t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeLebenEssen & Trinken

Chips und Schokolade: Warum wir so gerne knabbern und wie man aufhört


Warum wir nicht genug kriegen
Knabberkram: So gelingt das Aufhören

Von dpa
Aktualisiert am 14.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Für viele unwiderstehlich: Warum ist die Lust am Futtern so schwer zu bremsen?Vergrößern des BildesFür viele unwiderstehlich: Warum ist die Lust am Futtern so schwer zu bremsen? (Quelle: Sergiy Tryapitsyn)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

"Kaum sind sie da, sind sie weg", lautete mal ein Werbeslogan für Süßes. Und oft stimmt es. Warum können wir nicht aufhören, bevor die ganze Tüte leer ist?

Gerade fettiges oder süßes Essen macht glücklich, wie Martin Smollich, Ernährungswissenschaftler am Institut für Ernährungsmedizin der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, erklärt.

Der Grund: "Die Darmzellen haben Sensoren für Zucker und Fett." Kommen die Moleküle aus der Nahrung dort an, wird ein elektrischer Impuls über die Nerven ins Gehirn geleitet. "Dort wird der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dopamin steigert den Appetit und erzeugt ein Glücksgefühl." Und besonders glücklich reagiert das Gehirn, wenn Zucker und Fett in einem Lebensmittel kombiniert sind. Manche Experten sprechen vom so genannten Nutella-Effekt.

Fett und Zucker waren überlebenswichtig

Die Vorliebe für Süßes und Fettiges hat ihren Ursprung in Zeiten des Mangels. "Früher war es so, dass Nahrung insgesamt knapp und vor allem im Winter kaum vorhanden war", erklärt Smollich. Und Fett und Zucker waren die wichtigsten Energielieferanten. "Menschen, die darauf besonders angesprochen und sich Vorräte für Hungerzeiten angegessen haben, hatten folglich auch die besseren Überlebenschancen."

Studien hätten gezeigt, dass der Mensch eine angeborene Vorliebe für Süßes habe, sagt Smollich. "Schon ungeborene Kinder im Uterus lächeln, wenn die Schwangere etwas Süßes statt etwas Bitterem isst." Diese Prägung mache auch Sinn: In der Natur gebe es fast nichts, was süß und gleichzeitig giftig sei. Giftige Pflanzen und Früchte schmeckten meist bitter.

Knabbern aus Gewohnheit

Ein weiterer Faktor sind kulturelle Muster. In manchen Regionen gehört das Feierabendbier einfach dazu – "und das gilt auch für Chips", sagt Christoph Klotter, bis zu seinem Ruhestand Ernährungspsychologe und Psychotherapeut an der Hochschule Fulda. "Denn die stehen in unserer Kultur für Erholung, Entspannung und Vergnügen."

Daneben spiele Gewohnheit eine Rolle, so Klotter. "Wenn ich in den Supermarkt gehe, dann wähle ich seit Jahren immer die gleiche Joghurtsorte aus. Oder wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, dann muss es eben etwas Süßes sein."

Nicht zuletzt werde Essen oft als Emotionsmanager eingesetzt. "Wenn wir abends alleine vor dem Fernseher sitzen und uns einsam fühlen, dann wird der Kummer weggegessen", sagt der Psychologe. Mit dem Partner könne es am Ende des Tages Konflikte geben – mit dem Kühlschrank nicht.

Chips und Schokolade aktivieren Belohnungssystem

Wie stark sich solche Gewohnheiten im Gehirn einprägen, zeigt eine kürzlich vorgestellte Studie. Weil fettes und süßes Essen das Belohnungssystem so stark aktiviere, lerne das Gehirn unbewusst, solche Lebensmittel zu bevorzugen, berichtete ein Team des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln im März. "Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst, belohnendes Essen zu bevorzugen", erläuterte Studienleiter Marc Tittgemeyer.

Eingefahrene Gewohnheiten zu durchbrechen und die Chipstüte gar nicht erst zu öffnen, sondern vielleicht zum gesünderen Apfel zu greifen, könne daher schwierig sein, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Chips gehörten zudem zu den Lebensmitteln mit eingebautem Suchtfaktor: "Klar ist, dass in Chips Stoffe enthalten sind, die geschmacksverstärkend wirken. Vor allem Aromen stehen im Verdacht, ein stärkeres Verlangen auszulösen. Hefeextrakt und früher das Glutamat haben eine ähnliche Wirkung."

Entsprechend groß muss der Wille sein, die Chipstüte einmal nicht anzurühren – oder zumindest nur einen kleinen Teil davon zu essen. Dafür sei es unter anderem wichtig, dass das Essen nicht nebenbei passiert – also zum Beispiel parallel zum Film- oder Handygucken, sagt Ernährungswissenschaftler Smollich. Wichtig sei auch die Unterstützung durch Berater oder eine vertraute Person aus dem Umfeld. Denn, so gibt Armin Valet zu bedenken: Wenn der Heißhunger kommt, ist die nächste Tüte Chips meist nur ein paar Schritte entfernt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website