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Nach "Dorian": 70.000 Menschen in Not – Todeszahlen steigen


Trump sichert den Bahamas Hilfe zu
Nach "Dorian": 70.000 Menschen in Not – Todeszahlen steigen

Von dpa, aj

05.09.2019Lesedauer: 4 Min.
Trauer auf den Bahamas nach Hurrikan "Dorian": Rund 70.000 Menschen brauchen laut UN Hilfe.Vergrößern des BildesTrauer auf den Bahamas nach Hurrikan "Dorian": Rund 70.000 Menschen brauchen laut UN Hilfe. (Quelle: ap)
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Überschwemmungen, zerstörte Ortschaften und immer mehr Todesopfer: Hurrikan "Dorian" hat die Bahamas schwer getroffen. Luftaufnahmen zeigen das Ausmaß der Zerstörung.

Nach dem verheerenden Hurrikan "Dorian" ist die Zahl der Toten auf den Bahamas auf 20 gestiegen. Die Opferzahl könne jedoch noch weiter ansteigen, sagte der Gesundheitsminister der Bahamas, Duane Sands, am Mittwoch gegenüber örtlichen und US-Medien. Die Rettungseinsätze sowie die Suche nach möglichen Opfern in überschwemmten Häusern habe gerade erste begonnen, sagte Sands. Zuvor hatten die Behörden von sieben Toten durch den Wirbelsturm gesprochen.

Nach Angaben der UN benötigen etwa 70.000 Menschen auf den Bahamas "sofortige Hilfe". Die Menschen benötigten Lebensmittel, Wasser, Unterkünfte und Medikamente, sagte der UN-Chef für humanitäre Angelegenheiten, Mark Lowcock, bei einem Kurzbesuch auf den Bahamas. Die Vereinten Nationen hätten eine Soforthilfe von einer Million Dollar (900.000 Euro) zur Verfügung gestellt. Die Abaco-Inseln und Grand Bahama hätten "enorme Verwüstung" erlitten, erklärte UN-Nothilfekoordinator Marc Lowcock am Mittwoch telefonisch aus den Bahamas. Die Bevölkerung brauche ersten Bestandsaufnahmen zufolge dringend Lebensmittel, sauberes Trinkwasser und Notunterkünfte. Bislang seien die Inseln nur per Hubschrauber zu erreichen, weil die Flughäfen überschwemmt oder beschädigt seien. Auch Verbindungsstraßen auf den Inseln könnten nicht genutzt werden.

Die Bahamas seien ein relativ wohlhabendes Land, doch angesichts des Ausmaßes der Katastrophe – das fast ein Fünftel der Bevölkerung betreffe – sei auch Hilfe von außen nötig, erklärt Lowcock. Teile der Inseln sind immer noch von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt keine Stromversorgung mehr und nur noch stark eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten. Lowcock erklärte, es sei daher zu befürchten, dass die Zahl der Todesopfer "bedeutend ansteigen" werde. Die Regierung sprach zuletzt von sieben Toten.

Trump sichert den Bahamas Hilfe zu

US-Präsident Donald Trump hat der Regierung der Bahamas "alle angemessene Hilfe" der USA zugesichert. Trump habe in einem Telefonat mit Premierminister Hubert Minnis auch sein Beileid ausgedrückt für die Opfer und für die von dem Wirbelsturm verursachte "katastrophale Zerstörung", erklärte das Weiße Haus am Mittwochabend (Ortszeit). Trump und Minnis wollten demnach in Kontakt bleiben, um eine möglichst effiziente Hilfe aus den USA sicherzustellen. "Was dort passiert, ist unglaublich", sagte Trump am Mittwoch im Weißen Haus in Washington. "Sie brauchen viel Hilfe."

Der Wirbelsturm hatte am Sonntag zuerst die Abaco-Inseln im Nordosten des Karibikstaates getroffen und dabei Windböen von fast 300 Kilometern pro Stunde entwickelt. Er gehörte damit zu den Hurrikans der gefährlichsten Kategorie fünf. Es handelte sich um den verheerendsten Wirbelsturm auf den Bahamas seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Am Montag war "Dorian" über die Insel Grand Bahama gezogen und hatte sich nur quälend langsam weiter bewegt.

Solange sich der Wirbelsturm bis Dienstag praktisch über der Insel Grand Bahama festgesetzt hatte, waren Rettungseinsätze nahezu unmöglich. Dort kamen die Hilfsaktionen erst am Mittwoch in Gang. Insgesamt leben etwa 76.000 Menschen in den besonders betroffenen Gebieten. Im staatlichen Rundfunk und in sozialen Medien meldeten sich zahlreiche Bahamaer, die Angehörige vermissten. In weiten Teilen der Inseln war der Mobilfunk gestört.

Einige Menschen waren auf Jetskis und Booten in den überschwemmten Gebieten unterwegs, um Notleidende zu retten. Die Bemühungen wurden in sozialen Medien koordiniert. Bekannte Twitter-Nutzer verbreiteten Nachrichten über die Aufenthaltsorte von Hilfsbedürftigen und organisierten auch Benzinspenden für die Boote der Helfer.

"Extreme Verwüstung"

Scott Buschman von der US-Küstenwache hatte am Dienstag gemeinsam mit Minnis die betroffenen Gebiete der Bahamas überflogen. "Wir haben extreme Zerstörung und extreme Verwüstung gesehen", sagte er am Mittwoch dem Sender CNN. "Kleine Dörfer waren fast ganz zerstört." Hilfseinsätze liefen. Der Bedarf an Hilfsgütern sei groß.

In der Nacht zum Mittwoch sollte ein Schiff der britischen Marine die Abaco-Inseln erreichen und die Bewohner mit Lebensmitteln versorgen, sagte Minnis. Staatsoberhaupt des Karibikstaates ist die britische Königin Elisabeth II. Die US-Küstenwache war bereits seit Montag im Einsatz. Der Regierungschef sprach von weiteren Hilfsangeboten und bat um Spenden. Es handle sich um eine der schwersten nationalen Krisen der Geschichte des Landes. Er kündigte auch den Einsatz von Sicherheitskräften an, um die öffentliche Ordnung zu bewahren.

Der Hurrikan zog am Mittwoch weiter Richtung Norden, entlang der Südostküste der USA - allerdings deutlich abgeschwächt, als Hurrikan der Kategorie zwei. Er kam der Küste Floridas am Mittwoch sehr nahe und sorgte dort für heftigen Wind und Regen. Anders als ursprünglich befürchtet, traf "Dorian" die US-Küste aber nicht direkt.

In Cocoa Beach nördlich der Stadt Melbourne waren die Straßen am Mittwochmorgen (Ortszeit) noch leer, Geschäfte verrammelt, Schulen geschlossen. Aber im örtlichen "Waffle House" war der Andrang groß. Die Kette hat sich einen Namen damit gemacht, ihre Restaurants bei schweren Unwettern auch dann offen zu halten, wenn andere längst geschlossen haben. Viele Menschen kamen zum Frühstücken dorthin – mit dem Gefühl, dass sie bei diesem Sturm glimpflich davongekommen sind.

"Vergangene Nacht war der Wind wirklich stark, und nun haben wir den Regen", sagte Rick Lee. "Aber es war nicht so schlimm wie befürchtet." Einige Palmen seien umgeknickt, aber das sei normal bei so einem Sturm. "Wir haben unsere Fenster zugenagelt, aber vielleicht können wir die Bretter heute Nachmittag schon abnehmen."

Gefahr in Florida offenbar noch nicht gebannt

Der Leiter des Nationalen Hurrikan-Zentrums, Ken Graham, sagte am Mittwoch, die US-Küste werde noch mehrere Tage mit dem Hurrikan zu tun haben. Meteorologen warnten vor Sturmfluten an der US-Küste. Nach Florida sollte "Dorian" entlang der Küste Georgias weiterziehen. Weiter nördlich, in South Carolina und North Carolina, könnte er am Donnerstag und Freitag womöglich auch direkt über die Küste wegziehen, warnten die Experten. Die Gefahr sei noch nicht gebannt.


"In Florida hatten wir Glück", sagte Trump. Er hoffe, dass das Gleiche auch für South Carolina und North Carolina gelten werde und der Sturm diesen Staaten auf seinem weiteren Weg nicht zu nahe komme. Es sei aber nicht mit Sicherheit vorherzusehen, welchen Kurs der Hurrikan einschlage. Der Sturm sei unberechenbar. "Dorian" traf als Hurrikan der höchsten Kategorie auf die Bahamas und verharrte lange über den nördlichen Inseln. Für die Bahamas war es der stärkste Wirbelsturm seit Beginn der modernen Aufzeichnungen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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