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Asiatische Länder wollen Schneeleoparden retten


Stark bedrohte Art
Forscher wollen Schneeleopard retten

dpa, Adriane Lochner

27.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Der Kampf um das Überleben des bedrohten Schneeleoparden geht weiter. "Das Schicksal des Schneeleoparden liegt in unserer Hand", sagte der kirgisische Präsident Almasbek Atambajew am Freitag in Bischkek beim International Snow Leopard and Ecosystem Forum.Vergrößern des BildesDer Kampf um das Überleben des bedrohten Schneeleoparden geht weiter. "Das Schicksal des Schneeleoparden liegt in unserer Hand", sagte der kirgisische Präsident Almasbek Atambajew am Freitag in Bischkek beim International Snow Leopard and Ecosystem Forum. (Quelle: Bernd Weissbrod/dpa-bilder)
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Einst wurden Schneeleoparden von Wilderern bedroht, nun setzen vor allem Umweltzerstörung und Klimawandel der bedrohten Art zu. Die Länder, in denen die Großkatze lebt, wollen nun den Schutz verstärken.

Das Klicken der vielen Kameras stört Alcu nicht. Die betagte Schneeleopardin döst in der Sonne, nur wenige Meter vom Zaun entfernt, hinter dem sich etwa 40 Reporter drängen. Irgendwann wird es Alcu doch zu viel, dann steht sie auf und humpelt in ihre Hütte, auf drei Beinen. Denn wo ihre linke Vorderpfote war, ist nur noch ein Beinstumpf.

Wildhüter haben Alcu im Jahr 2002 aus einer Falle gerettet. Das Fangeisen mit dem Schnappmechanismus hat ihre Pfote abgetrennt. Seither lebt die Schneeleopardin im rund 7000 Quadratmeter großen Freigehege des deutschen Naturschutzbundes (Nabu) nördlich des Gebirgssees Yssykköl in Kirgistan.

Kürzlich hatte Alcu ungewöhnlich viel Besuch. Journalisten aus unterschiedlichen Ländern kamen nach Kirgistan zum International Snow Leopard and Ecosystem Forum, einem Treffen für Schneeleoparden. Der Ausflug zum Freigehege war Teil des Programms.

Zur Zusammenkunft am Freitag in der Hauptstadt Bischkek kamen mehr als 250 Wissenschaftler und Naturschützer sowie Vertreter jener asiatischen Länder, in deren Hochgebirgen der Schneeleopard lebt – darunter Afghanistan, China, Indien, Nepal, Pakistan und Russland.

Problem: Zerstörung der Lebensräume

"Der Schutz des Schneeleoparden und die Steigerung seiner Bestände ist die Hauptaufgabe für uns alle", betonte der kirgisische Präsident Almasbek Atambajew in seiner Ansprache. Der Schneeleopard (Panthera uncia) ist aber mehr als nur eine bedrohte Tierart. Die charismatische Großkatze ist zum Symbol geworden für die bedrohten Hochgebirgsökosysteme Asiens.

"Heute sind es nicht mehr einzelne Individuen, die die größte Gefahr für den Schneeleoparden darstellen, sondern die gesamte Menschheit", sagte Matthias Fiechter vom Snow Leopard Trust (SLT), einer Nichtregierungsorganisation aus den USA. Auf der Liste der Bedrohungen sei die Wilderei nach unten gerückt, oben stehe nun die Zerstörung der Lebensräume durch Überweidung, Umweltverschmutzung, Bergbau und vor allem durch den Klimawandel.

Denn Hochgebirge wie etwa Himalaya, Karakorum oder Pamir reagierten besonders empfindlich auf die Erderwärmung, erläutert Ryan Bartlett, Klimaexperte beim World Wide Fund for Nature (WWF). Gletscher ziehen sich rasch zurück, saisonabhängige Niederschlagsmuster verschieben sich.

So kann der Schneeleopard gerettet werden

"Die Existenzgrundlage der Menschen wird dadurch gefährdet", so Bartlett. Die Beutetiere des Schneeleoparden, etwa Wildschafe, die ohnehin schon mit dem Weidevieh um die kargen Graslandschaften konkurrieren, verschwinden zunehmend. Bartlett zufolge lässt sich das Problem langfristig nur lösen, wenn sich die gesamte Welt an das Klimaabkommen von Paris hält – jenen Vertrag, aus dem die USA gerade ausgestiegen sind.

Eine weitere Strategie sieht Bartlett darin, sich den Veränderungen anzupassen und Lösungen zu suchen. Eine Möglichkeit seien sogenannte "künstliche Gletscher": Dabei wird Schmelzwasser in großen Becken aufgefangen, um zusätzliche Wasservorräte zu schaffen.

Das Global Snow Leopard and Ecosystem Protection Program (GSLEP) soll den Schneeleopard mitsamt Lebensraum retten. Der Aktionsplan umfasst Maßnahmen vom Schutz vor Wilderei über Umweltbildung bis zum Erhalt der Beutetiere. Bereits 2013 trafen sich Vertreter der zwölf Verbreitungsländer in Bischkek, um eine Erklärung zu unterzeichnen. Die sah vor, bis 2020 grenzübergreifend mindestens 20 gesunde Schneeleoparden-Populationen zu identifizieren und zu sichern.

Finanzierungsprobleme

Das GSLEP-Sekretariat in Bischkek soll die internationalen Bemühungen koordinieren. Dort arbeitet der indische Wissenschaftler Koustubh Sharma. Seine Zwischenbilanz: "Der halbe Weg ist geschafft." Die Verbreitungsländer identifizierten 23 Schneeleoparden-Lebensräume mit insgesamt knapp 500.000 Quadratkilometern – das entspricht etwa der Fläche Spaniens. Die Management-Pläne zum Schutz der Gebiete haben bisher Kirgistan, Pakistan, die Mongolei, Bhutan und Nepal fertiggestellt.

Die Finanzierung des Programms könnte allerdings Probleme bereiten. Von den veranschlagten 182 Millionen US-Dollar (etwa 154 Millionen Euro) wurde bisher nur etwa ein Viertel von den Verbreitungsländern bereit gestellt. Hauptgeldquelle ist die Global Environment Facility (GEF), eine Institution zur Finanzierung von Umweltprojekten in Entwicklungsländern.

Prominente Unterstützung

Für einen neuen Motivationsschub haben Umweltgruppen vor dem Treffen in Bischkek eine Petition zur Rettung des Schneeleoparden gestartet und Unterschriften gesammelt, mit Unterstützung von Hollywoodstar Leonardo DiCaprio. Der kam zwar nicht zum Treffen, dafür aber Bollywood-Kollegin Diya Mirza. Als Botschafterin des guten Willens übergab sie die Unterschriften symbolisch an die kirgisische Regierung. Am Freitagabend haben dann alle Verbreitungsländer die Bischkek-Erklärung bekräftigt.

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