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Parkinson: Erste Anzeichen erkennen und deuten


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Mehr als nur Zittern
Diese Symptome können erste Anzeichen von Parkinson sein


Aktualisiert am 03.11.2023Lesedauer: 5 Min.
Das typische Zittern ist nicht das einzige Parkinson-Symptom.Vergrößern des Bildes
Das typische Zittern ist nicht das einzige Parkinson-Symptom. (Quelle: Astrid860/getty-images-bilder)
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Viele Menschen verbinden Parkinson vor allem mit einem bestimmten Symptom: Zittern. Dies muss jedoch nicht das erste Anzeichen sein.

Das Parkinson-Syndrom zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Dabei gehen bestimmte Nervenzellen im Hirn zugrunde, die den Botenstoff Dopamin herstellen. Dieser Prozess wirkt sich nach und nach auf den ganzen Körper aus, sodass zahlreiche Symptome auftreten. Das charakteristische Zittern ist nur eines davon.

Die Ursache für den Untergang der Nervenzellen im Gehirn bleibt in den meisten Fällen unbekannt. Dann sprechen Fachleute von einem Morbus Parkinson (auch: idiopathisches Parkinson-Syndrom). Nur selten ist ein Parkinson-Syndrom auf eine andere Krankheit oder Medikamente zurückzuführen.

Neben Zittern sind drei weitere Symptome typisch bei Parkinson: Dazu zählen Muskelsteife, Bewegungsstörungen und eine gestörte Haltungsstabilität. Im Frühstadium der Erkrankung stehen jedoch nicht selten ganz andere Anzeichen im Vordergrund, die zunächst gar nicht mit Parkinson in Verbindung gebracht werden.

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Die Nervenzellen, die im Zuge von Parkinson zerstört werden, befinden sich größtenteils in der sogenannten schwarzen Substanz oder Substantia nigra. Sie heißt so, weil sie in medizinischen Präparaten dunkel gefärbt ist. Die Substantia nigra befindet sich im Mittelhirn, das zum Stammhirn gehört.

Erste Anzeichen von Parkinson im Frühstadium

Morbus Parkinson entwickelt sich schleichend. In der Regel verläuft die Erkrankung nicht in Schüben, sondern schreitet kontinuierlich voran.

Ein erstes deutliches Anzeichen von Parkinson ist das Zittern. Im Frühstadium macht sich die Krankheit jedoch häufig durch eher unspezifische Symptome bemerkbar, die auch im Rahmen des normalen Alterungsprozesses auftreten können. Hinzu kommt, dass die möglichen Frühsymptome von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausfallen. So können unter Umständen Jahre vergehen, bis eine Ärztin oder eine Arzt die Diagnose stellt.

Parkinson: Vielfältige Frühsymptome möglich

Bereits Jahre vor der Diagnose können Schmerzen oder Steifheitsgefühle ein erstes Anzeichen sein. Die Beschwerden treten etwa im Nacken, in der Schulter, im Rücken oder in Armen oder Beinen auf. Häufig wird zunächst eine rheumatische Erkrankung hinter den Schmerzen vermutet.

Eine vermehrte Sturzneigung kann ebenfalls ein erstes Frühsymptom für Parkinson sein. Zudem haben Erkrankte häufig ein vermindertes Geruchsvermögen. Zu weiteren, eher unspezifischen Frühsymptomen zählen Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung, Kreislaufprobleme, Vergesslichkeit, Schlafstörungen oder Verstopfung.

Bereits im Frühstadium von Parkinson kann eine Verschlechterung der feinmotorischen Fähigkeiten erkennbar sein. Betroffene haben zum Beispiel Schwierigkeiten, sich die Schuhe zuzubinden. Das Schriftbild kann sich verändern: Die Schrift wird vor allem am Zeilenende kleiner.

Mitunter fallen Angehörigen erste Anzeichen der Erkrankung bereits auf, wenn die Betroffenen selbst sie noch gar nicht bemerken. Zum Beispiel kann die Sprache schon im Frühstadium verändert wirken und leiser werden. Auch eine depressive Stimmung mit Interessenverlust oder gereiztem Verhalten kann erstes Anzeichen sein.

Im weiteren Verlauf können weitere Anzeichen auffallen wie zum Beispiel

  • verlangsamte Bewegungen, sodass alltägliche Dinge wie Waschen oder Essen länger dauern
  • ein Gefühl von Steifheit in Armen oder Beinen
  • Probleme, aus einem Sessel/Stuhl aufzustehen
  • sozialer Rückzug, etwa weil die Betroffenen das Gefühl haben, zu langsam zu sein
  • ein veränderter, starrer Gesichtsausdruck

Hauptsymptome bei Morbus Parkinson

Schreitet Parkinson voran, werden die charakteristischen Hauptsymptome der Krankheit erkennbar. Dazu zählen

  • verlangsamte Bewegungen/Bewegungsarmut (Akinese),
  • Muskelsteife,
  • Zittern in Ruhe und
  • eine Störung der Haltungsstabilität.

Die ersten drei Symptome werden manchmal als Parkinson-Trias bezeichnet. Treten diese Anzeichen gemeinsam auf, ist die Erkrankung meist schon fortgeschritten. Häufig ist eine Körperseite anfangs stärker von den Symptomen betroffen als die andere.

Akinese: Bewegungsarmut bei Parkinson

Menschen mit fortgeschrittenem Parkinson leiden unter Bewegungsstörungen in Form einer Bewegungsarmut (Akinese). Sie können Bewegungen nur noch sehr langsam oder vermindert ausführen.

Erkrankte fallen durch kurze, immer kleiner werdende Schritte und einen schlurfenden Gang auf. Typisch ist, dass die Arme beim Gehen nicht mitschwingen. Tätigkeiten, für die eine gute Feinmotorik nötig ist, fallen zunehmend schwer – zum Beispiel das Binden einer Schleife oder das Einfädeln eines Fadens.

Menschen mit Parkinson haben Probleme damit, willkürliche Bewegungen auszuführen oder zu stoppen. Beim Laufen fällt es ihnen zum Beispiel schwer, den ersten Schritt zu machen, und das abrupte Beenden einer Bewegung gelingt ihnen kaum. Ihre Haltung ist oft gebückt.

Die fehlende Beweglichkeit betrifft nicht nur die Muskeln von Armen und Beinen, sondern die des ganzen Körpers. Etwa die Gesichtsmuskeln: Die Mimik wirkt im Laufe der Zeit maskenhaft und starr (sog. Hypomimie). Das Schlucken bereitet zunehmend Schwierigkeiten. Die Stimme wird leiser und monoton. Ein weiteres Anzeichen: Im Laufe der Erkrankung wird das Schriftbild undeutlicher und kleiner.

Muskelsteife bei Parkinson

Menschen mit Parkinson leiden unter einer dauerhaften Muskelsteife (sog. Rigor). Arme, Beine und Hals sind besonders betroffen: Sie fühlen sich steif und angespannt an, sodass Muskelschmerzen auftreten können. Versuchen andere Personen, den steifen Körperteil zu bewegen, gelingt dies kaum oder nur gegen einen deutlichen Widerstand.

Zittern bei Parkinson

Zittern – in der Fachsprache Tremor genannt – ist ebenfalls ein typisches Symptom von Parkinson, das bei etwa drei Viertel der Erkrankten auftritt. Der Tremor fällt vor allem in Ruhe auf. Fachleute sprechen dann von einem Ruhetremor. Typisch ist eine Frequenz von etwa vier bis sieben Zitterbewegungen pro Sekunde. Insbesondere die Hand- und Fingergelenke sind betroffen. Die unwillkürlichen Zitterbewegungen können an "Geldzähl-" oder "Pillendreh"-Bewegungen erinnern.

Zahnradphänomen
Wenn Zittern und Muskelsteife zusammen vorkommen, kann das sogenannte Zahnradphänomen sichtbar werden: Bewegt eine andere Person eine Extremität der erkrankten Person, etwa den Arm, ist die Bewegung nicht geschmeidig. Vielmehr gibt der Arm ruckartig nach – ähnlich wie beim Bewegen eines Zahnrads.

Störung der Haltungsstabilität bei Parkinson

Im weiteren Verlauf der Erkrankung wird ein weiteres Symptom sichtbar: eine instabile Körperhaltung (sog. posturale Instabilität). Sie entsteht, weil die Reflexe, die bei Bewegungen den Körper in Balance halten, zunehmend gestört sind.

Erkrankte müssen ihre aufrechte Sitz- oder Stehhaltung immer wieder korrigieren. Abrupte Bewegungen, etwa einen Schubs, können sie nicht gut ausgleichen: Anstatt einen großen Ausfallschritt nach hinten zu machen, machen sie viele kleine Schritte – oder sie stürzen.

Weitere Symptome bei Parkinson

Morbus Parkinson kann zu zahlreichen weiteren Beschwerden führen. Mögliche Anzeichen sind unter anderem

  • Konzentrationsprobleme
  • verlangsamte geistige Funktionen und Denkabläufe
  • Depressionen
  • übermäßiges Schwitzen
  • erhöhte Talgproduktion der Haut, etwa im Gesicht
  • übermäßiger Speichelfluss
  • Störungen der Blasenfunktion
  • Impotenz
  • Verstopfung
  • Störungen des Blutdrucks und der Temperaturregulation
  • Riechstörungen
  • Schlafstörungen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Missempfindungen oder Schmerzen, etwa im Rücken

Im weiteren Verlauf entwickeln etwa 3 von 10 Betroffenen eine Demenz, die als Parkinson-Demenz bezeichnet wird.

Demenz bei Parkinson

Der fortschreitenden Dopaminmangel im Hirn kann sich auf kognitiver Ebene bemerkbar machen. Die Beschwerden sind zunächst nur leicht ausgeprägt, sodass sie Angehörigen möglicherweise zunächst nicht auffallen. Die Symptome nehmen jedoch im Laufe der Zeit zu.

Sind die kognitiven Beeinträchtigungen so stark, dass die Person ihren Alltag nicht mehr eigenständig bewältigen kann, liegt eine Parkinson-Demenz vor. Sie entsteht meist in höherem Alter und wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.

Eine Parkinson-Demenz zeichnet sich durch einen starken geistigen Abbau (Demenz) aus. Männer erkranken häufiger als Frauen. Mögliche Symptome einer Demenz bei Parkinson sind

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  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • verlangsamtes Denken, langsamere Reaktionen
  • Veränderungen der Stimmung
  • Veränderungen der Persönlichkeit
  • Veränderung des Verhaltens
  • Probleme mit dem räumlichen Sehen
  • Störungen der Sprache
  • Teilnahmslosigkeit
  • begleitend: weitere psychische Beschwerden wie Depressionen, Ängste, Halluzinationen

Erkrankte Personen können sich neue Dinge meist merken, das Gelernte jedoch später nur schwer abrufen.

Heilbar ist die Demenz bei Parkinson nicht. Bei der Behandlung geht es vor allem darum, die Selbstständigkeit der Person so lange wie möglich zu erhalten, etwa durch kognitives Training, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Durch Medikamente können die Symptome etwas gemildert werden. Dabei kommen häufig sogenannte Acetylcholin-Esterase-Hemmer wie Rivastigmin zum Einsatz. Auch Angehörige können eine Unterstützung sein.

Parkinson: Bei möglichen Anzeichen zum Arzt

Symptome wie Zittern oder Bewegungsstörungen können viele Ursachen haben und müssen nicht zwingend Symptome von Parkinson sein. Wer mögliche erste Anzeichen von Parkinson bemerkt, sollte eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, um Gewissheit zu bekommen. Eine erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein.

Bei der Therapie von Parkinson spielen unter anderem Medikamente eine Rolle. Dazu zählen etwa Levodopa (L-Dopa) und Wirkstoffe aus der Gruppe der Dopaminagonisten. Vor allem zu Beginn der medikamentösen Behandlung lassen sich die Symptome mit L-Dopa oder Dopaminagonisten gut behandeln. Im weiteren Verlauf lässt die Wirkung oft nach. Welche Behandlung dann geeignet ist und welche weiteren Therapiemöglichkeiten es bei Parkinson gibt, lesen Sie hier.

Je früher Parkinson erkannt wird, desto eher kann auch eine geeignete Behandlung erfolgen. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, schon bei ersten Anzeichen einer Erkrankung die Ärztin oder den Arzt um Rat zu fragen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Was ist das Parkinson-Syndrom?" Online-Informationen der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abrufdatum: 30.10.2023)
  • "Morbus Parkinson". Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 30.10.2023)
  • "Parkinson-Syndrom und Morbus Parkinson". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 31.8.2023)
  • "Parkinson-Syndrom". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Juni 2023)
  • "Parkinson". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 22.3.2023)
  • Füeßl, H., Middeke, M.: "Duale Reihe Anamnese und klinische Untersuchung". Thieme, Stuttgart 2018
  • Hahn, J.: "Checkliste Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2018
  • Payk, T., Brüne, M.: "Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie". Thieme, Stuttgart 2017
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: "Idiopathisches Parkinson-Syndrom". AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 030/010 (Stand: 1. Januar 2016)
  • Grehl, H.: "Checkliste Neurologie". Thieme, Stuttgart 2016
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