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Omikron-Welle: So gefährdet die Corona-Variante unser Gesundheitssystem


Trotz leichterer Corona-Verläufe
Diese Deutschen landen mit Omikron auf den Intensivstationen


Aktualisiert am 09.02.2022Lesedauer: 5 Min.
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Covid-Intensivstation (Symbolfoto): Auch, wenn Omikron zu leichteren Verläufen führt, trifft es einige weiterhin schwer.Vergrößern des Bildes
Covid-Intensivstation (Symbolfoto): Auch wenn Omikron zu leichteren Verläufen führt, trifft es einige weiterhin schwer. (Quelle: ITAR-TASS/imago-images-bilder)

Die Omikron-Variante verändert die Lage. Dennoch gibt es weltweit bereits eine halbe Million Omikron-Tote – und die deutschen

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hat gerade erst Entwarnung für die deutschen Krankenhäuser angesichts der Omikron-Welle gegeben. "Ich rechne aktuell für die kommenden Wochen nicht mehr mit einer Überlastung des deutschen Gesundheitswesens", sagte Gaß der "Bild".

Trotzdem müssen immer noch zahlreiche Covid-Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen behandelt werden. Die WHO meldete zudem bereits mehr als eine halbe Million Tote durch Omikron. Wie ist die aktuelle Lage? Und wer sind die Patienten, die auf der Intensivstation landen?

Wie viele Covid-Patienten müssen aktuell auf den Intensivstationen behandelt werden?

Dem Divi-Intensivregister zufolge müssen aktuell (Stand: 9. Februar 2022) 2.390 Covid-Patienten auf den Intensivstationen in Deutschland behandelt werden. Etwa die Hälfte der Erkrankten muss zusätzlich künstlich beatmet werden. Mit den Covid-Patienten sind insgesamt aktuell 19.086 Intensivbetten belegt, nur noch 2.987 sind frei. Zusätzlich gibt es eine Notfallreserve von rund 8.200 Betten, die innerhalb von sieben Tagen aktiviert werden könnten.

Insgesamt mussten seit Pandemie-Beginn rund 166.000 Menschen mit Covid-19 auf den Intensivstationen in Deutschland behandelt werden.

Droht trotz leichterer Verläufe eine Überlastung des Gesundheitssystems?

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft geht davon aus, dass die Kliniken die Omikron-Welle gut bewältigen. "Ich rechne aktuell für die kommenden Wochen nicht mehr mit einer Überlastung des deutschen Gesundheitswesens", sagte Vorstandschef Gerald Gaß der "Bild"-Zeitung.

Die aktuellen Corona-Maßnahmen hätten "deutlich dazu beigetragen, dass die befürchtete Welle weniger hoch war als befürchtet". Sie sollten bis zum Höhepunkt der Omikron-Welle gelten, den die Bundesregierung in ein bis zwei Wochen erwartet. Danach könne die Politik "ohne Zweifel schrittweise Lockerungen für die kommenden Wochen ins Auge fassen".

Andere Experten halten eine Überlastung des Gesundheitssystems dagegen weiter für möglich. So hatte die Infektiologin Jana Schroeder kürzlich auf noch etwa drei Millionen ungeimpfte ältere Menschen verwiesen, die schwer erkranken könnten.

"Dieses Virus ist weiterhin gefährlich"

Und auch die WHO warnte: Seit dem Auftauchen der Omikron-Variante Ende November sind mehr als eine halbe Million Menschen weltweit an Covid-19 gestorben. "Im Zeitalter wirksamer Impfstoffe ist der Tod von einer halben Million Menschen wirklich etwas Besonderes", sagte WHO-Vertreter Abdi Mahamud. Es sei "mehr als tragisch".

Und auch die für Corona zuständige WHO-Expertin Maria Van Kerkhove sagte: "Wir befinden uns noch mitten in der Pandemie." Viele Länder hätten den Höhepunkt der Omikron-Welle, die die vormals vorherrschende Delta-Variante verdrängt hatte, noch nicht überschritten. "Dieses Virus ist weiterhin gefährlich", sagte sie.

Wo liegen die meisten Covid-Patienten auf den Intensivstationen?

Das Divi-Intensivregister zeigt auch, wie die Lage auf den Intensivstationen in einzelnen Regionen und Bundesländern ist. Aktuell liegen anteilig die meisten Covid-Patienten auf den Stationen in Berlin. Dort machen Covid-Patienten fast 20 Prozent der gesamten Intensiv-Patienten aus. Ebenfalls hoch sind die Werte in Hamburg und Bremen mit rund 15 Prozent.

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Besser sieht es hingegen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen oder Sachsen-Anhalt aus: Dort machen die Corona-Patienten nur etwa sieben bis acht Prozent der Gesamtpatienten auf den Intensivstationen aus.

Wer landet aktuell als Covid-Patient auf den Intensivstationen?

Zuletzt gab es Gerüchte, auch weniger schwer erkrankte Corona-Patienten würden auf Intensivstationen verlegt, um dort isoliert zu werden. Das weist die Divi allerdings zurück: "Uns ist kein einziges Klinikum bekannt, bei dem aus Platzproblemen Patienten auf einer Intensivstation behandelt werden", betont eine Sprecherin auf t-online-Anfrage. "Es gibt medizinische Kriterien, nach denen ein Patient intensivpflichtig wird. Diese werden in der Regel im Team auf der Normalstation gesammelt und bewertet und bei der Aufnahme auf der Intensivstation auch noch einmal vom dortigen Team überprüft."

Bei Covid-19 handelt es sich häufig um Patienten mit schwerer Atemnot, bei denen auch andere Organe als die Lunge bereits von SARS-CoV-2 angegriffen sein können. Der schlechte Gesamtzustand führt dazu, dass diese Patienten auf der Intensivstation dauerhaft überwacht und größtenteils auch künstlich beatmet werden müssen.

Wie schwer erkrankt sind die Patienten auf den Intensivstationen?

Die Divi weist zudem darauf hin, wie schwer erkrankt die Intensivpatienten aktuell tatsächlich sind. Ein Parameter dafür ist die Beatmungsrate: Aktuell (Stand: Februar 2022) erhalten demnach mehr als 76 Prozent eine respiratorische Unterstützung (High-Flow, nicht-invasive Beatmung, invasive Beatmung, ECMO), davon aktuell mehr als 67 Prozent mit maschineller Beatmung (NIV, invasive Beatmung, ECMO).

Aber, was sich zunächst in anderen Ländern zeigte, ist mittlerweile auch in Deutschland zu sehen: "Der Anteil der Menschen, die schwer an Omikron erkranken, ist geringer als bei Delta", sagte RKI-Chef Lothar Wieler.

Wie viele Genesene oder Geimpfte erkranken so schwer an Covid-19, dass sie hospitalisiert werden müssen?

Mittlerweile weist das Divi-Intensivregister auch die Zahlen zu Geimpften sowie Ungeimpften auf den Intensivstationen aus. Der Anteil der Ungeimpften, die mit Corona-Infektion in ein Krankenhaus kamen, sei bei Delta insgesamt fast so doppelt so hoch wie bei Omikron, erklärt RKI-Chef Wieler. Aber dennoch: "Unsere Daten zeigen ein deutlich höheres Risiko für eine Covid-19-Erkrankung bei ungeimpften Mitmenschen."

Für den Zeitraum vom 3. Januar bis 30. Januar 2022 wurde der Impfstatus insgesamt für 4.150 Covid-19-Aufnahmen gemeldet, das entspricht etwa 86,6 Prozent der für diesen Zeitraum übermittelten Fälle (4.794) (Datenstand 01.02.2022). 49 Prozent (2.033 Fälle) aller Covid-19-Neuaufnahmen mit bekanntem Impfstatus waren demnach ungeimpft. Rund 12,8 Prozent (531 Fälle) wiesen einen unvollständigen Immunschutz auf (Genesen ohne Impfung oder Teil-Immunisierung). 38,2 Prozent (1.586 Fälle) hatten einen vollständigen Impfschutz (Grundimmunisierung oder Booster), der Anteil mit Boosterimpfung lag dabei bei etwa 15,9 Prozent. (659 Fälle).

Zahlen für Genesene auf Intensivstationen sehr ungenau

Obwohl auch die Daten zu Genesenen abgefragt würden, seien diese jedoch zu ungenau, heißt es von der Divi.

Dafür gebe es mehrere Gründe. Zum einen werde der Impfstatus durch die Anamnese erhoben, bei Intensivpatienten findet diese häufig nur über ein Gespräch mit Angehörigen statt. Diese wissen in vielen Fällen nicht sicher, ob der Patient eine bestätigte Infektion durchgemacht hat. Bei asymptomatischen Verläufen ist es häufig auch den Patienten selbst nicht bewusst. Hinzu komme: "Der Anteil der Genesenen, die sich beispielsweise in der Kategorie 'ungeimpft' oder auch 'doppelt geimpft' verbergen, ist nicht bekannt – dies wäre jedoch nötig, um die Gruppe 'Genesene ohne Impfung' in den Kontext der gesamten Genesenen, die auf Intensivstationen behandelt werden, setzen zu können", erklärt die Divi-Sprecherin gegenüber t-online.

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Wie viele Patienten liegen tatsächlich wegen Covid-19 im Krankenhaus, wie viele wurden wegen anderer Erkrankungen eingeliefert?

Mit Omikron kommt es auch häufiger zu asymptomatischen Infektionen, die dann erst entdeckt werden, wenn beispielsweise wegen der Aufnahme im Krankenhaus für eine Operation oder wegen einer anderen Erkrankung ein Corona-Test durchgeführt wird. Dazu erklärt die Divi-Sprecherin: "Im Divi-Intensivregister werden nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet. Sobald ein positives Covid-19-Testergebnis vorliegt, wird dieser Fall als solcher gezählt." Dabei sei zu beachten, dass der Anteil derer, die nicht aufgrund von Covid-19 behandelt werden müssen, gering ist.

Zufallsbefunde von Covid-19 können außerdem den Genesungsprozess schwer kranker Patienten oder lebensbedrohlich erkrankter, wie sie auf der Intensivstation liegen, negativ beeinflussen. "Covid-19 ist nicht nur eine Infektion der Lungen, sondern eine Systemerkrankung, die den gesamten Körper befällt und daher auch bei einem Herz- oder Krebspatienten Auswirkungen auf den Genesungsprozess hat. Eine Unterscheidung, ob ein Patient nun 'mit' oder 'wegen' Covid-19 auf der Intensivstation liegt, ist aus medizinischer Sicht nicht zwingend sinnvoll und vor allem nicht immer eindeutig feststellbar", betont sie.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Divi-Intensivregister
  • Divi-Tagesreporte
  • Anfrage an Divi-Experten
  • Robert Koch-Institut: Wochenbericht vom 3. Februar 2022
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
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