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Cholesterinsenker: Gefahren der Statine, Nebenwirkungen und Mythen


Experten klären auf
Cholesterinsenker im Faktencheck: Wie gefährlich sind Statine wirklich?


Aktualisiert am 08.06.2025 - 14:01 UhrLesedauer: 4 Min.
Pillen,Tabletten und Kapseln liegen in einer Hand. Cholesterinsenkende Medikamente stehen bei vielen Patienten in einem schlechten Ruf. Zu Unrecht, sagen Experten.Vergrößern des Bildes
Pillen, Tabletten und Kapseln liegen in einer Hand: Cholesterinsenkende Medikamente stehen bei vielen Patienten in einem schlechten Ruf. Zu Unrecht, sagen Experten. (Quelle: eyewave/getty-images-bilder)
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Statine senken das Cholesterin und schützen vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Trotzdem kursieren viele Gerüchte über gefährliche Nebenwirkungen – zu Recht?

Statine gehören zu den meistverordneten Medikamenten in Deutschland – und zugleich zu den umstrittensten. Ärzte verschreiben sie Menschen mit zu hohen Cholesterinwerten, um diese zu senken und so das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu verringern. Doch viele Menschen sorgen sich wegen möglicher Nebenwirkungen. Was ist dran an den Vorurteilen? Die Experten der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie geben Antworten auf die häufigsten Missverständnisse rund um die Statin-Therapie.

Was Statine im Körper bewirken

Statine hemmen in der Leber ein Enzym, das an der Cholesterinproduktion beteiligt ist. Dadurch sinkt der LDL-Cholesterinspiegel im Blut – also jenes "schlechte Cholesterin", das sich in den Gefäßwänden ablagert und dort Entzündungen auslösen kann. Dieser Prozess begünstigt die Entstehung einer Atherosklerose – der Hauptursache für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Gefäßkrankheiten.

Der Nutzen ist wissenschaftlich eindeutig belegt: Wer sein LDL-Cholesterin um 40 mg/dl senkt, reduziert sein Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall um rund 25 Prozent – pro Jahr. Besonders profitieren Menschen, die bereits einen Infarkt oder andere Gefäßerkrankungen hinter sich haben. Mehr Informationen zu den Auswirkungen und Normwerten von Cholesterin finden Sie hier.

Die häufigsten Irrtümer über Statine – und was wirklich stimmt

Trotz dieser Vorteile sind viele Menschen verunsichert. Die Gründe: Veraltete Vorstellungen, selektive Berichterstattung und pseudowissenschaftliche Thesen. Die Experten der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. haben daher die häufigsten Irrtümer einem Faktencheck unterzogen:

  1. "Ein hoher Cholesterinwert ist gar nicht so schlimm"
    Falsch. Studien zeigen eindeutig: Erhöhtes LDL-Cholesterin ist ein zentraler Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall. Ohne LDL-Ablagerungen in den Gefäßen kann keine Atherosklerose entstehen.
  2. "Die Pharmaindustrie hat Cholesterin nur erfunden, um Geld zu verdienen"
    Falsch. Die meisten Statine haben keine Patente mehr. Günstigere Nachahmerprodukte von Medikamenten (Generika) kosten heute nur wenige Cent pro Tablette. Ihr Nutzen wurde in unabhängigen Studien belegt – oft sogar staatlich finanziert.
  3. "Man kann LDL genauso gut durch Ernährung senken"
    Nur teilweise richtig. Ein gesunder Lebensstil senkt das LDL um etwa fünf bis zehn Prozent. Das reicht aber nicht aus, wenn der Wert deutlich zu hoch ist oder Vorerkrankungen vorliegen.
  4. "Statine lösen Krebs oder Alzheimer aus"
    Falsch. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Statine das Krebs- oder Demenzrisiko erhöhen. Einige Studien deuten sogar auf einen möglichen Schutz hin.
  5. "Statine machen diabetisch"
    Nur teilweise richtig. Statine können die Verwertung von Zucker leicht verschlechtern – vor allem bei Patienten mit einer Diabetes-Vorstufe. Diese minimale Erhöhung des Blutzuckers wird jedoch durch den hohen Nutzen mehr als ausgeglichen – insbesondere bei Personen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  6. "Statine sollten nur bis zum 75. Lebensjahr eingenommen werden"
    Falsch. Statine schützen auch im hohen Alter vor Herzinfarkt und Schlaganfall. In Studien konnte sogar nachgewiesen werden, dass das Absetzen von Statinen im Alter besonders gefährlich ist, da gerade ältere Menschen ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall haben. Inwiefern die erstmalige Verordnung von Statinen für Patienten über 75 Jahre sinnvoll ist, sollte individuell besprochen werden.
  7. "Cholesterin ist lebenswichtig – das sollte man nicht künstlich senken"
    Missverständlich. Cholesterin ist wichtig – aber Statine senken nur das schädliche LDL im Blut. Die Zellen stellen weiterhin eigenes Cholesterin her. Es fehlt dem Körper also nicht.
  8. "In Ländern ohne hohe Statin-Verschreibungen gibt es auch hohe Cholesterinwerte – trotzdem leben die Menschen dort lange"
    Irreführend. Ein direkter Vergleich zwischen Ländern greift zu kurz. Entscheidend ist das individuelle Risiko. Und das hängt neben LDL auch von Faktoren wie Blutdruck, Diabetes, Rauchen oder genetischer Veranlagung ab. Nur weil es Menschen gibt, die trotz hoher Cholesterinwerte sehr alt werden, ist das kein Beweis, dass Statine nichts bringen.
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Nebenwirkungen: Nicht so häufig wie befürchtet

Trotz der Wirksamkeit von Statinen sorgen sich viele Menschen vor allem wegen möglicher Nebenwirkungen. Am häufigsten werden Muskelbeschwerden genannt. Betroffene berichten über Schmerzen in Armen und Beinen oder ein Gefühl von Schwäche. Doch laut den Experten der Herzstiftung Studien zeigen: In bis zu 90 Prozent der Fälle liegt gar keine direkte Verbindung zum Medikament vor. Forscher sprechen vom sogenannten Nocebo-Effekt – also dem Phänomen, dass allein die Erwartung einer Nebenwirkung Beschwerden auslösen kann.

Ernsthafte Nebenwirkungen wie die gefürchtete Rhabdomyolyse – ein Zerfall von Muskelzellen – treten äußerst selten auf: Laut Studien betrifft das nur 1 bis 3 von 100.000 Patienten pro Jahr. Auch mögliche Veränderungen der Leberwerte oder des Blutzuckerspiegels sind meist leicht behandelbar – und vor allem deutlich seltener als gedacht.

Wichtig: Wer Beschwerden hat, sollte das Medikament nicht eigenmächtig absetzen. Oft hilft es, das Präparat zu wechseln oder die Dosis zu senken.

Wer wirklich aufpassen sollte

Trotzdem gilt: Nicht jeder verträgt Statine gleich gut. Besonders Frauen in der Schwangerschaft oder Stillzeit, Patienten mit Vorerkrankungen der Leber oder Muskulatur sowie Personen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, sollten engmaschig betreut werden. Auch bestimmte Lebensmittel wie Grapefruitsaft können bei manchen Statinen die Wirkung verstärken – und damit das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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