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Corona-Maßnahmen: Was für Lockerungen spricht und was nicht


Corona-Gipfel
Experten: Riskieren wir einen neuen Anstieg der Inzidenzen?


Aktualisiert am 16.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Corona-Maßnahmen (Symbolbild): Bald soll es umfangreiche Lockerungen geben.Vergrößern des Bildes
Corona-Maßnahmen (Symbolbild): Bald soll es umfangreiche Lockerungen geben. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Wann geht die Pandemie zu Ende und welche Corona-Maßnahmen können zuerst fallen? t-online hat Experten gefragt und spannende Antworten bekommen.

Trotz weiterhin hoher Corona-Fallzahlen ringen Bund und Länder um mögliche Lockerungen. Doch was sagen Epidemiologen und Experten dazu?

Prof. Markus Scholz von der Universität Leipzig sowie Experten von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) erläutern im Gespräch mit t-online, welche Maßnahmen gelockert werden können und was uns im Herbst 2022 erwarten könnte.

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Lockerungen bis Ende März – angemessen?

Die Bundesregierung plant schrittweise bis zum 20. März weitreichende Corona-Lockerungen. Der Epidemiologe Markus Scholz hält den Zeitpunkt für gerechtfertigt: "Wir rechnen ab Anfang März mit deutlich fallenden Zahlen in allen Bundesländern, sodass Ende März weitere Lockerungen möglich sein werden."

Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hält Lockerungen der Corona-Maßnahmen laut "Spiegel" für möglich. Die Inzidenz-Zahlen stagnierten demnach oder seien rückläufig, mit Omikron kämen deutlich weniger Menschen auf die Intensivstationen im Land. "Man darf daher natürlich nicht leichtfertig Maßnahmen aufrechterhalten, wenn sie nicht unbedingt nötig sind", sagte die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update."

Was spricht gegen zu frühe Lockerungen?

Ciesek nannte aber auch Gründe, die gegen zu frühe Lockerungen sprechen: "Wenn man jetzt von heute auf morgen alle Maßnahmen fallen lassen würde, würde es deutlich länger dauern, bis die Inzidenzen wieder zurückgehen. Man würde riskieren, dass ein Plateau entsteht oder sogar wieder ein Anstieg droht."

Das sei gefährlich für Menschen ohne ausreichenden Immunschutz und Kinder unter fünf Jahren, für die es noch keine Impfung gebe. "Die Politik muss sich die unterschiedlichen Interessen anhören, berücksichtigen und schließlich abwägen", sagte Ciesek. "Aus rein medizinischer Sicht ist es viel einfacher. Da wäre es natürlich besser, wir würden noch ein wenig durchhalten, um die Zahlen zu reduzieren."

Auch Scholz schränkt im Gespräch mit t-online ein, welche Maßnahmen fallen könnten. Konkret hält Scholz eine 3G-Regelung für ausreichend. Großveranstaltungen im Freien sollten dann ebenfalls wieder möglich sein. Erhalten bleiben sollten aber weiterhin die Masken- und Abstandspflicht in Innenräumen. Diese "sollten zuletzt abgeschafft werden".

Prof. Markus Scholz
Prof. Markus Scholz (Quelle: Universität Leipzig, Fotograf: Christian Hüller)


Prof. Dr. Markus Scholz leitet am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE) der Universität Leipzig eine Arbeitsgruppe zur Genetischen Statistik und Systembiologie. Seine Arbeitsgruppe untersucht aktuell auch die Corona-Pandemie.

Was ist mit dem Omikron-Subtyp BA.2?

Im Deutschlandfunk hat sich auch der Physiker Dirk Brockmann zu den geplanten Lockerungsschritten geäußert. Er sagte, der Scheitelpunkt der Omikron-Welle könnte bald erreicht werden. Allerdings sei bisher der neue Subtyp BA.2 noch nicht eingerechnet worden.

"Wenn man sich mit der Dynamik dieser Pandemie beschäftigt, dann weiß man, dass man etwas warten sollte, etwas Geduld haben sollte, bis die Zahlen wieder runtergegangen sind", wird Brockmann von "tagesschau.de" zitiert. Es sei typisch für die Omikron-Welle, dass die Zahlen zunächst sehr schnell hoch- und dann auch schnell wieder heruntergingen. So könne bis Ende März ein "akzeptables Niveau" erreicht werden. Er warnt allerdings: "Man sollte auf jeden Fall nicht in die steigenden Fallzahlen reinlockern, weil man dann alles nur nach hinten verzögert."

Besonders gefährlich könne es werden, wenn die Omikron-Welle die älteren Ungeimpften erreiche. Ohne Impfschutz sei auch die Omikron-Variante eine gefährliche Virusvariante.

Wie ist die Lage in den Krankenhäusern?

Divi-Präsident Gernot Marx erklärte gegenüber der "Ärztezeitung": "Mit Blick auf die Intensivstationen in Deutschland können wir zumindest aktuell nicht von einer möglichen Überlastung des Systems durch Patienten mit SARS-CoV-2 sprechen. Zudem sei es so, dass ein Drittel der Intensivstationen bereits wieder im regulären Betrieb arbeiten könne.

"Wir behandeln derzeit 2.452 Covid-Patienten auf den deutschen Intensivstationen. Tendenz leicht steigend", erklärt Marx weiter, "Deshalb sollten wir auch weiterhin die Situation genau beobachten und nicht zu viel auf einmal wagen: Denn bei den Neuaufnahmen, zwischen 200 und 250 Patienten pro Tag auf Intensiv, verzeichnen wir vor allem einen deutlich höheren Anteil älterer Patienten". Vorn liegen die Gruppen der 80-Jährigen und Älteren mit einem Anstieg um sieben Prozent und der 70- bis 79-Jährigen mit drei Prozent. "Die Omikron-Welle kommt also gerade erst in den älteren, vulnerableren Gruppen an."

Es dürfe nicht vergessen werden, dass auch weiterhin Patienten mit schweren Corona-Verläufen auf der Intensivstation landen werden und behandelt werden müssen. "Corona ist nicht vorbei! Bleibt es bei der aktuellen Entwicklung, ist das Geschehen aber beherrschbar", bekräftigt Marx.

Auch der Intensivmediziner Christian Karagiannidis spricht bei Twitter von einer Entspannung der Situation.

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"Stagnierende Inzidenzen stimmen heute hoffnungsvoll für den weiteren Verlauf", erklärt er. Gegenüber dem SWR gibt er allerdings zu bedenken, dass das nur für die derzeit in Deutschland dominierende Omikron-Variante gelte. In anderen europäischen Ländern sei eine nächste Welle mit der kommenden Untervariante von Omikron zu beobachten. Wegen steigender Todeszahlen in anderen europäischen Ländern müsse die Maskenpflicht so lange wie möglich erhalten bleiben.

Und was könnte uns im Herbst erwarten?

Der Corona-Expertenrat soll schließlich das Infektionsgesetz auf mögliche erneute Maßnahmen im Herbst und Winter hin prüfen: Was könnte uns dann erwarten?

Scholz: "Das ist aktuell schwer vorherzusehen. Ich gehe davon aus, dass im Herbst eine weitere Welle zu erwarten ist, da der Immunisierungsschutz durch leichte Omikron-Infektionen nicht ausreichend ist. Eine neue Booster-Kampagne für die Risikogruppen sollte geplant werden. Zudem sollten die Krankenhäuser auf eine erneute höhere Belastung vorbereitet werden, da bei Lockerungen auch mit einer stärkeren Grippewelle zu rechnen ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interviewanfragen an Markus Scholz, Divi
  • NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update."
  • spiegel.de: "Virologin Ciesek hält Lockerungen für vertretbar", 15. Februar 2022.
  • tagesschau.de: "Wie Experten auf die Corona-Lage blicken", 15. Februar 2022.
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