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Blick ins Erbgut
Magersucht: Sind die Gene schuld am Ausbruch?

t-online, Larissa Koch

Aktualisiert am 20.02.2018Lesedauer: 3 Min.
Magersucht: Die Essstörung scheint auch genetisch bedingt zu seinVergrößern des Bildes
Magersucht: Die Essstörung scheint auch genetisch bedingt zu sein (Quelle: Tuned_In/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Essstörung Magersucht, auch Anorexie genannt, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat gut ein Prozent der Frauen Magersucht, das ist etwa jede hundertste. Bei Männern ist die Erkrankung deutlich seltener. Die Ursache für das gehäufte Aufkommen bei Frauen und die Entstehung von Magersucht überhaupt könnte in den Genen liegen.

Ein Forscherteam, das federführend von der Universität Duisburg-Essen geleitet wurde, hat große internationale Analysen aus der Anorexie-Forschung ausgewertet. Die Wissenschaftler kamen dabei zu dem Ergebnis, dass drei Bereiche im menschlichen Chromosom für das Körpergewicht und die Entwicklung einer Magersucht entscheidend sind. Eine der Autorinnen der Übersichtsstudie, Prof. Anke Hinney, von der Kinder- und Jugendpsychiatrie – LVR-Klinikum Essen sagte: „Es stellte sich für uns sehr deutlich heraus, dass die Gene in einem der Bereiche fast ausschließlich das Körpergewicht bei Frauen beeinflussen. Und weil Frauen etwa zehnmal häufiger an AN (Anorexia nervosa, Anm. d. Red.) erkranken als Männer, ist dieses Ergebnis natürlich hochrelevant.“

Mit Hilfe der Analyse der großen Datensätze sowie Tiermodellstudien konnte das Wissenschaftlerteam genau die Gene identifizieren, die sowohl für die Körpergewichtsregulation als auch für die Anorexie relevant sind, heißt es. "Werden diese Ergebnisse in unabhängigen Studien bestätigt, sind nun zum ersten Mal genetische Varianten identifiziert, die die Entwicklung einer Anorexia nervosa begünstigen", so Hinney.“

Auch das Gehirn von Magersüchtigen zeigt Besonderheiten

Schon vor Jahren wurde zumindest in einer Studie der Ruhr-Universität Bochum festgestellt, dass Magersüchtige Auffälligkeiten in verschiedenen Hirnregionen hatten, welche die gesunden Studienteilnehmerinnen der Kontrollgruppe nicht aufwiesen. Forscher untersuchten hierbei die Körperwahrnehmung von gesunden und magersüchtigen Probandinnen. Die gesunden Testpersonen schätzten ihre eigene Körperform treffender ein als die magersüchtigen Frauen. Den Grund für dieses Phänomen suchten die Wissenschaftler im Gehirn. Dort sind zwei Bereiche zuständig für die Körperwahrnehmung. Die Forscher stellten bei ihrer Studie fest, dass das Netzwerk dieser Areale bei gesunden Frauen besser funktioniert als bei magersüchtigen. Dies gebe Grund zu der Annahme, dass die verminderte Aktivität dieser Bereiche zu einer schlechteren Körperwahrnehmung führt und somit Magersucht begünstigen könnte.

Die Entstehung von Magersucht kann verschiedene Ursachen haben

Neben genetischen Faktoren kann die psychosomatische Erkrankung auch Folge eines geringen Selbstwertgefühls, des herrschenden Schöhnheitsideals, aber auch einer gestörten Selbstwahrnehmung sein.

Schön schlank: Schönheitsideal durch Medien und Gesellschaft

Laut einer verbreiteten Theorie kann die Erkrankung entstehen, indem sich Menschen nach dem von Medien und Werbung vorgegebenem Schönheitsideal richten, so teilt die Klinik am Korso, Fachzentrum für gestörtes Essverhalten in Bad Oeynhausen, auf der Internetseite "johanniter.de" mit. Es werde vermittelt, dass scheinbar nur schlanke Menschen schön und erfolgreich seien. Viele Menschen, die diesen Vorgaben nicht entsprechen, versuchen sich den Wunsch nach einem schönen Körper zu erfüllen und versuchen krampfhaft abzunehmen. Eine Diät kann sich so auch zu einer Essstörung auswachsen.

Soziales Umfeld ebenfalls entscheidend

Ein gestörtes Selbstwertgefühl muss aber nicht nur daraus resultieren, dass Betroffene nicht dem Schönheitsideal der Medienwelt entsprechen. Auch das direkte soziale Umfeld kann Frustration schüren und eine Essstörung verursachen. Etwa bei übergewichtigen Kindern, die von ihren Mitschülern gehänselt werden. Entsprechende Erfahrungen verursachen negative Gefühle im Zusammenhang mit Essen und begünstigen dadurch die Entwicklung einer Magersucht.

Eine Magersucht kann auch durch das familiäre Umfeld ausgelöst werden. Auslöser kann etwa eine Überfürsorglichkeit sein, aber ebenfalls die Vermeidung von Konflikten. Stecken die Eltern in ständigen Auseinandersetzungen, kann auch hierin eine Ursache für die Essstörung liegen.

Psychologische Theorien zu Ursachen von Magersucht

Auch tiefenpsychologische Modelle versuchen die Entwicklung von Magersucht zu erklären. Betroffene Personen könnten sich laut dem Fachzentrum für gestörtes Essverhalten in Bad Oeynhausen etwa durch Regeln und Verbote von Bezugspersonen wie Familie oder Lehrer bedrängt fühlen und mit einer Magersucht den eigenen Körper bekämpfen. Gängig ist auch die Annahme, dass Magersüchtige einen sexuellen Konflikt haben und versuchen, auf diesem Wege ihre körperliche Entwicklung zu bremsen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Statista
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
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