auf Kreislaufschwankungen. Wenn das Gehirn kurzfristig nicht ausreichend durchblutet wird, drohen Benommenheit und im schlimmsten Fall gefährliche Stürze.
Hinzu kommt: Der Körper kann sich im Alter schlechter an Blutdruckschwankungen anpassen. Das liegt unter anderem an nachlassenden Regulationsmechanismen in den Blutgefäßen. Wenn dann auch noch Medikamente gegen Bluthochdruck, sogenannte Antihypertensiva, zu stark dosiert werden, kann der Blutdruck auf gefährlich niedrige Werte absinken.
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Stürze können schlimme Folgen haben
Besonders problematisch ist das für Menschen über 75. Schon ein kurzer Schwindel beim Aufstehen kann zu einem Sturz führen – mit Knochenbrüchen oder Kopfverletzungen als Folge. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie schätzt, dass jeder dritte über 65-Jährige mindestens einmal im Jahr stürzt. Zu niedriger Blutdruck zählt dabei zu den häufigsten Ursachen.
Allgemein empfohlene Zielwerte der Deutschen Hochdruckliga
für Menschen ab 65 Jahren:
Systolisch (oberer Wert): 130 bis 139 mmHg
Diastolisch (unterer Wert): 70 bis 79 mmHg
für hochbetagte Menschen (ab ca. 80 Jahren):
systolisch: 140 bis 150 mmHg
diastolisch: 70 bis 80 mmHg
Bei sehr alten oder gebrechlichen Menschen liegt der Fokus auf einem ausreichend hohen systolischen Wert, um die Durchblutung von Gehirn, Nieren und Herz zu sichern.
Warnzeichen ernst nehmen
Typische Symptome für einen zu niedrigen Blutdruck sind Schwindel, Sehstörungen, Konzentrationsprobleme, Ohrensausen, Müdigkeit und kalte Hände oder Füße. Diese Anzeichen sollten nicht ignoriert werden, auch dann nicht, wenn man bisher mit niedrigem Blutdruck gut zurechtkam.
Mediziner empfehlen, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren, idealerweise morgens und abends im Sitzen und Stehen. Was Sie außerdem beim Blutdruckmessen beachten sollten.
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Behandlung: Nicht automatisch Medikamente absetzen
Wenn ältere Menschen Symptome eines niedrigen Blutdrucks zeigen, sollten sie nicht eigenmächtig Medikamente reduzieren oder absetzen. Besser ist es, die Therapie gemeinsam mit dem Hausarzt anzupassen. Dazu gehören nicht nur Medikamente, sondern auch Maßnahmen wie ausreichendes Trinken, langsames Aufstehen, regelmäßige Bewegung und gegebenenfalls das Tragen von Kompressionsstrümpfen.
Fazit
Niedriger Blutdruck ist nicht per se gut. Besonders im Alter kann er zu ernsthaften gesundheitlichen Risiken führen. Entscheidend ist, den Blutdruck weder zu hoch noch zu niedrig einzustellen. Wer regelmäßig seine Werte kontrolliert und Symptome ernst nimmt, schützt sich langfristig – nicht nur vor Schwindel und Stürzen, sondern auch vor Spätfolgen für Herz und Gehirn.
- gesundheit.gv.at: "Hypotonie"
- herzstiftung.de: "Niedriger Blutdruck: Harmlos oder bedenklich für das Herz?"
- praktischarzt.de: "Normale Blutdruckwerte nach Alter & Geschlecht (Tabelle)"
- bgs.org.uk: "Could too low blood pressure in old age increase mortality?" (Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.