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Corona in Deutschland: So dramatisch ist die Lage in den Krankenhäusern


Mediziner schlagen Alarm
So dramatisch ist die Corona-Lage in den Krankenhäusern


Aktualisiert am 06.11.2021Lesedauer: 4 Min.
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Covid-Krankenstation (Symbolbild): Mit steigenden Infektionszahlen füllen sich auch die Krankenhäuser wieder mit Corona-Patienten.Vergrößern des Bildes
Covid-Krankenstation (Symbolbild): Mit steigenden Infektionszahlen füllen sich auch die Krankenhäuser wieder mit Corona-Patienten. (Quelle: SNA/imago-images-bilder)

Während täglich neue Rekordzahlen bei den Neuinfektionen gemeldet werden, wächst die Sorge in den Krankenhäusern. Immer mehr Betten sind von Covid-Patienten belegt, gleichzeitig gibt es weniger Personal.

Mehr als 35.000 tägliche Neuinfektionen, Rekordinzidenzen und dabei steht die Herbst- und Wintersaison noch am Anfang: Obwohl es mittlerweile Impfungen gegen das Coronavirus gibt, ist die Delta-Variante so ansteckend, dass sich die Lage auf den Intensivstationen und in den Krankenhäusern im Land schon jetzt verschärft. Sowohl die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung der Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) als auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) schlagen jetzt Alarm. Was bedeuten steigende Zahlen, Personalmangel und gesperrte Betten und was könnte eine Lösung sein?

Wie ist die aktuelle Lage in den Krankenhäusern?

Aktuell liegt die Hospitalisierungsinzidenz in Deutschland bei 3,91, was bedeutet, dass von 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen fast vier wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen. Tendenz steigend. Zudem sind fast 30 Prozent der Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen in den Krankenhäusern an Covid-19 erkrankt.

Das Robert Koch-Institut (RKI) teilt zu den Hospitalisierungen zudem mit: "Die Zahl der hospitalisierten Fälle in den Altersgruppen ab 60 Jahren ist in den letzten vier Wochen weiter angestiegen. Momentan werden in diesen Altersgruppen die meisten Hospitalisierungen verzeichnet." Doch auch in den Altersgruppen der 15- bis 59-Jährigen gab es in den vergangenen zwei Wochen wieder mehr Fälle. Der Altersdurchschnitt der Covid-Patienten im Krankenhaus liegt demnach bei 69 Jahren. Zu Jahresbeginn lag der Durchschnitt noch bei 77 Jahren.

Auch die DKG erklärt, der Wiederanstieg der Infektionszahlen habe sich bereits in den Krankenhäusern bemerkbar gemacht. Die Gesellschaft weist zudem darauf hin, dass Inzidenz und Hospitalisierungszahlen mittlerweile "in einem ganz anderen Verhältnis stehen" als noch in den vergangenen Corona-Wellen. Das sei auch auf den Fortschritt der Corona-Impfungen zurückzuführen. "Seit Erhebung der Daten sind etwa 85 bis 90 Prozent der Covid-Intensivpatienten ungeimpft", heißt es von der DKG.

Wie ist die aktuelle Lage auf den Intensivstationen?

Im Divi-Tagesreport vom 5. November 2021 werden insgesamt 2.420 Covid-Intensivpatienten verzeichnet. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen muss künstlich beatmet werden, was einen deutlichen Mehraufwand in der Pflege bedeutet. Im Vergleich zum Vortag gab es fast 200 Neuaufnahmen auf den Intensivstationen.

Der Report zeigt auch, dass aktuell von insgesamt rund 22.000 Intensivbetten nur noch etwa 2.450 frei sind. Im Januar hingegen waren noch rund 28.000 Intensivbetten verfügbar. Einen Anstieg der Corona-Zahlen, wie es ihn vor etwa einem Jahr mit dem Höhepunkt von rund 6.000 Intensivpatienten gab, könnten wir uns in diesem Jahr somit rein rechnerisch nicht mehr leisten. Das liegt unter anderem daran, dass zahlreiche Pflegekräfte ihren Beruf im Laufe der Corona-Krise aufgegeben haben.

Welche Lösungen gibt es aus Sicht der DKG?

Die DKG warnt, die Corona-Pandemie habe sich "verschärfend auf den Pflegepersonalmangel auf den Intensivstationen der Krankenhäuser ausgewirkt". Das ergab demnach eine Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

72 Prozent der befragten Krankenhäuser gaben dabei an, weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung zu haben als noch Ende 2020. 86 Prozent der Häuser konnten ihre Intensivkapazitäten aufgrund des Personalmangels nicht vollumfänglich betreiben. Gründe sind vermehrte Kündigungen, Arbeitszeitverkürzungen und interne Stellenwechsel. Ursache dafür sind die verschärften und andauernden Belastungen durch die Corona-Pandemie.

Mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen gefordert

"Den Pflegepersonalmangel anzugehen, wird weiterhin zu den wichtigsten Aufgaben der Gesundheitspolitik gehören und muss ganz oben auf der Agenda der neuen Bundesregierung stehen", betont der DKG-Vorsitzende Gerald Gaß. "Spätestens in der Pandemie musste jeder verstehen, dass eine der höchsten Bettendichten der Welt und modernste Medizintechnik allein keine Kranken versorgen können. Politik und Krankenhäuser müssen gemeinsam alles dafür tun, dass der Pflegeberuf wieder attraktiver wird." Das funktioniere nur mit besseren Arbeitsbedingungen und guten Gehältern, die "der hohen Verantwortung und Qualifikation angemessen" sein sollen. Für die politischen Rahmenbedingungen müsse beispielsweise das der Pflegeschlüssel schnellstmöglich umgesetzt werden. "Aber auch Kliniken stehen selbst in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen entsprechend zu verbessern und Ausbildungsanstrengungen noch weiter zu erhöhen", sagt Gaß.

Die meisten Krankenhäuser verfügen demnach bereits über Konzepte zur (Rück-) Gewinnung von Pflegekräften und arbeiten intensiv daran, ihren Beschäftigten bestmögliche Arbeitsbedingungen zu bieten. Dennoch: "Intensivpflegefachkräfte sind höchstqualifizierte Beschäftigte mit besonders aufwendiger Ausbildung und besonders hohen Ansprüchen. Sie lassen sich nicht durch kurzfristig ausgebildete Pflegefachkräfte ersetzen", so Gaß.

Ungeimpfte spielen große Rolle bei Belastungen durch Pandemie

Vor allem aber dürfe nicht übersehen werden, dass die aktuellen Verschärfungen in der Pflege auf "pandemiebedingte Belastungen" zurückzuführen sind. Diese Belastungen würden aktuell vor allem durch ungeimpfte Patienten verursacht, die in "unverhältnismäßig hoher Zahl" auf den Intensivstationen eingeliefert werden. Die Situation, die sich absehbar noch verschärfen wird, wäre also ohne großen Aufwand vermeidbar.

"Sehr kurzfristig ist aber nun vor allem entschiedenes Handeln in der Pandemie-Bekämpfung gefragt. Wir benötigen umgehend eine koordinierte Kampagne für Auffrischungsimpfungen und wirksame Schritte, um die Impfquote spürbar zu steigern. Denn die Belastungen auf den Intensivstationen sind eindeutig durch Ungeimpfte und leider zunehmend durch Impfdurchbrüche bei älteren Patienten verursacht", so Dr. Gerald Gaß. Auch eine Impfpflicht für Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen solle nicht ausgeschlossen werden.

"Größte Priorität muss es haben, die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen. Deswegen brauchen wir mobile Impfteams in den Senioren- und Pflegeheimen, um die Boosterimpfung niedrigschwellig anzubieten. Wir brauchen aber auch Klarheit, ob die Boosterimpfung für die Gesamtbevölkerung möglich ist“, betont Gaß.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressemitteilung DKG
  • Pressemitteilung Divi
  • Divi-Intensivregister
  • Robert Koch-Institut
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