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Schleudertrauma: Symptome, Spätfolgen und Anspruch auf Schmerzensgeld


Vorgehensweise nach Autounfall
Schleudertrauma: Symptome und Anspruch auf Schmerzensgeld

t-online, uc

Aktualisiert am 01.02.2018Lesedauer: 4 Min.
Bei längerfristiger Arbeitsunfähigkeit durch ein Schleudertrauma können Sie Schmerzensgeld fordern.Vergrößern des BildesBei längerfristiger Arbeitsunfähigkeit können Sie Schmerzensgeld fordern. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Steht Betroffenen nach einem Schleudertrauma Schmerzensgeld zu? Viele Menschen, die in einen Autounfall geraten sind, stellen sich diese Frage. Wir erklären Ihnen, was Sie wissen und beachten müssen.

Ein Schleudertrauma wird meist durch einen Unfall verursacht. Dabei kann es sich um einen Sturz, eine Sportverletzung oder aber am häufigsten um die Folgen eines Autounfalls handeln. Hierbei wird die Halswirbelsäule durch eine ruckartige Bewegung überstreckt und kurz darauf extrem gebeugt.

Symptome eines Schleudertraumas

Typische Anzeichen für ein Schleudertrauma sind Schwellungen im Nackenbereich und Kopfschmerzen. Auch Nackensteifheit und Sehstörungen sind keine ungewöhnlichen Symptome. In einigen Fällen ist es möglich, dass die Schmerzen bis in die Schultern und Arme reichen.

Beschwerden die auf ein Schleudertrauma hinweisen sind:

  • Nacken- und Kopfschmerzen
  • Muskelverspannungen im Nackenbereich
  • Sehstörung
  • Schwindel
  • Übelkeit

Dauer der Schleudertrauma-Symptome

In der Regel klingen die Beschwerden innerhalb weniger Tage wieder ab, manchmal dauert es aber auch einige Wochen. Spätestens nach ein paar Monaten sollten alle Beschwerden verschwunden sein. Der behandelnde Arzt kann nach der Untersuchung am besten einschätzen, wie lange die Schmerzen schätzungsweise andauern können. Insbesondere die Nackenschmerzen sind oftmals von langanhaltender Dauer. Ein häufiger Grund dafür: Nach dem Schleudertrauma-Ereignis bleiben die Nackenmuskulatur und die Halsmuskulatur dauerhaft angespannt. Um kein Schmerzgedächtnis zu entwickeln, ist es wichtig einem chronischen Krankheitsverlauf mit rechtzeitigen Behandlungen der Beschwerden vorzubeugen.

So sollten Sie nach einem Autounfall vorgehen

Waren Sie in einen Autounfall verwickelt, an dem Sie keine oder nur eine Teilschuld haben, werden Sie in der Regel an Ort und Stelle von der Polizei nach eventuellen Verletzungen befragt. Beachten Sie hierbei unbedingt: Ein Schleudertrauma zeigt sich nicht sofort – Beschwerden treten meist erst später auf. Deshalb sollten Sie zunächst zu Protokoll geben, dass Sie noch keine Aussagen dazu treffen können.

Sobald Sie Symptome bemerken, müssen Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser sollte Ihnen sämtliche Beschwerden sowie Verletzungen schriftlich darlegen, auch die Diagnose "Schleudertrauma" muss er Ihnen schriftlich bestätigen. Zusätzlich ist eine Angabe dazu wichtig, wie lange Sie voraussichtlich arbeitsunfähig sein werden. Mit diesen Dokumenten können Sie versuchen, als Unfallopfer ein Schmerzensgeld zu fordern.

Vorsicht: Harmlosigkeitsgrenze bei Auffahrunfällen

Eine ärztliche Bescheinigung kann vor allem dann wichtig sein, wenn Sie bei einem Auffahrunfall unter die Harmlosigkeitsgrenze fallen. Aus Verdacht auf Simulanten argumentieren Versicherungen oftmals damit, dass ein Schleudertrauma bei einer Geschwindigkeitsänderung von weniger als zehn Kilometer pro Stunde durch den Aufprall ausgeschlossen sei.

Diese Harmlosigkeitsgrenze ersetze jedoch keine Diagnose, so der Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Daher müsse diese Frage bei Auffahrunfällen individuell behandelt werden. Dass Verletzungen bei geringen Geschwindigkeiten nicht möglich sind, könne nicht pauschal unterstellt werden, zumal eine Verletzung auch von anderen Faktoren wie der Sitzposition abhängen kann.

Sollte ein ärztlicher Befund also nicht als Beweis akzeptiert werden, da er auf Aussagen des Geschädigten beruht, darf die Harmlosigkeitsgrenze nicht schematisch angewandt werden. Stattdessen müssen alle weiteren Faktoren des Unfalls berücksichtigt werden. Dazu gehören – neben der Geschwindigkeitsdifferenz – die Körpergröße des Geschädigten sowie die bereits genannte Sitzposition oder die Haltung des Kopfes während des Aufpralls.

Schweregrade eines Schleudertraumas

Generell gilt zu beachten, dass es vier unterschiedliche Schweregrade der HWS-Distorsion gibt: Stufe eins und zwei liegen häufig bei Verkehrsunfällen mit geringer Differenzgeschwindigkeit vor. Zu den Unfallfolgen bei Schweregrad drei zählen verminderte Muskelreflexe, eingeschränkte Funktionstüchtigkeit der Halsmuskulatur, Fehlstellungen, Frakturen, Bewusstlosigkeit und dergleichen. Unter Schweregrad vier fallen starke Frakturen, die oftmals direkt am Unfallort zum Tod führen oder eine Querschnittslähmung ab dem Hals nach sich ziehen.

Schweregrad Symptome
0 Es liegen keine Beschwerden vor.
I Schmerzen im Nackenbereich, Überempfindlichkeit und ein Steifheitsgefühl können auftreten.
II Ergänzend zu den Symptomen von Schweregrad I kann es zu Bewegungseinschränkungen sowie Gefäßverletzungen kommen.
III Ergänzend zu den Symptomen von Schweregrad II kann es zu Lähmungserscheinungen sowie abgeschwächten Muskeleigenreflexen kommen.
IV Die Frakturen im Bereich der Halswirbelsäule können zu einer Querschnittslähmung führen.

Schmerzensgeld nach HWS-Syndrom: Beachten Sie dies

Nach einem Schleudertrauma ist eine Entschädigung durch Schmerzensgeld durchaus denkbar – relevant ist hierbei beispielsweise, dass Sie unter dauerhaften gesundheitlichen Problemen oder Einschränkungen leiden. Mediziner sprechen dann von einem HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom). Von der Schwere der akuten Verletzungen sowie den gesundheitlichen Folgen hängt die Höhe des eventuellen Schmerzensgeldes ab.

Liegt bei Ihnen eine Teilschuld, wirkt sich dies meist negativ auf die Höhe des Schmerzensgeldes aus. Grundsätzlich können Sie dann auf Schmerzensgeld hoffen, wenn Sie durch Ihre Verletzungen eine Weile arbeitsunfähig sind.

Höhe des Schmerzensgeldes

Wie viel Geld Ihnen bei einem Schleudertrauma zusteht, hängt demnach von den Faktoren des Unfalls sowie dem Schweregrad der Schädigungen ab. Bei den Stufen eins und zwei werden Ihnen lediglich wenige hundert Euro von den Versicherungen zugesprochen. Jedoch gibt es laut dem Oberlandesgericht München auch Fälle, bei denen der Geschädigte eine vierstellige Auszahlung erhält – dies bleibt aber eher die Ausnahme.

Leiden Sie nach einem Unfall aufgrund eines Schleudertraumas mehrere Wochen an Schmerzen und sind dadurch arbeitsunfähig, steht Ihnen laut einem Urteil des Amtsgerichts München eine Summe von 2000 Euro zu.

Mögliche Spätfolgen

Wenn Sie bei einem Schleudertrauma Spätfolgen befürchten, können Sie, rein statistisch gesehen, beruhigt sein: Mehrere Studien haben ergeben, dass nach einem und zwei Jahren nur etwa drei Prozent der Betroffenen noch Beschwerden haben, die sie daran hindern, ihren Beruf problemlos auszuüben.

Jedoch sind beim Schleudertrauma auch Spätfolgen möglich, es kann zur Chronofizierung kommen. Eventuell entwickeln sich aufgrund des Unfalls chronische Belastungen oder Verspannungen im Bereich der Wirbelsäule, die häufig aufgrund von Schmerzen und daraus resultierender Schonhaltung entstehen.

Wurde das Schleudertrauma nicht ausreichend mit Schmerzmitteln behandelt, entwickeln manche Patienten ein sogenanntes Schmerzgedächtnis – und leiden auch dann, wenn eigentlich keine akuten Schmerzen vorhanden sind. Auch eine übertriebene Vorsicht oder starke Ängstlichkeit kann eine mögliche Spätfolge des Schleudertraumas sein.

Therapie beim Schleudertrauma

War es früher noch üblich, die Halswirbelsäule nach einem Schleudertrauma mit einer Halskrause zu stabilisieren, ist man inzwischen zur Erkenntnis gekommen, dass dies mehr schadet, als nützt. Dadurch, dass die Muskeln durch die Halskrause in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, versteifen sie sich, was zu weiteren Schmerzen führt. Deshalb ist es zielführender, mit Physiotherapie die Muskulatur in Bewegung zu halten. Gegen die Schmerzen wird ein gängiges Schmerzmittel wie Ibuprofen eingesetzt. Sollte es beim Unfall oder bei der Verletzung allerdings zu Frakturen an der Halswirbelsäule gekommen sein, kann es notwendig sein, eine Halskrause zu tragen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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