Paukenschlag in Wolfsburg VW-Personalchef Kilian verlässt Konzern
Volkswagen steckt tief in einer Krise. Jetzt muss das dienstälteste Vorstandsmitglied gehen. Die Hintergründe der Entscheidung.
Volkswagen hat sich mit sofortiger Wirkung von seinem Personalvorstand Gunnar Kilian getrennt. Das hat der Aufsichtsrat des Konzerns am Freitag beschlossen. Kilian war seit 2018 Mitglied des Konzernvorstands und galt als einer der jüngsten Manager im Dax. Der 50-Jährige hatte in seiner Amtszeit den Stellenabbau bei Volkswagen maßgeblich mitgestaltet.
Die Entscheidung fällt in eine kritische Phase für den Konzern. VW steckt mitten in einem Sanierungsprogramm, das einen erheblichen Stellenabbau vorsieht. Bis 2030 sollen in Deutschland fast ein Viertel der Arbeitsplätze wegfallen – allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Stattdessen sollen Vorruhestandsregelungen und Abfindungen genutzt werden.
Vom Pressesprecher zum Vorstand
Kilian war im Jahr 2000 zu VW gestoßen. Der gelernte Journalist arbeitete erst als Pressesprecher und dann als Generalsekretär und Geschäftsführer des Konzernbetriebsrats. Vor sieben Jahren trat er als einer damals jüngsten Dax-Manager in den Konzernvorstand ein. In dieser Funktion verdiente er rund fünf Millionen Euro im Jahr.
Nach Angaben der Arbeitnehmervertretung fehlte Kilian zuletzt der notwendige Rückenhalt. In einer internen Mitteilung des Betriebsrats war von grundlegenden Differenzen bei zentralen Themen die Rede. Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte, es habe "mehrere Anlässe" gegeben, die den Blick nach vorn erschwert hätten. Als Beispiel nannte sie die Aufkündigung der sogenannten Tariffamilie, die sie als "historischen Tabubruch" bezeichnete.
VW baut zehntausende Stellen ab
Auch von der Arbeitgeberseite war dem Vernehmen nach das Vertrauen in Kilian zuletzt geschwunden. In wenigen Monaten hätte über eine Vertragsverlängerung entschieden werden müssen. Dazu kam es nun nicht mehr. Kilian selbst zeigte sich auf LinkedIn dankbar für über 20 Jahre im Konzern und wünschte Volkswagen "alles Gute".
Übergangsweise übernimmt VW-Markenchef Thomas Schäfer die Leitung des Personalressorts. Operativ soll Arne Meiswinkel, Personalvorstand der Marke Volkswagen Pkw, das Ressort führen. Die Suche nach einem dauerhaften Nachfolger hat laut Betriebsrat bereits begonnen. Traditionell hat die Arbeitnehmerseite ein Vorschlagsrecht für diese Schlüsselposition.
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD), der im VW-Aufsichtsrat sitzt, bedauerte den Abgang. Kilian habe als "kluger und hochgeschätzter Stratege" gehandelt, sagte Lies. Besonders würdigte er Kilians Rolle bei den schwierigen Tarifverhandlungen im vergangenen Winter.
Volkswagen steckt derzeit in einer umfassenden Transformation. Der Absatz von Elektroautos stockt, der Konzern baut zehntausende Stellen ab. Kilian hatte dabei eine Schlüsselrolle zwischen Management und Belegschaft. Nun muss sich VW inmitten dieser Veränderungen neu aufstellen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- bild.de: Manager-Beben bei VW