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Metastasen: Streut Krebs nach einer OP häufiger?


Krebstherapie
Streut Krebs nach einer OP häufiger?

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 10.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Um das Risiko von Metastasen zu senken, wird eine OP von Krebstherapien begleitet.Vergrößern des Bildes
Bilden sich bei einer Krebserkrankung Metastasen, wirkt sich das ungünstig auf die Heilungschancen aus. (Quelle: Science Photo Library /imago-images-bilder)

Eine Pressemeldung des Deutschen Krebsforschungszentrums sorgt für Aufmerksamkeit: Die Wissenschaftler versuchten zu erklären, warum Metastasen häufig erst nach der OP auftreten.

Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass bestimmte Stoffe des Primärtumors das Wachstum von Tochtergeschwüren unterdrücken. Doch was bedeutet das für die Krebstherapie? Eine Onkologin klärt auf.

Wie Tumoren die Entstehung von Metastasen unterdrücken

Viele Krebsärzte kennen das Phänomen: Immer wieder treten bei Patienten lebensbedrohliche Metastasen dann auf, wenn der Primärtumor chirurgisch entfernt worden ist. Bei Brustkrebs und beim schwarzen Hautkrebs scheint das häufig der Fall zu sein. Doch warum bilden sich Metastasen häufig erst nach der Krebsoperation?

Dieser Frage gingen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg nach – und konnten einen von Krebszellen des Primärtumors gebildeten Botenstoff identifizieren: ANGPLT4. Dieser Botenstoff fördert lokal das Wachstum des Primärtumors und wirkt zugleich wachstumshemmend auf metastasierte Krebszellen. Die Wissenschaftler nennen das Phänomen "begleitende Resistenz".

Tumortragende Mäuse, welche die Forschenden mit dem Metastasen-hemmenden Botenstoff behandelten, bildeten weniger Absiedelungen und überlebten den Krebs länger als unbehandelte Artgenossen.

"Die Labor-Versuchsreihen der Wissenschaftler an Tumoren von Mensch und Maus zeigte, dass ANGPLT4 unter 38 verschiedenen Botenstoffen eines der am stärksten wachstumsfördernden Moleküle des Primärtumors zu sein scheint", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Wird der Botenstoff allerdings in die Blutbahn abgegeben, wird er gespalten und erhält unterdrückende Eigenschaften auf das Auswachsen von Makrometastasen. Fehlt der Botenstoff nach der Behandlung des Primärtumors, könnten schlafende metastasierte Tumorzellen möglicherweise aktiv werden."

Was bedeutet die Studie für die Krebsbehandlung?

Nicht nur die Studienautoren, sondern auch die Krebsexpertin betonen, dass die Operation weiterhin der Goldstandard bei den meisten Krebsarten bleibt und Leben rettet. "Bislang ist zu wenig über den Mechanismus bekannt, als dass man daraus Behandlungsempfehlungen ableiten könnte oder gar eine Operation in Frage stellt.

Hierzu besteht weiterer Forschungsbedarf", betont Weg-Remers. "Auch wenn mit der Behandlung des Primärtumors das Risiko für Metastasen möglicherweise steigt, heißt das nicht, dass man Tumoren nicht mehr operieren sollte. Bleiben Tumoren unbehandelt, kann ihr Wachstum unaufhaltsam voranschreiten – und mit fortgeschrittenem Stadium steigt auch das Risiko, dass der Krebs Tochtergeschwüre bildet."

Metastasen vorbeugen: Operation wird mit anderen Therapien kombiniert

Da bekannt ist, dass sich von einem Primärtumor metastasierte Krebszellen lösen können, wird eine Operation in der Regel durch weitere Krebstherapien ergänzt, die das Ziel haben, unentdeckte Krebszellen abzutöten. Das kann im Rahmen einer Chemotherapie, einer Strahlentherapie oder einer zielgerichteten Therapie mit verschiedenen Wirkstoffen oder Antikörpern erfolgen.

Welcher Behandlungsansatz im individuellen Fall als erfolgversprechend gilt, ist unter anderem abhängig vom Tumorstadium, dem Ort des Tumorwachstums, der Aggressivität des Tumors und dem Gesundheitszustand des Betroffenen. Können nicht alle vom Primärtumor gelösten Krebszellen abgetötet werden, können sie nach einer Ruhephase aktiv werden, wachsen und zu größeren Metastasen heranwachsen.

(Quelle: Carina Kircher, Wiesloch)

Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat die Expertin in der Inneren Medizin sowie in der klinischen Grundlagenforschung gearbeitet. Sie steht in engem Kontakt mit Krebspatinnen und -patienten und unterstützt diese auf dem Weg ihrer Krebserkrankung.

Wann metastasiert Krebs?

Ob und wann Krebs Metastasen bildet, lässt sich nicht klar beantworten. Jeder Krebs ist individuell und hat einen eigenen Krankheitsverlauf. Manche Tumoren wachsen rasch, andere langsam, manche sind sehr aggressiv, bei anderen kann zugewartet werden. Auch lässt sich kein bestimmter Zeitpunkt festmachen, wann Krebs streut.

Mancher Krebs streut bereits in einem sehr frühen Stadium, andere Tumoren erst spät oder gar nicht. "Es gibt Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, die häufig früher Metastasen bilden als andere", sagt Weg-Remers. "Eine zuverlässige Vorhersage des Verlaufs ist allerdings schwierig. Generell gilt: Die besten Heilungschancen bestehen dann, wenn Krebs frühzeitig entdeckt und behandelt wird – bevor er metastasiert."

Wie können sich die Studienergebnisse nutzen lassen?

Schätzungsweise 90 Prozent aller Krebstodesfälle sind auf die Tumorabsiedlungen zurückzuführen. Hat Krebs gestreut, ist er in den meisten Fällen nicht mehr heilbar. Weitere Untersuchungen der beiden Spaltprodukte nANGPLT4 und cANGPLT4 könnten für die zukünftige Krebstherapie möglicherweise spannend werden.

Man stelle sich beispielsweise vor, dass sich aus den Botenstoffen ein Medikament entwickeln lasse, welches das Auswachsen von Metastasen wirksam unterdrücken kann. Einige solcher Wirkstoffe sind in klinischen Studien bereits gescheitert. Die Entdeckung von nANGPLT4 und cANGPLT4 kann möglicherweise einen neuen Forschungsansatz darstellen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dkfz.de: "Metastasen: die tödlichen Töchter". Pressemeldung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). (Stand: 30. Januar 2018)
  • krebsinformationsdienst.de: "Wie entstehen Metastasen?". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 5. Juli 2021)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie Krebszellen wachsen und sich ausbreiten". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. März 2022)
  • gesundheitsinformation.de: "Behandlung von Metastasen im ganzen Körper". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 12. Februar 2020)
  • gesundheitsinformation.de: "Brustkrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. März 2022)
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